Theater
Georg Elser, Dietrich Bonhoeffer und natürlich die Geschwister Scholl - die Namen der berühmten Widerstandskämpfer kennt hierzulande jeder. Doch wer ist Olga Benario? Kein Platz, kein Straßenname, nicht mal eine kleine Gedenktafel erinnert an die Frau, die ihren mutigen Einsatz gegen den Faschismus mit dem Leben bezahlte.
Dabei wurde sie sogar in München geboren, ganz in der Nähe der Schauburg, wuchs auf in der Jakob-Klar-Straße und ging im Luisengymnasium zur Schule. "Es erstaunt schon sehr, dass man sie gerade hier komplett in irgendeiner Ecke liegengelassen hat", sagt Peter Kleiner.
Doch es ist nicht nur die Nähe zur Schauburg, die deren Chefdramaturgen auf die Idee zu einem Theaterstück über die Revolutionärin gebracht hat. "Die brasilianische Regisseurin Mayra Capovilla hat mich darauf angesprochen, sich über die hiesige Ignoranz gewundert".
Denn in Brasilien kennt Olga Benario jedes Kind aus dem Geschichtsunterricht; Kindergärten und Schulen sind nach ihr benannt. Kein Wunder, nahm doch dort das Unheil seinen eigentlichen Lauf - der Anfang vom Ende eines Lebens, das sich wie ein Abenteuerroman liest.
Die aufmüpfige Jüdin folgt 1925 ihrem damaligen Lebensgefährten Otto Braun nach Berlin, engagiert sich dort mit ihm für die Kommunisten. Als Braun verhaftet wird, macht Olga mit einer spektakulären Befreiungsaktion auf sich aufmerksam.
Genau die richtige Frau für Luís Prestes, einer Art Che Guevara Brasiliens, der gemeinsam mit ihr in seiner Heimat die Revolution gegen die Vargas-Diktatur vorbereitet. Doch der Putsch scheitert. Die hochschwangere Benario wird vom nazifreundlichen Vargas 1936 entgegen der dortigen Rechtslage an die Gestapo nach Berlin aufgeliefert, was eine Welle des Protestes auslöst.
Trotzdem wird ihre Tochter im Frauengefängnis Barnimstraße geboren und entgeht dem Tod im Gas nur deshalb, weil sich Prestes Mutter für die Kleine einsetzt und zu sich nach Südamerika holt. Olga Benario hingegen wird 1942 im KZ Bernburg ermordet.
"Gerade in unserer durchökonomisierten Finanzwelt, in der Leistungsdruck gleichsam mit angepasstem Verhalten steigt, ist es wichtig, das junge Leute wieder lernen, sich zu wehren und für andere Werte einzusetzen", erklärt Kleiner seine Begeisterung für Mayra Capovillas Regiearbeit, die Benarios Biografie als Dreipersonentheater (Berit Menze, Vanessa Jeker und Johannes Klama) in Szene setzt.
Ein Stück also, das prädestiniert scheint für ein Theater der Jugend. Und gleichzeitig die Möglichkeit, einer fast vergessenen Heldin endlich die verdiente Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Auf Olga Benario!
"Auf Olga Benario!", Premiere: Donnerstag, 13. Nov., 19.30 Uhr, Schauburg, Franz-Josephstr. 47, 23337155
Text: Ariane Witzig Foto: Schauburg