Valentinstag:Liebes München, ich könnte mir keine Bessere vorstellen

München hat viele Verehrer, auch wenn nicht alles perfekt ist. Eine Liebeserklärung - mit Fotos und einem Brief.

Von Anna Hoben

Liebes München,

eine Stadt, in der es ein Viertel gibt, dessen Name sich ausspricht wie eine Aufforderung zum Freundlichsein (Lächl!) und ein anderes, das sich, wie als Antwort darauf, Gern nennt, eine Stadt, in der man Brot kauft, das den Namen Sonne trägt - kann man sich in die eigentlich nicht verlieben? Irgendwie schwer vorstellbar.

Du hast viele Verehrerinnen und Verehrer, die sich dauerhaft für dich entschieden haben. Dazu kommen noch mal Millionen Blitzverliebte, die nur zeitweise als Touristen bei dir weilen. Ein früherer Kollege, der längst in einer anderen Stadt wohnte, jammerte mir immer die Ohren voll darüber, dass er Dich verlassen musste. Seine Liebe zu Dir ging so weit, dass er sein Auto auch nach fünf Jahren nicht ummeldete, nur um weiter mit dem Kennzeichen M-UC herumfahren zu können. Ich hab' das ehrlich gesagt nie so recht verstanden. Dann bin selber zu Dir gezogen.

Was soll ich sagen? Du bist nicht perfekt, aber zurzeit könnte ich mir keine Bessere vorstellen. Klar, ich mag die offensichtlichen Dinge an Dir. Wie unwirklich schön sich der Eisbach durch den Englischen Garten schlängelt. Wie knallblau der Himmel an einem klaren Wintertag über Dir leuchtet. Wie es sich nach Kurzurlaub anfühlt, im Sommer in einem Deiner vielen Biergärten zu sitzen. Ich mag Deine Kunstmuseen, Deine kleinen Kinos und Deine Theater. Ich mag aber auch Deine anderen Seiten, jene, die Du manchmal lieber verstecken würdest. Die Straßen am Hauptbahnhof, wo Du ein bisschen wirkst wie Klein-Istanbul. Den Ausblick aus meinem Bürofenster im 17. Stock, auf Neuperlach, das da liegt wie ein Kreuzfahrtschiff, dahinter die Alpen. Ich mag Deine inneren Werte, die Wärme, die Du ausstrahlst, und Deine unaufgeregte Beharrlichkeit. Du weißt, was Du bist, und versuchst nicht, etwas anderes zu sein. Und Du musst nicht jeden Quatsch mitmachen, das rechne ich Dir in der Faschingszeit hoch an.

Zum Valentinstag haben auch unsere Fotografen sich überlegt, welches Bild ihre Zuneigung zu Dir am besten ausdrückt. Sie haben sich für eine Semmel mit dampfend heißem Leberkäs entschieden, dazu ein frischer Saft vom Viktualienmarkt. Für ein Fleckchen Wiese neben der alten Pinakothek, das einem zu Studentenzeiten der Ersatzgarten war. Für ein buntes Graffiti, das einen aus dem Trott reißt, und für den Flughafen, wo sich bei jeder Rückkehr ein Zuhause-Gefühl einstellt. Liebes München, bleib' so wie Du bist, und hör' nicht auf, Dich zu verändern. Ich freue mich, Dich noch besser kennenzulernen.

Deine Anna Hoben

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