Süddeutsche Zeitung

Unterstützung im Stadtrat:Bessere Chancen für Hörgeschädigte

CSU und SPD wollen versuchen, die Raumnot des Gisela-Gymnasiums zu beheben

Von Melanie Staudinger

Wenn Beatrix Burkhardt auf die Verwaltungsvorlage blickt, die sie am Mittwoch im Bildungsausschuss des Stadtrats beschließen soll, kann sie nur den Kopf schütteln. "Ich habe den Eindruck, dass alle wollen. Nur das Bildungsreferat nicht", sagt die schulpolitische Sprecherin der CSU-Fraktion. Es wird um das Gisela-Gymnasium gehen und um den Ausbau der dortigen Inklusionsklassen für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche. Oder besser gesagt: Es wird darum gehen, dass das Bildungsreferat keine Chance sieht, der Schule in ihrer Platznot zu helfen. "Wir können nicht immer nur von Inklusion reden und dann nichts machen", sagt Burkhardt.

Tatsächlich kämpft die Direktorin des Gisela-Gymnasiums in der Schwabinger Arcisstraße schon seit langem für eine Erweiterung ihrer Schule. Seit mehr als drei Jahrzehnten bietet die Einrichtung schon Unterricht für hörgeschädigte Schüler an, sie gilt als Inklusionsschule. Doch ganz richtig ist das eigentlich nicht: Denn hörgeschädigte Jugendliche erhalten eine besondere Förderung erst von der zehnten Klasse an. Weil die besonders ausgestatteten Räume zu wenige sind, müssen die Kinder zuvor andere Schulen, etwa Realschulen, besuchen und können erst zur Oberstufe ans Gisela-Gymnasium wechseln.

Sechs Räume bräuchte Direktorin Marianne Achatz, damit sie Inklusionsklassen von der fünften Jahrgangsstufe bis zum Abitur anbieten kann. Sechs Räume allerdings, die ihr Schulhaus nicht hat. Was für ein glücklicher Zufall, dachte sich die Leiterin, dass im dicht besiedelten Stadtviertel genau gegenüber ein Grundstück frei wurde. Dort baut die Stadtsparkasse auf einem Areal, das den Stadtwerken gehört. "Die engagieren sich doch sozial", sagte Achatz. Also warum soll es dort nicht auch Platz für ein paar Schüler geben? Im Juli diesen Jahres allerdings teilte das Bildungsreferat der Schule mit: Platz gäbe es zwar schon, aber nicht für das Gisela-Gymnasium. Würde nämlich ein Schulbau entstehen, müsste das Vorhaben öffentlich ausgeschrieben werden. Das wiederum hätte für die Sparkasse finanzielle Nachteile, argumentiert die Stadtverwaltung.

"Ich kann es nicht glauben, dass das Vorhaben aus ökonomischen Gründen scheitert", sagt Direktorin Achatz. CSU-Politikerin Burkhardt will das Vorgehen des Bildungsreferats ebenfalls nicht unkommentiert so stehen lassen. Denn die Schule habe schon eine Absage bekommen, bevor der Stadtrat mit der Thematik überhaupt befasst war. "Ich werde daher in der Sitzung beantragen, dass das Bildungsreferat weitere Optionen prüfen soll", sagt Burkhardt.

Auch für die SPD ist die Sache noch nicht erledigt. "Wir sollten uns der Aufgabe noch einmal stellen", sagt Stadträtin Beatrix Zurek. Das Engagement der Schule bei der Inklusion sei vorbildhaft- deshalb müsse das berechtigte Anliegen nach einem Ausbau im Hinterkopf behalten werden.

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Quelle:
SZ vom 02.12.2015
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