Das Schicksal von Vanessa Huber bleibt weiterhin ungeklärt. Die Polizei vermutet, dass die Unterhachingerin, die seit November 2022 vermisst wird, einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. An diesem Donnerstagmorgen haben Polizisten einen Tümpel in Taufkirchen im südlichen Landkreis München abgesucht – ohne Ergebnis.
Die Suchaktion dauerte etwa eine Dreiviertelstunde. Zwölf Bereitschaftspolizisten, darunter sechs Taucher waren im Einsatz, um das Gewässer zu durchsuchen, das in einer Senke verborgen unterhalb der Hangkante an der Hochstraße in Taufkirchen liegt. Das Gras steht hoch um das mit Büschen und Bäumen eingewachsene Gewässer. Um dorthin vorzudringen, haben die Besitzer des Grundstücks, die Familie Haberl vom Hofquartier an der Hochstraße, zuvor einen Zugang zum Tümpel gemäht.
Die Auswertung von Computern des Ehemannes von Vanessa Huber sei der Grund dafür, dass man nun an dieser Stelle gesucht habe, erklärt der Leitende Ermittler Martin Koch. Der Ehemann, der zeitweilig als tatverdächtig galt, war im März tot in seiner Wohnung aufgefunden worden. Er hatte der Polizei zufolge zahlreiche Computer, die seither durchsucht werden.
„Er war wohl sehr technikaffin und hatte viele Datenträger mit umfangreichem Material, das ausgewertet wird. Wir sind da noch lange nicht durch“, so Koch. Bei den Durchsuchungen sei man mehrfach auf die Geo-Daten des Tümpels gestoßen. Für eine Absuche habe man die Fußball-Europameisterschaft abwarten müssen; erst an diesem Donnerstag seien die nötigen Kräfte zur Verfügung gestanden.

Besonders tief ist der Teich nicht. Gerade mal hüfthoch stand den Einsatzkräften in ihren Neoprenanzügen das mit grünen Algen und Pflanzen bedeckte Wasser. Der Tümpel ist Teil des sogenannten Entenbächls, einem Zulauf des Hachinger Bachs, der durch das Grundwasser gespeist wird. Die Taucher suchten in Sechsergruppen den Grund des Tümpels ab, fanden dort aber nichts, was auf Vanessa Huber hinweisen könnte. „Möglicherweise Kleidung, menschliche Überreste und im besten Fall Gewebe könnte man nach eineinhalb Jahren noch finden“, erläutert Ermittler Koch.
Die Suchaktion an dieser Stelle ist mit dem Absuchen des Entenbächls nicht vorbei. Zumal der Tümpel nicht immer existiert. Laut dem Grundeigentümer ist die Stelle in den vergangenen zwei Jahren völlig ausgetrocknet gewesen und erst jetzt sei durch den vielen Regen dieses Jahres wieder ein kleiner Teich entstanden. Im Herbst, wenn Felder und Wiesen um das Biotop abgemäht sind, soll die Suche in diesem Bereich, dann mit Hunden, wiederaufgenommen werden.
Es ist nicht die erste Suchaktion in diesem Fall: Im vergangenen Herbst hatte die Polizei mit bis zu 120 Beamtinnen und Beamten den Perlacher Forst durchkämmt – erfolglos. Bislang hatte sich die Suche allerdings auf das Unterhachinger Gemeindegebiet beschränkt, auf die südlich angrenzende Taufkirchner Flur hat man sie jetzt zum ersten Mal ausgedehnt.
Kommenden Mittwoch wird das Verschwinden von Vanessa Huber noch einmal im Fernsehen thematisiert: in einem Spezial der „Aktenzeichen XY ungelöst“-Reihe über ungeklärte Vermisstenfälle (ZDF, 20.15 Uhr). Eine Präsentation des Falls in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ im Januar 2023 hatte keine konkreten Hinweise gebracht. Koch erhofft sich dennoch weitere Informationen von Zuschauern, da dieses Mal der Fall in einem längeren Filmbeitrag gezeigt wird.
Bereits kurz nach dem Verschwinden der damals 39 Jahre alten Unterhachingerin hatte die Polizei erstmals Wälder in der Nähe ihres Wohnorts systematisch abgesucht – so etwa den Perlacher Forst und den Fasanenpark. Zu Fuß und zu Pferd arbeiteten sich Beamte tagelang durchs Gehölz; schon damals suchten Taucher Tümpel mit Sonargeräten ab, einem technischen Gerät zur Ortung von Gegenständen unter Wasser mit Hilfe von Schallimpulsen.
Vanessa Hubers Ehemann wurde vor vier Monaten tot in der Wohnung gefunden
Vanessa Huber war am 5. November 2022, einem Samstag, um 16.40 Uhr beim Einkaufen in einem örtlichen Supermarkt an der Münchner Straße das letzte Mal gesehen und zusammen mit ihrem Mann von einer Überwachungskamera gefilmt worden. Ihr Ehemann wurde vor vier Monaten tot in seiner Wohnung aufgefunden. Die Ermittler waren laut Polizei damals gerade für eine weitere Besprechung auf dem Weg zu dem Mann. „Ich war bereits an der Eingangstür, als mich die Hausverwaltung anrief und von einem Gestank aus der Wohnung berichtete“, erinnert sich Koch.
Eine Woche lang hatte der Ehemann der Vermissten damals schon tot in der Wohnung gelegen. Fremdeinwirkung oder Suizid schließen die Ermittler weiterhin aus. Konkret will sich Koch nicht zu der Todesursache äußern, sagt aber: „Manch ein Lebensstil ist mit einer gewissen Gefahr verbunden.“

Fall Vanessa Huber:Ein Ort sucht ein Phantom
Deutschland rätselt über das Verschwinden von Vanessa Huber. In Unterhaching fragen sich die Menschen besonders: Wer ist die Frau? Denn niemand in der Gemeinde, in der sie lebte, scheint die 39-Jährige zu kennen.
Was mit Vanessa Huber geschehen ist, gibt den Ermittlern weiterhin Rätsel auf. Laut Koch bestehen nach wie vor alle erdenklichen Möglichkeiten: Neben dem Tatverdacht gegen den Ehemann, der sich jedoch nicht erhärten ließ, sei ebenso ein Unfall möglich, ein Suizid oder dass sie einem unbekannten Täter in die Arme gelaufen ist. Oder dass die damals 39-Jährige einfach aus freien Stücken verschwunden ist und an einem unbekannten Ort lebt.