Unternehmensgeschichte:Im Namen die Freundschaft

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Die Wortschöpfung "Arri" erinnert bis heute an die Firmengründer vor 100 Jahren

Von Pia Ratzesberger

Die Geschichte von Arri beginnt mit einer Freundschaft, die das Unternehmen bis heute in seinem Namen bewahrt. Im Jahr 1917 gründen die beiden Freunde August Arnold und Robert Richter an der Türkenstraße in der Maxvorstadt eine kleine Firma, deren Namen sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Nachnahmen zusammensetzt: Arri. In einem früheren Schuhladen entwickeln die beiden Männer Filmaufnahmen, sie schrauben an neuen, kleineren Kameras und Scheinwerfern. Sie drehen auch eigene Filme - vor allem Western mit Banditen und Sheriffs, mit Schüssen und Pferden, die allerdings nicht im US-amerikanischen Valley spielen, sondern an der Isar.

August Arnold und Robert Richter konnten damals natürlich noch nicht ahnen, dass die erfolgreichsten Filme der Welt auch 100 Jahre später noch immer mit Kameras aus ihrem Unternehmen gedreht werden sollten. Die Freunde produzieren selbst um die 100 Filme, doch bekannt wurden sie vor allem dank der Technik, die sie schon früh an andere Regisseure in der Stadt verliehen. In den Zwanzigerjahren bauten die Männer dann ihre erste eigene Kamera, deren Form an eine kleine Hutschachtel erinnert und die man noch mit der Hand ankurbeln musste. In den Dreißigerjahren brachte Arri dann die weltweit erste Spiegelreflexkamera zum Filmen auf den Markt - und machte sich damit endgültig einen Namen in der Branche.

Als im Zweiten Weltkrieg Bomben auf München fielen, wurde ein Großteil der Fabrik zerstört. Doch Arnold und Richter bauten das Gebäude wieder auf und eröffneten in den Fünfzigerjahren ein Kino, das heute die ganze Stadt kennt. Am Anfang nutzten die Männer die Leinwand vor allem, um Kunden die Technik zum Verkauf zu präsentieren, nur am Abend liefen Filme vor Publikum. In den Siebzigern und Achtzigern aber wurde das Kino an der Türkenstraße zu Münchens Premierenkino, ein Treffpunkt der Branche. "Stunde Null" und "Heimat 1" von Edgar Reitz feierten dort Premiere, auch Stanley Kubrick soll sich gewünscht haben, dass "Barry Lyndon" zum ersten Mal im Arri aufgeführt wird.

Die Firma nahm an der Türkenstraße immer mehr Platz ein. Hatten Arnold und Richter am Anfang nur zwei Dutzend Mitarbeiter, so wurden es über die Jahre mehr und mehr - heute sind es weltweit um die 1300. Auch deshalb hat Arri eine neue Zentrale in Schwabing gebaut, auch wenn das Kino in der Maxvorstadt bleibt.

Dass Arri selbst so lange geblieben ist, hat die Firma wieder einer Kamera zu verdanken: Das Unternehmen stand im Jahr 2009 kurz vor dem Aus, weil Regisseure ihre Filme nun digital drehten und nicht mehr analog. Mittlerweile aber drehen die meisten mit einer digitalen Kamera von Arri. Fast alle Filme, die in den vergangenen Jahren für den Oscar nominiert waren, sind mit der Arri-Kamera "Alexa" gedreht worden.

Arri selbst hat auch schon mehrere Oscars gewonnen. Der Preis wird nicht nur an Schauspieler, Regisseure, Autoren und Filmmusiker verliehen, sondern auch an Menschen, die den Film mit ihrer Technik weiterbringen. Menschen wie vor mehr als 100 Jahren August Arnold und Robert Richter.

© SZ vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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