Verdacht der Untreue:In der Rolle des Beschuldigten

Fernseh-Staatsanwalt und Verteidiger Sewarion Kirkitadse soll Geld eines Mandanten unterschlagen haben.

Ekkehard Müller-Jentsch

Fernseh-Staatsanwalt Sewarion Kirkitadse bekam gestern in der Kanzlei Besuch von einer richtigen Staatsanwältin - allerdings kam die Vertreterin der Ermittlungsbehörde nicht zum kollegialen Plauderstündchen, sondern brachte Polizeibeamte zur Durchsuchung mit. Kirkitadse, der in München Anwalt ist, wird von einem früheren Mandanten beschuldigt, Geld veruntreut zu haben.

Verdacht der Untreue: Der Münchner Fernseh-Staatsanwalt Sewarion Kirkitadse  wird von einem früheren Mandanten beschuldigt, Geld veruntreut zu haben.

Der Münchner Fernseh-Staatsanwalt Sewarion Kirkitadse wird von einem früheren Mandanten beschuldigt, Geld veruntreut zu haben.

(Foto: Foto: Sat1)

Der 57-Jährige bestreitet die Vorwürfe und zeigte sich im Gespräch mit der SZ sicher, dass er sich entlasten könne. Fernsehzuschauer kennen den Juristen als Verteidiger von Recht und Gesetz in der Rolle des Anklägers, etwa in der Gerichtsshow "Richter Alexander Hold" oder in der Pseudo-Doku-Serie "K11 - Kommissare im Einsatz".

Strafanzeige gegen den Kollegen Kirkitadse hat Rechtsanwalt Peter Brüninghaus aus Kolbermoor wegen des Verdachts der Untreue erstattet. Außerdem reichte er Zivilklage beim Landgericht MünchenI ein: Kirkitadse soll gezwungen werden, Auskunft über Schadenersatz- und Schmerzensgeldzahlungen zu geben, die er von einer Versicherung für einen Mandanten bekommen hat und dazu die Richtigkeit seiner Angaben "an Eides Statt" versichern.

Quittung aus "unerklärlichen Gründen" verschwunden

Anschuldigungen dieser Art sind mehr als harter Tobak für einen Rechtsanwalt, der als "Organ der Rechtspflege" gilt und Sachwalter der Interessen seines Mandanten sein soll. Noch dazu im eigenen Gerichtsbezirk zum Mittelpunkt staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen zu werden, ist für einen Advokaten schlichtweg der Gau. Um so erstaunlicher, dass Kirkitadse nicht schon im Vorfeld der Anzeigen alles Erdenkliche unternommen hat, um eine weiße Weste nachzuweisen.

Zur Last gelegt wird ihm, im September 2006 für das Opfer eines Verkehrsunfalls 17.000 Euro Abfindungssumme sowie die vollen Anwaltskosten von einer Versicherung erhalten, dann aber eineinhalb Jahre lang den Mandanten darüber nicht informiert und ihm auch das Geld nicht zugeleitet zu haben. Anwalt Brüninghaus: "Das lässt sich nicht mit einem Büroversehen, ja auch nicht mit grober Schlamperei und Fahrlässigkeit entschuldigen." Es erscheine unmöglich, dass solch ein Betrag irgendwo auf Kanzleikonten "vergessen" werde.

Kirkitadse sagte der SZ, er habe seinen Mandanten natürlich informiert. Auch frühere Versicherungszahlungen seinen prompt an diesen weitergeleitet worden. Bei solch einer Überweisung sei ein Fehler passiert: Man habe 7578 Euro versehentlich zweimal an den Mandanten geschickt. Der habe sich deswegen aber nie gerührt. Deshalb sei später der 17.000-Euro-Scheck mit diesem Betrag verrechnet worden. Der Mandant habe von Kirkitadse persönlich 9422 Euro bar ausgezahlt bekommen. Die Quittung dafür sei aber "aus unerklärlichen Gründen verschwunden".

Weiteres Verfahren gegen Kirkitadse

Kirkitadses Bürokollegin Isabella Schulien - seit kurzer Zeit Frau Kirkitadse - teilte der Staatsanwaltschaft mit, sie habe damals bei einem kurzen Blick ins Besprechungszimmer diese Quittung gesehen, allerdings nicht die Geldübergabe. Ihr Kollege schließe inzwischen aber nicht aus, dass der damalige Mandant Quittung und Durchschlag in einem unbeobachteten Augenblick an sich gebracht haben könnte. Anwalt Brüninghaus: "Aufgrund dieser Behauptung habe ich zusätzlich Anzeige wegen Verleumdung und falscher Anschuldigung gestellt."

Übrigens läuft beim Landgericht immer noch ein weiteres Verfahren: Wie berichtet, hat ein anderer Ex-Mandant Kirkitadse zivilrechtlich verklagt, 8000 Euro unterschlagen zu haben. Isabella Kirkitadse sagte nach der Durchsuchung zur SZ, sie hoffe, dass sich bald die Unschuld ihres Mannes beweisen lasse. Die Staatsanwaltschaft gab bisher keine Stellungnahme ab.

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