Veranstaltungstipps: 20.11 bis 26.11:Die Woche in München

Kann Alice Cooper die Münchner noch schocken? Und was macht Peter Pan auf dem Tollwood? Immer donnerstags: Die Veranstaltungstipps für München.

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Die Woche in München

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Kann Alice Cooper die Münchner noch schocken? Und was macht Peter Pan auf dem Tollwood? Immer donnerstags: Die Veranstaltungstipps für München.

Party

Donnerstag: Kiwi: Die Neuseeländer The Black Seeds rocken die Registratur nach allen Regeln der Kunst (20 Uhr, Blumenstraße 28).

Freitag: Neu: Michi Kern startet im Keller des Hotels Vier Jahreszeiten für die kommenden sechs Wochen einen Club mit Schwerpunkt auf Elektro (22 Uhr, Maximilianstraße 17). Album-Präsentation: Sasse alias Freestyle Man aus Berlin stellt sein zweites Deep-House-Album namens "Toinen" im Harry Klein vor (23 Uhr, Friedenstraße 10). Im Volksgarten trinken weibliche Wesen in der "Girls Lounge" bei "5 nach 12" bis kurz nach Mitternacht gratis, die Party-Musik ist House-betont mit DJ Core und Steve Lane (Rosenheimerstraße 148).

Samstag: Buchpräsentation: Das Werk "Mjunik Disco" beschäftigt sich mit den vergangenen 50 Jahren Münchner Clubgeschichte. Der Blumenbar-Verlag lädt zur Vorstellung des Mammut-Werks ins Pacha (21 Uhr, Maximiliansplatz 5). Oans, zwoa, gsuffa: Im Hofbräukeller legt das Blauephase-DJ-Team viel House für Homosexuelle und Freunde auf (22 Uhr, Wiener Platz) Chris Liebing, Ibiza-geprüfter Techno-DJ, lässt die Freiheizhalle erzittern (22 Uhr, Rainer-Werner-Fassbinder-Platz 1). Nochmal Balearen: Die Ibiza Brothers geben eines ihrer raren Live-Sets im Eight Seasons (22 Uhr, Maximilianstraße 2). Hanson & Schrempf bringen harten Techno in den Strobe Club (23 Uhr, Grafinger Straße 6). In der Roten Sonne bittet man zur Clone Labelnacht, wo Legowelt ein sphärisches Live-Set geben werden (23 Uhr, Maximiliansplatz 5). Break-Beats: DJ Peshay, guter Freund von Goldie und anderen Jungle-Djs aus dem ehemaligen Blue-Note-Club-Umfeld, wird vom La Boutique-Team aus London ins Café King eingeflogen (22 Uhr, Müllerstraße 3).

Sonntag: Neu und zentral zum Zweiten: Im Match Club in der Fußgängerzone beginnt die Afterhour um Punkt fünf Uhr früh (Neuhauserstraße 47).

Montag: Blauer Montag: DJ Marc Zimmermann holt in der Milchbar Punk- und New-Wave-Singles aus seiner Plattenkiste (22 Uhr, Sonnenstraße 12).

Dienstag: Easy Listening: Die Glam- und Glitter-Party von Rainer Mund und Bernd Hartwich hat im 089-Club eine neue Heimat gefunden (21 Uhr, Maximiliansplatz 5).

Mittwoch: Anglophil: Beim "Britwoch" im Atomic Café legt DJ Dominic von M94,5 neueste Hits aus London auf (22 Uhr, Neuturmstraße 5).

Foto: Stephan Rumpf

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Tollwood: Mit Latex-Lachs ins Nimmerland

Die Erinnerungen halten den alten Clown am Leben, der da still und mit eingefallenem Gesicht im Rollstuhl sitzt. Vor langer Zeit spielte er einmal Peter Pan, jagte in der Manege seinem Schatten hinterher und flog auf der Wolke seiner Träume ins Nimmerland. Die Bilder der Vergangenheit tragen den greisen Mann fort aus dem Jetzt und werden noch einmal Wirklichkeit.

Regisseur Sven Grunert hat den weltberühmten Märchenstoff von James M. Barrie für das Tollwood-Festival neu interpretiert. Die Welt der verlorenen Jungs ist nicht mehr eine fiktive Insel irgendwo im Meer, sondern der Zirkus. Als Clowns der Manege lümmeln sie auf Gymnastikbällen herum, hin- und hergerissen zwischen ihren Sehnsüchten und dem wahren Leben. Und da ist Peter Pan. Ein pubertierender Punk, ein Rebell: nirgendwo aufgehoben, launisch, herrisch und gleichermaßen verletztlich.

Fünf Wochen lang wird er bis zum 31. Dezember im Peter-Pan-Zelt (Premiere: 26.12., Einlass Fest-Menü 17.15 Uhr) zu fliegen versuchen - was zur frechen, aber melancholischen Musik der Balkan-Jazz-Gruppe Konnexion Balkon auch gelingen wird.

Fernsehkoch Stefan Marquard hat die Figur des punkenden Pan jedenfalls schnell auf unkonventionelle Gedanken für sein Fest-Menü gebracht. Hört er doch beim Kochen am liebsten Punk-Musik. Das Resultat: Latex-Lachs oder Kapitän Hooks Schokoladenschiff mit Totenkopf-Mandelsegel.

Wie immer ist der Schwerpunkt des Winter-Festivals die Theater-Eigenproduktion. Aber noch ein anderer liegt dem Tollwood-Team am Herzen: der "Weltsalon". Zum zweiten Mal sollen auf der Bühne vor der leuchtenden Weltkugel soziale und ökologische Fragen der Zeit diskutiert werden. Das Motto "Wo bitte geht's zur Zukunft" bündelt zwei Themenkomplexe: Wasser und Gentechnik. Experten, Buchautoren ("Wie lang reicht die Ressource Wasser", Wolfram Mauser, 3. 12., 19 Uhr) und Künstler erläutern, wie weit Visionen in die Realität umgesetzt werden können. "Sich engagieren ist die wichtigste Voraussetzung. Und das kann jeder", sagt Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universtität ("Heute Vision, morgen Realität?", 11.12., 20 Uhr).

Zu Gast wird auch Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, sein. Sie diskutiert unter anderen mit SZ-Redakteurin Christiane Schlötzer-Scotland und dem ehemaligen "Cap Anamur"-Chef, Elias Bierdel, über Lösungen im Kampf gegen den Hunger in der Welt (6.12., 19.30 Uhr).

Aber was wäre Tollwood ohne Gastronomie oder das Kunsthandwerk? Der Markt der Ideen, bis zum 23. Dezember geöffnet, ist der beste Ort für Weihnachtseinkäufe: eine grüne Peter-Pan-Mütze vielleicht oder ein Duftkissen für die Traumreise nach Nimmerland?

Winter-Tollwood: Mi., 26. Nov., bis Mi., 31.Dez., Theresienwiese

Text: Nicole Graner Foto: Veranstalter

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Kino: Rock mir das Lied vom Tod

Seit fast 40 Jahren eilt Wim Wenders nun schon von einer filmischen Großtat zur nächsten: Der gebürtige Düsseldorfer gilt als der bedeutendste deutsche Regisseur weltweit, quasi im Alleingang rettete er schon so manches Mal die nationale Ehre auf den A-Festivals in Cannes, Venedig und Berlin. Auch dieses Jahr im Mai war er der einzige Deutsche, der an der Croisette um die Goldene Palme konkurrieren durfte: Mit Palermo Shooting setzt er nach Lisbon Story oder Der Himmel über Berlin die Reihe seiner filmischen Städte-Hommagen konsequent fort.

Wie immer bei Wenders ist dabei alles exquisit: Die Bilder seines Kameramanns Franz Lustig, der Soundtrack mit Songs von The Velvet Underground, Portishead und Calexico, die Schauspieler Dennis Hopper, Giovanna Mezzogiorno, Milla Jovovich und Lou Reed (die beiden Letztgenannten in Gastrollen). Da nimmt man es sogar hin, dass Wenders die Hauptrolle an Campino vergeben hat - der Sänger der Toten Hosen ist zwar kein Schauspieler, typgerecht besetzt meistert er seine Aufgabe aber anständig.

Ein Sieg auf ganzer Linie also? Na ja, nicht ganz: Die Geschichte vom Starfotografen in der Sinnkrise, der in Sizilien die Liebe findet und dem Tod begegnet, kommt dermaßen prätentiös daher, dass einem Hören und Sehen vergeht. Da schlurft schon mal ein Börsenmakler als Schafe hirtender Philosoph durch die Gegend, während andernorts die Traumforschung erörtert wird: "Sind das elektrische Gewitter im Gehirn? Oder steckt mehr dahinter?"

Um die Figur des von Dennis Hopper gespielten Todes wird dagegen die ganze Zeit ein großes Rätsel gemacht - dabei dürfte selbst dem schlichtesten Gemüt nach wenigen Minuten klar sein, um wen es sich hier handelt. Und am Ende beginnt der Knochenmann eine kenntnisreiche Diskussion über moderne Filmherstellungstechniken - "You lost the essence... you are afraid by the real existing world." Fast möchte man glauben, dass er damit auch das Dilemma von Wim Wenders und seinem verunglückten Palermo Shooting ausspricht.

Text: Josef Grübl Foto: Senator

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Konzert: Nostalgie des Gruselns

Ohne Musik sind wir nur ein Kasperl-Theater, beschrieb Schockrocker Alice Cooper einmal seine Bühnenshow. Gerne hätte man da zurückgefragt, ob nicht die Musik selber das Kasperltheater sei? Denn was bliebe von ihr ohne jenem Schlange-tragenden Zombie, der von Groucho Marx als "die letzte Hoffnung des Varieté" gepriesen wurde?

Seine letzte Ehrung als Rockmusiker erhielt Cooper wahrscheinlich in München Ende der Achtziger. Weltweit wurde seine Gruselshow bestenfalls noch mit dem nostalgischen Blick eines Geisterbahn-Liebhabers goutiert, derweil das KVR hier noch die alte Parole aufrechthielt: "Jugendgefährdend", weswegen die eigentliche Zielgruppe, die Coopers "School's Out" mitgröhlt, draußen bleiben musste. Weil in der Show eine Puppe geköpft würde, hieß es.

Zusammen mit den Hardrock-Kollegen von Whitesnake ist der nimmermüde Alice Cooper am Mittwoch, 26. November, 19.30 Uhr, in der Olympiahalle zu erleben. Kartentelefon 21839182

Ebenfalls am Mittwoch, 26. November, in München ist Tracy Chapman. Im Postpalast feiert sie ab 20.30 Uhr ihr 20-jähriges Jubiläum als Musikerin - ganz ohne Begleitung einer Band. Nur sie, ihre Gitarre, ein neues Album und ihre tiefe, eindringliche Stimme - fast wie am Lagerfeuer.

Foto: ddp

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Theater: Lust am Spiel mit dem Bösen

Richard, Herzog von Gloucester, ist hässlich, missgebildet, lahm. Er ist gierig, grausam und gelangweilt. Er ist beredt, falsch und durchtrieben. Kurz: Er ist einer der vollkommensten Schurken der Theatergeschichte. Genau das macht seine Faszination bis heute aus. "Shakespeares 'Richard III.' ist ein Stück, das man immer einmal inszenieren will, ähnlich wie den Hamlet oder den Sommernachtstraum"', erzählt Christian Stückl. Am Donnerstag, 20. November, hat sein "Richard III." im Volkstheater Premiere.

Mit der Aufführung geht ein langgehegter Wunsch für den Intendanten und Regisseur in Erfüllung: "Den 'Richard' habe ich bereits mit 18 gelesen, seitdem treibt er mich um. Aber erst jetzt habe ich es geschafft, ihn zu machen." Die Kombination aus Klugheit, rhetorischer Brillanz und Brutalität ist es, die Richard unwiderstehlich macht, einen in Bann zieht. Einen richtigen Unterhaltungskünstler, der sich inszeniert, der verführt, von einer Situation in die andere prescht, nennt Stückl ihn. Und weiß, dass in den Qualitäten der Figur auch die größte Gefahr für eine Aufführung liegt. Nur allzu leicht steht auf einmal ein Alleinunterhalter auf der Bühne.

Um dem zu entgehen, hat Stückl das andere Personal - Buckingham, Sir William Catesby oder Anne, die Witwe Eduards und, bis zu ihrer Ermordung, kurzzeitige Gattin Richards - zu stärken versucht. Kein leichtes Unterfangen, denn Shakespeare hat es bei weitem nicht so sorgfältig ausgearbeitet wie seine Hauptfigur.

Ganz zentral in seiner Inszenierung ist die Frage, warum Menschen einem skrupellosen Mörder folgen: "Warum erliegen sie einem solchen Typen, warum bleiben sie an ihm dran? Letztlich ist es das Menschengeflecht um Richard herum, das mein Interesse auf sich gezogen hat." Shakespeare hat in seinem Drama, wie so oft, ein elementares Menschheitsthema zur Disposition gestellt, und deshalb hat Stückl seine Aufführung auch in keiner bestimmten Zeit angesiedelt: "Beim Richard fällt einem jeder Alleinherrscher ein, der keine Menschen mehr neben sich akzeptiert."

Die Kostüme sind teils historisch, teils heutig und das Bühnenbild von Alu Walter ist ein neutraler Einheitsraum mit einem großen Ausblick nach hinten, in die freie Natur. "Unser Raum kann alles in sich aufnehmen", begründet Stückl die Entscheidung. "Mal ist man im Esszimmer von Richard, dann durch Lichtführung in einer Kirche, und ein anderes Mal ist man im Garten draußen, wo es regnet und stürmt."

Richard III., Premiere: Donnerstag, 20.November, 19.30 Uhr, Volkstheater, Brienner Straße 50, Tel. 523 46 55

Text: Florian Welle Foto: Arno Declair

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Ausstellung: Passion und Provokation aus Köln

Nur knapp ein Drittel der Bilder, die der Pinakothek der Moderne 2006 von dem Kölner Sammler- und Anwaltsehepaar Michael und Eleonore Stoffel als "unkündbare Dauerleihgabe" zugeeignet worden war, kann jetzt beim ersten großen Auftritt der Sammlung in München vorgestellt werden. Denn von den insgesamt 300 Werken füllen allein die 100 für diese Premiere unter dem Titel "Passioniert Provokativ" ausgewählten Arbeiten ein halbes Stockwerk des Museumsgebäudes.

Und schon die geraffte Präsentation ist fulminant und eindrucksvoll. Frühe und nach gegenwärtigen Maßstäben unbezahlbare Gemälde von Lüpertz oder Immendorf gibt es zu sehen. Richter, Polke, Penck sind prominent vertreten. Dazu die aufstrebenden Stars der achtziger und neunziger Jahre wie Martin Kippenberger, Walter Dahn, die Oehlen-Brüder oder Rosemarie Trockel. Günter Förg hat wie Lüpertz im Kölner Haus der Stoffels lange Zeit ein Atelier genutzt. Seine Bilder fanden ebenso Eingang in diesen bestechend qualitätsvollen Überblick der jüngeren Entwicklung in der Malerei, wie Arbeiten der Amerikaner Terry Winters, David Salle oder Caroll Dunham.

In München schließt sich mit dieser großartigen Donation der 2005 und 2007 verstorbenen rheinischen Mäzene eine klaffende Lücke. Was man zur rechten Zeit versäumt hatte zu erwerben, wird jetzt durch einen unerhörten Glücksfall nachgereicht.

In Köln, der Heimatstadt der Stoffels, wollte man nämlich nur Teile der Sammlung zeigen und den Rest eventuell sogar verkaufen. Udo Brandhorst, gleichfalls potenter Sammler, vermittelte daraufhin den Kontakt nach München. Ein eigenes Museum freilich beanspruchten die Stoffels trotz ihrer großzügigen Schenkung nicht.

Passioniert Provokativ - Die Sammlung Stoffel, Donnerstag, 20.November bis 1. März, Pinakothek der Moderne, Barerstraße 29, Tel.: 23805360

Text: Christoph Wiedemann Foto: Pinakothek der Moderne

(SZ-Extra vom 20.11.2008/af)

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