Süddeutsche Zeitung

Veranstaltung an der TU:Den Hunger der Welt besiegen

Microsoft-Gründer Bill Gates und Entwicklungsminister Gerd Müller reden über Chancen für Afrika

Von Martina Scherf

Ein wenig nervös ist Nicki Weber dann doch. Der Student der Hochschule für Politik hat schon etliche Podiumsdiskussionen mit mächtigen Menschen gemeistert. Aber Bill Gates? "Das ist schon ein besonderer Tag", sagt der 27-Jährige und schluckt. Gleich wird er mit der Ikone der Digital Natives auf dem Podium sitzen, Studenten der TU haben das Gespräch für die Reihe Speakers Series organisiert. 10 000 Kommilitonen hatten sich um einen Platz im Audimax beworben. 1200 passen rein. Die Plätze wurden verlost, und neben den vielen Ehrengästen haben am Ende nur etwa 500 Studierende Platz. Die Uni ist zum Hochsicherheitstrakt aufgerüstet, überall Polizei in Uniform und Zivil. Dann kommt der Microsoft-Gründer, begleitet von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU), empfangen von tosendem Applaus.

"Welcome Bill" begrüßt TUM-Präsident Wolfgang Herrmann den Gast und betont, an wie vielen Standorten in Afrika seine Wissenschaftler bereits forschen. Denn um Afrika geht es bei diesem Besuch. Am Vormittag haben Gates und Müller einen Vertrag unterzeichnet, um die Aktivitäten der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung und der Bundesregierung zu vertiefen. "Wir können den Hunger in der Welt besiegen", setzt daher Müller an. Bill Gates habe die Welt mit seinem Unternehmen verändert. Mit seiner Stiftung, die vor allem bei Impfungen Enormes geleistet habe, habe er schon Millionen Menschen das Leben gerettet.

Einen Marshallplan für Afrika will Müller auf den Weg bringen, dafür wirbt er unermüdlich. Dann erlaubt sich Müller noch einen dezidierten "Gruß in den Bayerischen Hof", wo die Sicherheitskonferenz tagt. Es gehe nicht an, dass die Welt 1700 Milliarden Dollar für Rüstung ausgebe, aber nur 160 Milliarden Dollar für Entwicklung. Gates sagt, gefragt, was für ihn oberste Priorität bei der Entwicklung habe: Nicht die Digitalisierung, sondern Impfungen, Gesundheit.

Schon jetzt gehe es Afrika besser als noch vor 20 Jahren. Dann ist Nicki Weber an der Reihe. Er hat die Fragen gebündelt, die ihm Studenten vorher online geschickt haben. Wie wertet Gates die neuen Nationalismen in Europa und den USA? Langfristig, so dessen Antwort, würden die Staaten erkennen, dass Isolation niemanden nutzt. "Hatten Sie nie selbst Ambitionen, für das Präsidentenamt der USA zu kandidieren?"

Gates lächelt: "Ich war jung und begeistert in der Entwicklung von Microsoft. Heute leite ich die Stiftung, und das ist eine sehr schön Aufgabe bis zum Lebensende. Präsidenten kommen und gehen..." Wieder Beifall. Welchen Rat würde er Studenten geben? Es sei eine spannende Zeit für junge Leute, erwidert Gates, die Jugend habe riesige Chancen die Welt zu verbessern. Er selbst sei mit 20 jung und naiv gewesen, er habe viele Fehler gemacht. Aber er habe immer geglaubt, dass man die Welt verbessern könne.

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Quelle:
SZ vom 18.02.2017
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