Konzert
Ziemlich genau vier Jahre ist es her, dass die Toten Hosen zuletzt in München spielten. Nun ist es wieder soweit: Am Sonntag, 27. Dezember, kommen sie in die Olympiahalle - bei der "Machmalauter-Tour" zum eben erschienenen Album "In aller Stille".
SZ: Das neue Album heißt "In aller Stille" - dabei ist es das lauteste seit zehn Jahren, oder?
Campino: Es ist wieder ein bisschen heftiger geworden, ja... Das hat wohl auch zu tun mit der letzten Studio-Platte, mit der wir ein bisschen unzufrieden waren. Wir haben da zu viel Kompromisse gemacht auf der Suche nach einer Ausgeglichenheit, die am Ende langweilig gewirkt hat. Hier mal das lustige Lied, da mal das ernste - und am Schluss stehst du da und hast nichts in der Hand. Wir wollten definitiv keine ausgewogene Scheibe machen, sondern einfach mal wieder Energie rauslassen.
SZ: Musikalisch erinnert die CD an "Opel-Gang", Eure erste Platte, nur übersetzt ins Jahr 2008.
Campino: Das ist eine Definition, mit der ich gut leben kann, weil ich ein ungestörtes Verhältnis zu meiner Vergangenheit habe (lacht).
SZ: Von den Texten her ist die Platte eine fast melancholische Rückschau.
Campino: Ich finde, wenn Melancholie nicht übertrieben wird, ist sie etwas ganz Feines. Ich liebe zum Beispiel Funny van Dannen genau wegen seiner Melancholie. Ich bin aber niemand, der sich an die Vergangenheit klammert oder sie beschönigt. Gerade durch meinen Sohn bin ich so dermaßen im Hier und Jetzt, dass ich das prima zulassen kann, auch mal kurz nach hinten zu schauen. Man sollte das jetzt aber nicht mit "Erwachsenwerden" verwechseln!
SZ: Wenn man die Titel so hintereinander liest, klingt's düster: "Auflösen", "Leben ist tödlich", "Pessimist" ...
Campino: Das ist mir im Nachhinein auch aufgefallen - es sind wenig Schenkelklopfer dabei... Aber das Lied "Pessimist" ist eigentlich ein grundpositives Lied (lacht). Da geht es um Ängste, mit denen man in dieser Gesellschaft arbeitet, an uns arbeitet. Das ist ja auch in diesen Wochen wieder so mit der Finanzkrise: Da ist jede Menge Hysterie dabei, die uns teilweise in eine gewisse Richtung zwingen soll, habe ich den Eindruck.
SZ: Politische Texte sind diesmal aber gar nicht auf der Platte.
Campino: Ja. Es geht ja auch nicht darum, auf jeder Platte jeweils das politisch korrekte Statement zur Situation rauszuhauen. Die, die uns kennen, wissen sowieso, was Sache ist. Und zwischen den Zeilen schweben ja auch noch jede Menge Gedanken.
Foto: dpa Interview: Franz Kotteder
Am 10.12.2008 im Backstage: Public Enemy