Für dieses Schuljahr haben sie es mal wieder geschafft. "Wir haben uns räumlich noch gut arrangiert, sodass wir wegen einiger Umbauten im Moment keine Wanderklassen haben", schildert Robert Freymüller, seit vier Jahren Vorsitzender des Elternbeirats der Carl-Spitzweg-Realschule. Die Situation sei zwar nicht perfekt, aber noch tragbar. Doch dass wieder einmal kurzfristig eine Lösung für die Realschüler gefunden worden war, ist eben nur eine Momentaufnahme, die sich jederzeit ändern kann. Für das kommende Schuljahr 2020/21 rechnet Freymüller nicht mehr damit, dass alle Klassen eigene Zimmer haben werden. Wanderungen wären vonnöten, was auch das Klassenleben beeinflusse. Zu befürchten sei auch, dass Fachräume für Chemie, Physik oder Ernährungslehre als Klassenräume herhalten müssen. Das Hauptproblem für die rund 570 Schüler, die Lehrer und Eltern sei die räumliche Enge. "Das ist jedes Jahr ein Verteilungsprozess zwischen dem Gymnasium und der Realschule." Derartige Abstimmungen seien nervenaufreibend für alle Beteiligten und gingen jedes Jahr von vorne los. Zumal mit der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums das städtische Louise-Schroeder-Gymnasium laufend neue Räume benötige. "Es ist eine schwierige Jonglage auf begrenztem Gelände mit wachsenden Schülerzahlen", sagt Freymüller.
Die Carl-Spitzweg-Realschule ist eine von drei Schulen des Schulzentrums zwischen der Pfarrer-Grimm-Straße und der Zwiedineckstraße, zu dem auch das Gymnasium und eine Grundschule gehören. Die Mensa teilten sich alle drei, was für nahezu 2000 Schüler nur mit einem zeitlichen Konzept gehe. Das alles schildert Freymüller ganz sachlich am Telefon.
Wie drängend das Problem der Schulinfrastruktur im Stadtbezirk ist, zeigte sich nicht zuletzt bei einer im November vom Bezirksausschuss einberufenen Veranstaltung einzig zu diesem Thema, zu der rund 130 Bürger gekommen waren - und in der es weit emotionaler zuging. Die Stadt setzt für die Realschule auf einen Neubau an einem anderen Standort, was auch Gymnasium und Grundschule entlasten könne. Doch neue Standorte zu finden ist nicht einfach. Nachdem die "Erdbeerenwiese" südlich der Weinschenkstraße heiß umstritten ist, ist noch kein Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans im Zuge des Schulbauprogramms erfolgt. Stattdessen prüften das Planungsreferat und das Referat für Bildung und Sport (RBS) verschiedene Varianten. Dazu sei auch ein enger Austausch mit den Bezirksausschüssen geplant, sagt RBS-Sprecherin Katharina Rieger. Eine Entscheidung soll bis Mitte des Jahres fallen, über die der Stadtrat im Sommer dann gesondert abstimme.
Im Fall der Realschule ist es aus Sicht von Familie Wolf, die sich eigens an die SZ gewandt hat, "mitnichten so", dass diese weder von Obermenzingern noch Untermenzingern auf der Erdbeerenwiese gewünscht sei. Jeder, der schulpflichtige Kinder habe, wisse um die katastrophale Situation in ganz Menzing, wo dringend neue Räume benötigt würden, sagt Marko Wolf. Nur hätten junge Eltern in der Regel nicht die Zeit, dazu Bürgerinitiativen zu gründen, Pressearbeit zu leisten oder abends auch noch Wirtshäuser zu besuchen, um sich dort mitunter beschimpfen zu lassen. Auch halte er das Argument "Frischluftschneise" an einem Wohngebiet mit maximal zweigeschossiger Bebauung langsam für "überstrapaziert". Vielleicht gehe es ja um andere Motive wie "Kinderlärm" und Verkehr.
In der Sitzung des benachbarten Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing appellierte eine Schülermutter aus der Pfarrer-Grimm-Straße flehentlich an die Politiker, "nicht die Zukunft beider Stadtbezirke zu begraben" und zuzulassen, dass Allacher Schüler am Ende womöglich "nach Freiham verschifft werden" müssten. Für Freymüller steht außer Frage, dass es auch wegen der intensiven Nachverdichtung mittelfristig eine Lösung braucht. "Vielleicht sollte man auch an das Krauss-Maffei-Gelände denken, ein Gebiet, das eh neu beplant wird."