Theater: Lust am Spiel mit dem Bösen
Richard, Herzog von Gloucester, ist hässlich, missgebildet, lahm. Er ist gierig, grausam und gelangweilt. Er ist beredt, falsch und durchtrieben. Kurz: Er ist einer der vollkommensten Schurken der Theatergeschichte. Genau das macht seine Faszination bis heute aus. "Shakespeares 'Richard III.' ist ein Stück, das man immer einmal inszenieren will, ähnlich wie den Hamlet oder den Sommernachtstraum"', erzählt Christian Stückl. Am Donnerstag, 20. November, hat sein "Richard III." im Volkstheater Premiere.
Mit der Aufführung geht ein langgehegter Wunsch für den Intendanten und Regisseur in Erfüllung: "Den 'Richard' habe ich bereits mit 18 gelesen, seitdem treibt er mich um. Aber erst jetzt habe ich es geschafft, ihn zu machen." Die Kombination aus Klugheit, rhetorischer Brillanz und Brutalität ist es, die Richard unwiderstehlich macht, einen in Bann zieht. Einen richtigen Unterhaltungskünstler, der sich inszeniert, der verführt, von einer Situation in die andere prescht, nennt Stückl ihn. Und weiß, dass in den Qualitäten der Figur auch die größte Gefahr für eine Aufführung liegt. Nur allzu leicht steht auf einmal ein Alleinunterhalter auf der Bühne.
Um dem zu entgehen, hat Stückl das andere Personal - Buckingham, Sir William Catesby oder Anne, die Witwe Eduards und, bis zu ihrer Ermordung, kurzzeitige Gattin Richards - zu stärken versucht. Kein leichtes Unterfangen, denn Shakespeare hat es bei weitem nicht so sorgfältig ausgearbeitet wie seine Hauptfigur.
Ganz zentral in seiner Inszenierung ist die Frage, warum Menschen einem skrupellosen Mörder folgen: "Warum erliegen sie einem solchen Typen, warum bleiben sie an ihm dran? Letztlich ist es das Menschengeflecht um Richard herum, das mein Interesse auf sich gezogen hat." Shakespeare hat in seinem Drama, wie so oft, ein elementares Menschheitsthema zur Disposition gestellt, und deshalb hat Stückl seine Aufführung auch in keiner bestimmten Zeit angesiedelt: "Beim Richard fällt einem jeder Alleinherrscher ein, der keine Menschen mehr neben sich akzeptiert."
Die Kostüme sind teils historisch, teils heutig und das Bühnenbild von Alu Walter ist ein neutraler Einheitsraum mit einem großen Ausblick nach hinten, in die freie Natur. "Unser Raum kann alles in sich aufnehmen", begründet Stückl die Entscheidung. "Mal ist man im Esszimmer von Richard, dann durch Lichtführung in einer Kirche, und ein anderes Mal ist man im Garten draußen, wo es regnet und stürmt."
Richard III., Premiere: Donnerstag, 20.November, 19.30 Uhr, Volkstheater, Brienner Straße 50, Tel. 523 46 55
Text: Florian Welle Foto: Arno Declair