Reaktionen auf Trump-Sieg:Das denken junge Münchnerinnen und Münchner über die US-Wahl

Lesezeit: 3 Min.

Kevin Steiner posiert mit Pappfiguren. (Foto: Robert Haas)

Im Amerikahaus tauschen sich Schülerinnen und Schüler über den Sieg von Donald Trump aus. Viele sind enttäuscht - aber manche freuen sich aus ganz persönlichen Gründen.

Von Justin Patchett

Zum „Election Brunch“ serviert das Amerikahaus „Pretzels and tea“. Aus ganz München sind am Mittwochvormittag Schülerinnen und Schüler zusammengekommen, um sich über das Ergebnis der US-Wahl auszutauschen. Wie reagieren die jungen Münchnerinnen und Münchner auf den Wahlerfolg von Donald Trump? Und glauben sie, dass das Ergebnis der Wahl Einfluss auf ihre Zukunft haben wird?

Maxine Colineau (Foto: Robert Haas)

„Ich finde es erschütternd, dass Donald Trump gewählt wurde“, sagt Maxine Colineau. Die 18-Jährige besucht die zwölfte Klasse auf dem Albert-Einstein-Gymnasium in Harlaching und sei eigentlich nicht besonders an Politik interessiert, die Debatten im amerikanischen Wahlkampf habe sie aber verfolgt. „Für mich ist vieles, das Trump sagt, Unsinn. Aber wenn man ihm zuhört, dann merkt man, dass er gefährlich ist.“ Colineau verneint die Frage, ob sie sich Sorgen um ihre Zukunft in Deutschland mache. Sie beschäftigen eher die indirekten Folgen der Wahl Trumps, zum Beispiel für den Krieg in der Ukraine.

„Ich sehe das Wahlergebnis relativ neutral“, sagt ein Mitschüler von Colineau. Seinen Namen will er lieber nicht nennen. Er habe sich im Vorfeld der US-Wahl vor allem über Social Media informiert. Die Demokratin Kamala Harris sei dort oft schlecht dargestellt worden. Inhalte, die der 18-Jährige auf Tiktok und Co. zu sehen bekam, hätten oft die Republikaner unterstützt. Im Unterricht sei Trump dagegen oft negativ besprochen worden. Viele seiner Mitschüler bevorzugten eher Harris, nur wenige seien für den neuen US-Präsidenten gewesen. Für den Schüler aus Harlaching sei das Ergebnis der Wahl allerdings persönlich eher gut. Er investiere in Krypto-ETFs und ETFs aus der Technik-Branche. Die Kurse seien morgens, als ein Wahlerfolg von Trump absehbar war, stark gestiegen.

Sanny Krull (Foto: Robert Haas)

„Viele in unserem Jahrgang investieren in Aktien“, sagt Sanny Krull, die auf das Gymnasium Ismaning geht. „Passive Income“ sei auch in den sozialen Netzwerken ein großes Thema und sie kenne viele Schülerinnen und Schüler, die Trump gut finden. Sie selbst habe keine Aktien und interessiere sich für die politischen Folgen der Wahl. „Ich versuche immer alles positiv zu sehen. Aber ich glaube schon, dass diese Wahl unsere Zukunft beeinflussen kann. Werde ich noch in die USA verreisen können? Kann ich dort nach der Schule studieren?“

In einer Runde mit Markus Hünemörder, Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Experte für Amerikanische Kulturgeschichte, stellen Schülerinnen und Schüler Fragen. „Könnte sich Trump in seiner zweiten Amtszeit gegen die demokratische Verfassung wenden, um seine Macht auszubauen?“, fragt ein Schüler. Hünemörder hält das für eher unwahrscheinlich, das System der „Checks and Balances“ schränke Trump vor allem auf föderaler Ebene ein. „Was wäre gewesen, wenn Joe Biden Kamala Harris als Kandidatin mehr aufgebaut hätte?“, fragt eine Schülerin. Hünemörder: Biden dropped the Ball on that one. Dieser Fehler gehe auf die Kappe des noch amtierenden Präsidenten Biden.

Ein weiterer Schüler möchte wissen, welche Konsequenzen die zweite Amtszeit von Donald Trump für Deutschland haben könnte. Hünemörder glaubt, dass Trump höhere Rüstungsausgaben von Deutschland fordern werde und dass eine mögliche Erhöhung der Einfuhrzölle in die USA dem Handel hierzulande schaden könne. Schließlich fragt eine Schülerin, warum ein verurteilter Straftäter in den USA überhaupt Präsident werden kann. „Weil die amerikanische Verfassung nur zwei Dinge vorschreibt: Dass die Person gebürtiger US-Amerikaner und mindestens 35 Jahre alt ist“, antwortet Hünemörder.

Maribel Bryxi (Foto: Robert Haas)

„Ich bin mir sicher, dass das Ergebnis Einfluss auf unser Leben haben wird“, sagt Maribel Bryxi, die auf die Therese-von-Bayern-Schule geht. „Die wirtschaftliche Lage wird sich verschlechtern und unsere Gesellschaft wird instabiler“, sagt Bryxi. Die Wahl sei wie eine Prognose für das, was politisch in Deutschland passieren könne. Und sie sorge sich, dass die extreme Rechte erstarken könne. Ihr Mitschüler Kevin Steiner findet es erschreckend, dass US-Amerikaner es hinnehmen, dass Trump so viel Fake News verbreite. Steiner habe die Wahl die ganze Nacht verfolgt. Für die Zukunft befürchte er einen „großen Umbruch“, der ihm Sorgen mache.

Auch wenn im Zusammenhang mit den USA vieles unsicher erscheine, steige derzeit das Interesse der jungen Menschen an den Vereinigten Staaten, sagt die Geschäftsführerin des Amerikahauses Meike Zwingenberger nach der Veranstaltung. Das Haus wolle die Schülerinnen und Schüler weiterhin über die USA informieren und Austauschprogramme fördern. „Schließlich sind sie die Menschen, die das transatlantische Verhältnis in Zukunft fördern können.“

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungUSA
:Donald Trump ist genau der Mann, den die Amerikaner wollen

Kommentar von Stefan Kornelius

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: