Verbrechen in München:Computer berechnet Einbrüche

Wohnungseinbruch

Einbrecher machen in den Osterferien bestimmt keinen Urlaub. Die Polizei empfiehlt: Wohnung sichern, mit Nachbarn reden, Verdächtiges melden.

(Foto: Gebert/dpa)
  • Mit einem speziellen Computerprogramm versucht die Müncher Polizei derzeit, Einbrüche vorherzusagen.
  • Der Computer wird mit Daten der vergangenen sieben Jahre sowie aktuellen Fällen gefüttert und soll dann anzeigen, wo Einbrüche mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit verübt werden.
  • Die Polizei konnte auf diese Weise bereits Täter stellen.

Von Martin Bernstein

Kann ein Computerprogramm Einbrüche vorhersagen? Die Münchner Polizei probiert das gerade aus - sehr zum Leidwesen eines mutmaßlichen Einbrechertrios aus Litauen. Am 10. März hatte "Precobs" (Pre Crime Observation System) mal wieder Alarm geschlagen. In Aubing, folgerten die Verantwortlichen im Präsidium, lohne es sich, die Augen ganz besonders weit offen zu haben. Und besonders viele Augen. Deshalb war an diesem Tag eine Einsatzhundertschaft im äußersten Münchner Westen unterwegs. Auf der Bodenseestraße kam den Beamten gegen 2.50 Uhr ein Auto merkwürdig vor. Zurecht: Die deutschen Kennzeichen waren gestohlen, auf dem Rücksitz lagen die litauischen Originale. Und im Kofferraum ein Komplettpaket zum Begehen von Einbrüchen: diverse Werkzeuge, ein Tierabwehrspray, drei Rettungsmesser und zwei Multitools.

Hundert Mal hat das System seit Oktober angeschlagen

Woher Precobs das wusste? Der Computer wird mit Daten der vergangenen sieben Jahre sowie aktuellen Fällen gefüttert und soll dann anzeigen, wo Einbrüche mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit verübt werden. Das Programm wird zunächst bis Ende März getestet. Rund hundert Mal hat das System seit Oktober angeschlagen - immerhin drei Wohnungseinbrecher konnte die Polizei dadurch auf frischer Tat ertappen, außerdem 16 weitere Delinquenten.

Möglicherweise - Polizeivizepräsident Robert Kopp wollte sich da am Dienstag noch nicht endgültig festlegen - hat also Kollege Computer der Münchner Polizei dabei geholfen, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche seit Oktober im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 30 Prozent gesunken ist. Und das angesichts des gegenläufigen Trends im Freistaat: Bayernweit stieg die Zahl der Fälle im vergangenen Jahr um 30 Prozent an auf 8210 Wohnungseinbrüche. In München dagegen ging im Januar die Zahl von 204 (im Jahr 2014) auf 125 (in diesem Jahr) zurück, im Februar von 151 auf 95.

War es also Precobs? Oder das schlechte Wetter? Oder die Erkenntnis von Einbrechern, dass sie am Tatort nahezu zwangsläufig DNA-Spuren hinterlassen, mit denen ihnen die Polizei auch nach Jahren noch auf die Schliche kommen kann? Erst gestern vermeldete das Polizeipräsidium, dass sechs Büroeinbrüche aus Haidhausen und ein Einbruch in einen Oberhachinger Kiosk aus dem Jahr 2014 mittels Gentechnik aufgeklärt werden konnten. Und offenbar trägt auch die Aufklärungsarbeit der Polizei Früchte: Um 35 Prozent gestiegen ist in den vergangenen fünf Jahren laut Kopp die Zahl derjenigen Menschen, die der Polizei über die Notrufnummer 110 Verdächtiges mitgeteilt haben.

Kostenlose Beratung gibt es auch beim Kommissariat 105 unter der Telefonnummer 089/ 29 10 34 30. Je schwerer man Einbrechern die Ausübung ihres Handwerks macht, desto häufiger brechen sie ihren Versuch ab. Für eine unversperrte Tür, sagt Kommissariatsleiter Arno Helfrich, brauchen Profis zehn Sekunden, für eine abgesperrte immerhin schon eine Minute.

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