Urlaub:Was Touristen in München fotografieren

Im August kommen die Besucher in Scharen in die Stadt. Acht von ihnen haben uns ihr schönstes Urlaubsfoto gezeigt.

Von Franziska Gerlach und Christina Hertel

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Haxn-Kampf

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Quelle: SZ

Wer als kulturell interessierter München-Besucher etwas auf sich hält, der kommt am Verzehr einer Haxn eigentlich nicht vorbei. Für einen asiatischen Gaumen vermutlich nicht gerade leichte Kost. Also mal Hand aufs Touristen-Herz: Ist das nicht die volle Tortur, wenn die Finger normalerweise Stäbchen balancieren? "It was good", sagt Xi Lin aus Peking, die mit anderen Chinesen einen Deutschkurs an der LMU besucht. Die 20-Jährige lacht, offenbar hat da gerade jemand geschwindelt. Und weil auch der Schnappschuss mehr nach Kampf als Genuss aussieht, geben die Touristinnen schließlich doch zu, dass sie sich schon fragen, weshalb die Münchner so wenig Frisches äßen, da sei ein Salat ja quasi das höchste der Gefühle. Ansonsten sei München aber "super". Die Leute grüßten freundlich auf der Straße, in den Münchner U-Bahnen müsse man keinen lästigen Sicherheits-Check passieren. Und natürlich die vielen Sehenswürdigkeiten. Da lässt es sich schon vier Wochen aushalten in der Stadt.

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Strenge Symmetrie

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Quelle: SZ

Nicolás Briceño hat nicht ohne Grund so ein strenges Foto vom Nymphenburger Schloss: Gemeinsam mit seiner Verlobten habe er zuvor das Konzentrationslager in Dachau besucht, erzählt der Venezolaner, der mittlerweile seit drei Jahren in Madrid zu Hause ist. Danach war er so durcheinander, dass er nach einer Struktur suchte, die ihm wieder Halt gab. Und die, sagt er, habe er schließlich in der Symmetrie des Schlosses, der mehr als 300 Jahre alten Sommerresidenz der Wittelsbacher, gefunden. Über München sagt Briceño einen Satz, dem wohl alle zustimmen dürften: "Es ist anders als Berlin." Aber - und hier dürfte bei dem ein oder anderen die Diskussion beginnen - auf eine gute Art. "Es ist sauber, die Leute sind nett." Am Besten gefiel ihm, dass Menschen mitten in der Stadt surfen gehen. Das einzig Negative, das Nicolás Briceño einfällt, sind die MVV-Preise vom Flughafen in die Innenstadt. Dafür sei der Flughafen sehr sauber. Na immerhin.

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Willkommensgruß

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Quelle: SZ

Wer einen lieben Menschen lange nicht gesehen hat, weiß: Es gibt wenig Schöneres, als mit hüpfendem Herzen am Bahnsteig zu warten. Ob bei diesem Foto solche romantischen Gefühle im Spiel waren, lässt sich allerdings nur vermuten. Auf die Frage, wer denn der junge Mann mit dem Willkommensschild in der Hand und dem Grinsen im Gesicht sei, schickt die Französin Lucie Goddard bloß einen Smiley und das Symbol einer Bombe. Was auch immer dahinter steckt - ein besonders langes Abenteuer war es wohl nicht. In München blieb die 25-Jährige auf ihrer Reise durch Europa nämlich nur einen Tag. Doch sie hat zumindest versucht, die Stadt voll auszukosten - mit German Beer und Surferwelle. Nur eines scheint zu kurz gekommen zu sein: die Kulinarik. Den Burger King am Hauptbahnhof fand Lucie Goddard nicht so toll - zu Mainstream. Das nächste Mal dann doch lieber Wirtshaus.

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Plappern mit Fischen

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Quelle: SZ

Fische haben etwas Mystisches, sie sind nun wirklich nicht das, was einem spontan zu München einfällt. Den meisten kommt da wohl eher der handfeste Dreiklang aus Bier, FC Bayern und BMW in den Sinn. Doch gerade "die wunderschöne Unterwasserwelt" im Sea Life hat Jessica Wagner, 19 Jahre alt, und ihren Freund zu diesem besonderen Urlaubsfoto inspiriert. Fast eine Woche hat das junge Pärchen mit seiner kleinen Tochter an der Isar verbracht. Und wenn man der Schülerin aus Neunkirchen im Saarland so zuhört, könnte man glatt meinen, München sei die tollste Stadt der Welt. "Das ist eine andere Atmosphäre als bei uns", schwärmt sie, "die Leute sind offen und freundlich." Klar, das Leben hier sei schon teuer. Trotzdem würde Wagner am liebsten herziehen, sobald sie ihr Fachabitur in der Tasche hat. Zumal sich auch Töchterchen Madeleine, neun Monate alt, wohl gefühlt hat in der Stadt: Sie habe nämlich nicht nur mit den Fischen im Aquarium ganz eifrig geplappert, sondern auch mit den Münchnern in der U-Bahn.

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Ende eines Roadtrips

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Quelle: SZ

Würde die junge Frau auf dem Baumstamm ein weißes Kleid tragen, fast könnte man das Bild für eine antike Tempelszene irgendwo in Griechenland halten. Nur ist der Tempel kein Tempel, sondern das Haus der Kunst. Und die junge Frau ist keine griechische Göttin, sondern Josipa Parčina, 26 Jahre alt, BWL-Studentin aus Split, Kroatien. Zusammen mit ihrem Freund macht sie einen kleinen Roadtrip - nach Zürich, zum Bodensee, zum Schloss Neuschwanstein und zum Abschluss nach München. Als junges Mädchen war Josipa Parčina schon einmal hier zu Besuch. Ihr Freund, ein Architekturstudent aus Stuttgart, zeigte ihr diesmal aber noch ein paar Ecken, die sie als Kind nicht gesehen hat. Den Eisbach zum Beispiel. Irgendwann könnte sich Josipa Parčina vorstellen, in Deutschland zu leben und mit ihrem Freund ein Büro für Architektur und Design aufzumachen. Zur Vorbereitung auf dieses Projekt lernt sie mit ihrem Partner schon einmal fleißig Deutsch.

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Hauptsache bunt

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Quelle: SZ

Durch die verstopfte Innenstadt im Pulk mit anderen Planlosen dem Schirm des Reiseführers nachjagen? Das muss man schon mögen. Und gerade der Marienplatz ist ja nicht gerade für Schnäppchenpreise bekannt. Laura Lunze und Mihir Patel, 24 und 27 Jahre alt, verfolgen bei ihren Städtetrips lieber eine andere Strategie: Das Pärchen aus der Nähe von Stuttgart besucht gerne Freunde, die in den Städten leben, und deshalb auch die coolen Ecken kennen. "Sonst kratzt man nur an der Oberfläche", sagt Lunze. Einmal tiefer eingetaucht, merke man dann sogar, dass München entgegen der Klischees auch richtig bunt sein kann. Zum Beispiel an der Mauer beim Müller'schen Volksbad, die ihnen ihr Münchner Freund gezeigt hat. Überhaupt: Ganz in der Nähe sei da dieser Brunnen gewesen. Liegestühle im Sand, Musik, Drinks. Muss wohl der Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen gewesen sein.

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Sanft umspült

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Quelle: SZ

Die Isar und der Müll - das ist ja ein ewiges Thema. Mar Robles, 22 Jahre alt, hat das alte Fahrrad in der Isar unterhalb der Maximiliansanlagen allerdings nicht fotografiert, um sich bei den Stadtverantwortlichen zu beschweren, weil sie den Schrott hässlich findet. Nein, bei der Touristin aus Barcelona, die hier eine Freundin besucht, erfährt das Arrangement eine beinahe philosophische Interpretation. Das sanft vom Wasser umspülte Gefährt symbolisiert für sie gewissermaßen München. "Here are lots of bikes, the city is green", sagt die Katalanin. Viel Grün in der Stadt, dazu noch die ganzen Fahrräder, das sei schon ein Unterschied zu Barcelona. Und auch wenn München natürlich nicht mit Amsterdam zu vergleichen sei, so findet sie es doch praktisch, sich überall ein Fahrrad mieten zu können. Bleibt eigentlich nur noch die Frage, welcher Dummkopf ein solches in die Isar wirft?

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Unendliche Treppe

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Quelle: SZ

Den meisten Touristen dürfte dieses Kunstwerk verborgen bleiben. Ganz einfach, weil sie sich vor lauter Hofbräuhaus und Eisbachwelle selten auf die Schwanthalerhöhe verirren und wohl noch seltener in die Ganghoferstraße 29. Dort hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ihren Sitz, und dort schuf der dänische Künstler Olafur Eliasson 2004 eine endlose Treppe. Der offizielle Name des Werks heißt "Umschreibung". Vielleicht für das endlose Auf und Ab des Lebens. Oder dafür, dass man immer, wenn man ganz oben angekommen ist, irgendwie wieder runter muss. Tzu-Fang Chiu, Studentin aus Taiwan, hat die Treppe nicht zufällig entdeckt, sondern sie zuvor auf der Website von KPMG gesehen. Sie sagt, sie habe das Foto gemacht, um allen zu zeigen, wie klein sie neben den riesigen Stufen aussieht. Mission gelungen. Nach der Fotoaktion hat sich die 21-Jährige dann wieder den klassischen Attraktionen gewidmet: Viktualienmarkt, Peterskirche, Englischer Garten.

© SZ vom 19.8.2017/imei
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