Veranstaltungstipps: 04.12.- 10.12.2008:Die Woche in München

Ein ziemlich lauter Campino, unzuverlässige Britpopper und Lebemann Franz von Stuck: Immer donnerstags: Die Veranstaltungstipps für München.

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Party

Donnerstag: Rappelkiste: Ratatat lassen im Kesselhaus ihren Dance-Rock knattern, wohl so virtuos wie daheim in New York, wo sie im ausverkauften Guggenheim-Museum spielten (21 Uhr, Lilienthalallee 29).

Neu: DJ Hell stellt in der Registratur sein neues Album vor (Blumenstraße 28).

Freitag: Süß: Mike Kronenberger und Steffen Harning alias Milk & Sugar stellen ihre gelungene House-Compilation "On A Mission 2008" im Pacha vor (22 Uhr, Maximiliansplatz 5).

Ein Mann, eine Show: Der charmante und urkomische Entertainer Olli Schulz singt, klampft, liest und plaudert im Backstage (21 Uhr, Friedenheimer Brücke 7)

Samstag: Happy Birthday: Groove, das renommierte Magazin für elektronische Musik, feiert in der Registratur sagenhaften 19. Geburtstag. Zur großen Feier werden DJs wie Radio Slave und Isolée eingeflogen (23 Uhr, Blumenstraße 28).

Sein Hit "Groovejet" zusammen mit Sophie Ellis Bextor versüßte den Sommer 2000. Nun ist DJ Spiller - seit er 13 war, am Plattenspieler tätig - auf Solo-Pfaden im 8 Seasons (22 Uhr, Maximilianstraße 2).

Sander Kleienberg trägt den Titel "bester europäischer DJ", den er bei der Musik-Konferenz in Miami verliehen bekam. Seine Elektro-Kunst stellt er im Match Club zur Schau (22 Uhr, Neuhauserstraße 47).

Das musikalische Wunderkind Österreichs, Dirty Disco Youth, gibt eine Talent-Kostprobe im Lindenkeller Freising (21 Uhr, Veitsmüllerweg 2).

Sonntag: Altmeister: Münchens dienstältester Super-DJ Chuck Herrmann feiert in der Max-Emanuel-Brauerei 36. Geburtstag seiner Partyreihe "Fifties Record Hop" (18 Uhr, Adalbertstraße 33).

Montag: Aufgeblüht: Luka Bloom bringt Songwriter-Pop zum Dahinschmelzen ins Ampere (20 Uhr, Zellstraße 4).

Dienstag: Neu: In der Spielwiese eröffnet "Zugabe" - die Party zum Wochenbeginn (22 Uhr, Friedenstraße 10).

Mittwoch: London Calling: Das "Bavarian Mobile Disco Team" legt die tanzbarsten Britpop-Hymnen im Atomic Café auf (22 Uhr, Neuturmstraße 5).

Foto: Stephan Rumpf Text: Birgit Ackermann

Stuck

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Ausstellung

Franz von Stuck kehrt in seine Villa zurück: Das 1898 nach eigenen Entwürfen errichtete und 1915 um einen Atelieranbau erweiterte Künstlerhaus dient seit den sechziger Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts als städtisches Ausstellungshaus. Zu danken ist das einem vermögenden Privatmann, der Stucks gebautes Erbe nach dem Krieg vor dem Abriss rettete und kulturellen Zwecken öffnete. Heute sind die Gebäude Teil einer städtischen Stiftung. Die noch erhaltenen Privaträume sind aufwendig saniert. Die restlichen Flächen stehen für wechselnde Ausstellungen zur Verfügung. Der Name Stuck geistert gleichsam durch die Räume. Aber zu sehen ist von einem der letzten großen Münchner Künstlerfürsten des 19. Jahrhunderts nur Rudimentäres.

Wollte man tatsächlich Werke von Stuck sehen, müsste man durch sämtliche großen Museen Europas von St. Petersburg bis Paris reisen. Nachdem sich Stucks Todesdatum heuer zum 80. Mal jährt, entschloss sich das Museum Villa Stuck, seinem Namensgeber endlich eine ausführlichere Würdigung angedeihen zu lassen.

54 teils großformatige Arbeiten aus bedeutenden europäischen Museen, so wie aus internationalen Privatsammlungen wurden für diese Ausstellung zusammengetragen. In dieser Auswahl werden auch bislang unbekannte oder verloren geglaubte Werke zu sehen sein. In jedem Fall eine Gelegenheit, den Maler und Akademielehrer Stuck neu zu entdecken. Denn aufgrund seiner gesellschaftlichen Umtriebigkeit wurde Stuck immer gerne in einen Topf mit den beiden anderen Münchner Malerfürsten Lenbach und Kaulbach geworfen.

Letztere kamen zu ihrem Renommee, weil sie für gute Bezahlung Hoch- und Geldadel im Stil des Historismus auf Leinwand bannten. Sie lieferten Repräsentationsstücke, während Stuck einen Lebensstil verkörperte und auch verkaufte. Die Villa mit ihrem Künstleraltar und den kosmischen, alle Wände bedeckenden Fresken erzählt davon. Ein existenzialistischer Lebensentwurf der um die drei Grundfragen kreist: "Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin gehe ich?". Bei Stuck wird daraus ein symbolgeladenes Zitieren antiker Mythen. Ein lustvolles Umkreisen menschlicher Urtriebe.

Parallel zur Stuck-Ausstellung zeigt die Fotoausstellung "Stuck revisitet" von Thomas Dashuber einen Blick hinter die Kulissen des Hauses.

Franz von Stuck, Meisterwerke der Malerei, und: Stuck re-visited, Fotografien von Thomas Dashuber, Do.,4. Dez., bis 15. März, tägl. außer Mo. 11-18 Uhr, Prinzregentenstr. 60, 4555510

Foto: dpa Text: Christoph Wiedemann

Campino

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Konzert

Ziemlich genau vier Jahre ist es her, dass die Toten Hosen zuletzt in München spielten. Nun ist es wieder soweit: Am Sonntag, 27. Dezember, kommen sie in die Olympiahalle - bei der "Machmalauter-Tour" zum eben erschienenen Album "In aller Stille".

SZ: Das neue Album heißt "In aller Stille" - dabei ist es das lauteste seit zehn Jahren, oder?

Campino: Es ist wieder ein bisschen heftiger geworden, ja... Das hat wohl auch zu tun mit der letzten Studio-Platte, mit der wir ein bisschen unzufrieden waren. Wir haben da zu viel Kompromisse gemacht auf der Suche nach einer Ausgeglichenheit, die am Ende langweilig gewirkt hat. Hier mal das lustige Lied, da mal das ernste - und am Schluss stehst du da und hast nichts in der Hand. Wir wollten definitiv keine ausgewogene Scheibe machen, sondern einfach mal wieder Energie rauslassen.

SZ: Musikalisch erinnert die CD an "Opel-Gang", Eure erste Platte, nur übersetzt ins Jahr 2008.

Campino: Das ist eine Definition, mit der ich gut leben kann, weil ich ein ungestörtes Verhältnis zu meiner Vergangenheit habe (lacht).

SZ: Von den Texten her ist die Platte eine fast melancholische Rückschau.

Campino: Ich finde, wenn Melancholie nicht übertrieben wird, ist sie etwas ganz Feines. Ich liebe zum Beispiel Funny van Dannen genau wegen seiner Melancholie. Ich bin aber niemand, der sich an die Vergangenheit klammert oder sie beschönigt. Gerade durch meinen Sohn bin ich so dermaßen im Hier und Jetzt, dass ich das prima zulassen kann, auch mal kurz nach hinten zu schauen. Man sollte das jetzt aber nicht mit "Erwachsenwerden" verwechseln!

SZ: Wenn man die Titel so hintereinander liest, klingt's düster: "Auflösen", "Leben ist tödlich", "Pessimist" ...

Campino: Das ist mir im Nachhinein auch aufgefallen - es sind wenig Schenkelklopfer dabei... Aber das Lied "Pessimist" ist eigentlich ein grundpositives Lied (lacht). Da geht es um Ängste, mit denen man in dieser Gesellschaft arbeitet, an uns arbeitet. Das ist ja auch in diesen Wochen wieder so mit der Finanzkrise: Da ist jede Menge Hysterie dabei, die uns teilweise in eine gewisse Richtung zwingen soll, habe ich den Eindruck.

SZ: Politische Texte sind diesmal aber gar nicht auf der Platte.

Campino: Ja. Es geht ja auch nicht darum, auf jeder Platte jeweils das politisch korrekte Statement zur Situation rauszuhauen. Die, die uns kennen, wissen sowieso, was Sache ist. Und zwischen den Zeilen schweben ja auch noch jede Menge Gedanken.

Foto: dpa Interview: Franz Kotteder

Am 10.12.2008 im Backstage: Public Enemy

russisches Ballett

Quelle: SZ

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Ballett

Sie sah aus wie Nijinsky, sie hatte sogar die gleiche Figur, mit den gleichen breiten Schultern. Die arme Bronislawa hatte kein Glück bei Sergeij Diaghilew. Die Tänzerin erinnerte den eifersüchtigen Chef der "Ballets Russes" viel zu sehr an ihren Bruder Vaslaw, Diaghilews langjährigen Liebhaber, der ihn schmählich verlassen hatte. Der herrische Impresario schmiss daraufhin nicht nur den besten Tänzer des 20.Jahrhunderts aus seiner Truppe, er gab auch seiner Schwester keine Chance.

Diaghilews Vorurteile hatten Bronislawa Nijinska jedoch nicht daran gehindert, dem Repertoire seiner "wilden Horde", wie sie von einem Kritiker bezeichnet wurde, ein paar der entwicklungstechnisch wichtigsten Produktionen beizusteuern. "Les biches", ein ironisches Gesellschaftsporträt der französischen Society der 20er Jahre nach der Musik von Francis Poulenc, steht nun inmitten eines dreiteiligen Premierenabends, mit dem das Bayerische Staatsballett die neue Spielzeit einläutet, die in diesem Jahr ganz im Zeichen des großen Neuerers des klassischen Balletts und seinen "Ballets Russes" steht.

Neben der Originalfassung des Tausendundeinenacht-Märchens "Shéhérazade" von Rimski-Korsakow in der Fassung von Mikhail Fokine ist auch das Werk eines erst 24-jährigen Nachwuchschoreographen zu sehen, das der als Verneigung vor dem damals revolutionären Stil Diaghilews - er verschmolz Tanz und Bildende Kunst zu einer untrennbaren Einheit - verstanden wissen will. "Once Upon An Ever After" (Musik: Peter Tschaikowsky), das Terence Kohler gemeinsam mit der Künstlerin "rosalie" schuf, stellt Archetypen der klassischen Heldinnen wie Giselle oder Aurora auf den Prüfstand der heutigen Ästhetik. Diese Premiere begleitet ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Filmen (u.a. Nijinski in seiner Skandal-Choreographie "L'après-midi d'un faune", die als Rekonstruktion auch bei der "Terpsichore Gala VIII." am 7. Mai zu sehen sein wird), Ausstellungen ("Schwäne und Feuervögel - Die Ballets Russes 1909 bis 1929", bis 24. Mai im Theatermuseum, Galeriestraße), Vorträgen und Gesprächen.

100 Jahre Ballets Russes: "Shéhérazade", "Les Biches", "Once Upon An Ever After", Premiere So., 7. Dez., 19.30 Uhr, Nationaltheater, 2183 9182

Foto: dpa Text: Ariane Witzig

Pete Doherty

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Brit-Pop

Eines der frühesten Zeugnisse von Pete Dohertys Potenzial ist ein Video, das man leicht im Internet findet. Es stammt aus jener vergessenen Zeit, als das Milchgesicht einen Poesie-Wettbewerb des British Council gewann und sein Königreich in Russland repräsentieren durfte. In dem Filmchen aber steht der noch unbekannte 16-Jährige vor einem Londoner Plattenladen für das neue Oasis-Album an. In ein Mikro der BBC gibt Klein-Pete eine Einschätzung über die Gallagher-Band ab, die ein Umberto-Eco-Zitat einschließt und derart selbstgewiss daherkommt, dass der Reporter seinen Kamermann anstrahlt und fragt: "Hast Du das? Dieses Kerlchen ist brillant!"

Wer will, kann daraus schon alles weitere ableiten: Bei Doherty ging es immer um die Ego-Show. So wurde er zur weltweit berüchtigten Stil-Ikone. In den Magazinen erfährt man, wann ihn das Mager-Model Kate Moss aus der Wohnung geworfen hat, in welcher Drogen-Entzugsklinik oder welchem Knast er gerade sitzt, wen er verprügelt und in welchen Vorgarten er sich erbrochen hat, wie man sich kleidet (Röhrenjeans, T-Shirt, Hut) und wie man die Zigarette in den Mundwinkel pappt wie er. Aber wer bitteschön kann drei seiner Songs mitsingen?

Musikkritiker bezeichnen Doherty nur noch als "Drogen-Clown". Dabei hatten sie größte Hoffnung, verglichen seinen Songwriter-Zweikampf mit Carl Barât bei den Libertines mit dem von Lennon und McCartney bei den Beatles. Man trennte sich im Drogenrausch und Rechtestreit. Mit seinen Solo-Krücken, den Babyshambles, fabriziert Doherty immerhin Tip-Top-Garagen-Postpunk, aber seinen Mythos nährt das 29 Jahre alte Enfant terrible Britanniens durch Skandälchen und Konzertausfälle: Der Auftritt im Zenith wurde auf einen noch unbestimmten Termin verschoben, weil Doherty "erheblichen Verpflichtungen im Vorfeld zum Release seines Debütsoloalbums" nachkommen muss, so die offizielle Tour-Absage.

Wieder mal lässt der Lümmel die Münchner Fans warten, aber es gibt Ersatzdrogen. Geballt in der Atomic Teestube: The Bishops sehen mit den engen Anzügen und den Pilzfrisuren so ur-britpoppig aus, wie sie klingen; die Eight-Legs repräsentieren mit Cockney-Slang, Röhrenhosen und Lo-Fi-Rock die neuen Hipster. Die Kaiser Chiefs zeigen mit einem Auftritt für T-Online im Olympiastadion-Rundgang (Karten nur im Internet zu gewinnen; aber am 20. Januar kommen sie regulär in die Tonhalle), dass englische Indie-Bands längst mit der Industrie paktieren. Und die politisch rockenden The International Noise Conspiracy beweisen, dass Schweden mit die besten Nachfahren von The Who und The Clash hervorbringt. Pete Doherty mag das Gesicht des Brit-Pop sein, aber eine Stimme haben auch andere.

Babyshambles, Fr., 5. Dez., verschoben, 45875010; Bishops, Fr., 5. Dez., Eight Legs, Sa., 6. Dez., jeweils 21Uhr, Atomic Cafe, Neuturmstraße 5 ; The International Noise Conspiracy, Do., 4. Dez., 20.30Uhr, Backstage, Friedenheimer Brücke 7; jeweils 21839182

Foto: Getty Text: Michael Zirnstein

Städteplanung

Quelle: SZ

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Ausstellung

Glänzende Aussichten für Urbanisten: Zur Mitte dieses Jahrhunderts dürften drei von vier Menschen in Metropolen leben, stellt eine Uno-Studie fest. Eine Katastrophe, klagen manche Experten. Millionensiedlungen verschlingen wertvollen Ackerboden und saugen das Land aus. Wer in Mexiko City steht oder inmitten von Laos, sieht Kommunen am Rande des Nervenzusammenbruchs - Megastädte wachsen nach eigenen Regeln.

Das Architekturmuseum der TU München versammelt mit "Multiple City" die wichtigsten Modelle der Moderne, von der Gartenstadt des frühen 20. Jahrhunderts bis zu gegenwärtigen Idealplanungen für China und Arabien. Dahinter blitzen rasch wechselnde Konzepte auf: die "autogerechte Stadt" der Nachkriegszeit, die "Pleasure City" der Freizeitgesellschaft oder die "Stadt als Brand", die sich in Zukunft als große Marke präsentiert.

Zugleich bietet die Ausstellung einen Abriss utopischer Stadtplanung. Hatte das 19. Jahrhundert die Festungsmauern gesprengt, huldigte die Moderne der Mobilität. 1914 entwarf Antonio Sant'Elia seine "Città Nuova" als Monument der Bewegung, eine Maschine aus Flughafen und Bahnhof. Architekten sahen sich als Schöpfer neuer Gesellschaften: "Utopie ist die Realität von morgen", behauptete Le Corbusier. Sein "Plan Voisin" für Paris zeigte 1925 sternförmige Hochhäuser neben dem Louvre. 18 Megatürme ragten auf, eine Phalanx rotierender Propeller Richtung Zukunft.

Corbusiers nach Arbeit und Wohnen differenzierte Metropole prägte nach dem Zweiten Weltkrieg das Denken einer ganzen Generation von Stadtplanern, während die New Yorker Weltausstellung von 1939/1940 mit Norman Bel Geddes' "Futurama" und Henry Dreyfuss' "Democracity" die Metropole des Automobils vorbereitete.

Idealstädte entstanden bezeichnenderweise in der so genannten Dritten Welt, in Chandigarh (1951-1965) und Brasilia (1957-1960), als Verwaltungssitze aus dem Nichts. In Lucio Costas Plan von 1957 nahm Brasilia die Form eines gigantischen Vogels an, der über Zentralbrasilien zur Landung ansetzt. In 16 Themenkreisen will die Ausstellung Städtebau als "spannenden Diskurs" ausbreiten. Und nebenbei Anregungen für die Zukunft geben. Denn die Stadt hat gewonnen, zumindest auf dem Papier.

Multiple City. Stadtkonzepte 1908- 2008, Do., 4. Dez., bis 1. März, Di. bis So. 10-18, Do. bis 20 Uhr, Pinakothek der Moderne, Barerstr. 40, 23805360

Foto: Tuca Vieira Text: Oliver Herwig

Thomas Glatz

Quelle: SZ

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Literatur

Auf dem Kleinhesseloher See im Englischen Garten schaukeln Ruderboote sanft im Wind. Jeweils zwei Mittzwanziger haben es sich darin bequem gemacht. Idyllisch. Doch dann kommt Bewegung in die Szenerie. Nikolai Vogel setzt sich im Boot zurecht, öffnet ein Buch und trägt mit lauter Stimme den Text vor. Die Spaziergänger am Ufer halten inne, sind im ersten Moment irritiert, können sich dem Bann des ungewöhnlichem Vorlesers aber bald nicht mehr entziehen.

Es sind unkonventionelle Leseaktionen wie diese, die den Charakter des Verlages "Black Ink" ausmachen. Vor nunmehr 15 Jahren gründeten der damals 22-jährige Nikolai Vogel und der um ein Jahr jüngere Kilian Fitzpatrick ihr eigenes Unternehmen. Nicht um Geld zu verdienen, sondern aus Leidenschaft für ungewöhnliche Texte und dem Kontakt zu anderen Autoren. Bis heute gibt "Black Ink" insgesamt 22 Bücher heraus. Darunter vor allem die Werke von solchen Jungautoren, in deren Büchern Vogler und Fitzpatrick einen wie auch immer gearteten individuellen Stil erkennen.

Daneben findet sich mit "Lebende Fracht" von Maurice Gee aber auch ein Werk des bekanntesten Autors Neuseelands im Programm. Eine interessante Erfahrung sei die dafür notwendige Auseinandersetzung mit Lizenzen schon gewesen, sagt Nikolai Vogel, doch auf Dauer würden solch aufwendige Projekte nicht ins Erscheinungsbild von "Black Ink" passen. Nach wie vor versteht sich der Verlag mehr als "Kunstprojekt" denn als

Wirtschaftsunternehmen - allzu viel Verwaltungsarbeit würde sich da nur negativ auf die Kreativität der Verleger auswirken. Am Freitag, 5. Dezember, feiert der Verlag in der Glockenbachwerkstatt sein 15. Jubiläum. "Poem-Ornithologe" Georg Eggers alias "Grög" stellt sein Können unter Beweis, später verwandeln Lichtkünstler die Partyräume in einen begehbaren Text, und Livemusik von Majmoon und Oton sorgt für gute Stimmung.

Tief in der Tinte - 15 Jahre Black Ink, Fr., 5. Dez., 19 Uhr, Glockenbachwerkstatt, Blumenstr. 7, 08195/99 89 401

Abbildung: CD-Cover zum Hörspiel "Der König schläft im Schloss Remix" von Thomas Glatz, Kilian Fitzpatrick und Nikolai Vogel. Text: Johanna Wild

(SZ-Extra vom 4. Dezember)

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