Verbindung zur AfD:Zeichner darf weitermachen

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MVG trennt sich nicht von Illustrator der Münchner-Kindl-Spots

Von Bernd Kastner

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) arbeitet vorerst weiter mit dem Illustrator des Münchner Kindls zusammen. Dieser zeichnet nicht nur für die MVG Spots, die auf den Bildschirmen in U- und Trambahnen laufen. Er ist Mitglied der AfD und hat den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke im Landtagswahlkampf vergangenen Herbst unterstützt, indem er für die AfD einen Comic illustriert hat.

In diesem dreiseitigen Comic mit dem Titel "Zeit für die Wende 2.0" beklagen eine Frau und ein Mann den Zustand der Bundesrepublik, die sie auf eine Stufe mit der DDR stellen. Man sei "wieder auf dem besten Weg in eine Gesinnungsdiktatur", heißt es etwa. Höcke tritt auch auf und sagt: "Beängstigend, wie gleichgeschaltet Politik, Medien, Kultur und sogar die Kirchen inzwischen wirken." Am Ende sagt die Frau im Comic: "AfD zu wählen ist heute wie eine friedliche Revolution mit dem Stimmzettel." Höcke ist Anführer des Flügels innerhalb der AfD, den der Verfassungsschutz als Verdachtsfall einstuft.

Der Zeichner des Münchner Kindls findet den Text des Comics, der ihm von der AfD vorgegeben worden sei, "prinzipiell okay". Es habe sich dabei um eine normale, bezahlte Auftragsarbeit gehandelt. "Ich wüsste nicht, was verwerflich daran wäre", sagte der Zeichner der SZ. Nachdem die MVG vom politischen Engagement des Zeichners erfahren hatte, wurde intern diskutiert, wie man mit dieser Konstellation umgehen soll: Ausgerechnet die Münchner Symbolfigur wird, im Auftrag eines öffentlichen Unternehmens, von einem Mann gezeichnet, der den AfD-Rechtsaußen Höcke unterstützt.

Beauftragt mit den kurzen Filmen ist laut MVG-Sprecher Matthias Korte eine Video-Agentur, bei der "eine Vielzahl von Menschen" an den Spots beteiligt seien. Derzeit sehe die MVG "keinen akuten Handlungsbedarf", auf einen Ausschluss des Zeichners zu dringen. "Die laufenden Produktionen werden wie geplant fortgesetzt." Die Spots entstünden nach genauen Vorgaben der MVG. Das Münchner Kindl präsentiert sich als eine Art Alltagsheld, der Tipps für die Nutzung von Bus, Tram und U-Bahn gibt; es sei "von Haus aus unpolitisch", so Korte. "Trotzdem löst das Wissen um das Engagement eines der Beteiligten in politischen Randbereichen natürlich Unbehagen bei uns aus." Ob man die Zusammenarbeit in der bisherigen Form dauerhaft fortsetze, werde man nach weiteren Gesprächen zu gegebener Zeit entscheiden.

© SZ vom 22.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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