Untermenzing:Bemühen um gute Nachbarschaft

Siegfried Benker vor dem Eine-Welt-Haus in München, 2013

Er will den Kompromiss: Münchenstift-Chef Siegfried Benker.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Münchenstift-Gesellschaft kommt mit den überarbeiteten Plänen für das neue Pflegeheim den Anliegern entgegen

Von Anita Naujokat, Allach-Untermenzing

Eine Tiefgarage mit 15 bis 18 Plätzen für zusätzliche 1,5 Millionen Euro, die man nicht bauen müsste, größere Abstandsflächen als notwendig, alle höheren Gebäudeteile ins Grundstücksinnere verschoben: "Sie sehen, wir rücken Ihnen nicht zu nahe", sagte Siegfried Benker, Geschäftsführer der Münchenstift GmbH. Am Montagabend stellten er und Sozialreferentin Brigitte Meier vor gut 120 Bürgern in einer Sondersitzung des Bezirksausschusses (BA) Allach-Untermenzing erstmals den Entwurf für das neue Pflegeheim an der Franz-Nißl-Straße und die Zukunft des alten Heimes an der Manzostraße vor.

Dorthin mussten die Versammelten bei strömendem Regen ziehen, nachdem der eigentliche Veranstaltungsort, die Grundschulaula an der Manzostraße, verschlossen blieb. Benker lotste die Bürger in den Theatersaal des Hans-Sieber-Hauses, in dem aber erst Beamer und Mikrofon in Gang gesetzt werden mussten. Die BA-Vorsitzende Heike Kainz (CSU) entschuldigte sich für die unerklärliche Panne, nutzte aber gleich die Gunst der Stunde: "Da sieht man mal, wie wichtig der Theatersaal ist."

Die Planung für das neue Heim, das das alte an der Manzostraße ersetzen soll, hatte zuletzt noch vier Geschosse samt Aufbau ohne Tiefgarage vorgesehen. Diese stamme allerdings noch vom Grundstückseigner, der WOB, einer Gesellschaft, die Grundstücke bebaue, entwickle und dann verkaufe. Jetzt steht die Münchenstift-Gesellschaft kurz vor dem Kauf des Grundstücks und will dort selbst das Pflegeheim bauen und betreiben. "Vom Baurecht her wäre ein singulärer Solitär für soziale Zwecke möglich", sagte Benker, "wir wollen aber keinen Dauerkonflikt mit den Nachbarn." So hat man auf die Klagen der Anwohner wegen der Größe und Massivität reagiert - und abgespeckt: Entlang der Franz-Nißl-Straße sind zwei Gebäude mit jeweils nur noch einem Stockwerk geplant - "niedriger als die Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite", betonte Benker. Im nördlichen Haus sollen ein Saal mit 150 Plätzen den bisherigen Theatersaal an der Manzostraße ersetzen; im Süden werden die Küche und eine Cafeteria mit Außenbereich einziehen. Für das Hauptgebäude in Form eines H stehen nur noch drei Vollgeschosse über dem Erdgeschoss und ein zurückgesetztes Terrassengeschoss im Raum. Das neue Haus soll insgesamt Platz für 202 Bewohner bieten.

Anstelle des alten Pflegeheimes an der Manzostraße sieht das Sozialreferat Seniorenwohnungen und Unterkünfte für Mitarbeiter vor. Das Alten- und Service-Zentrum (ASZ) soll mit einem größeren Veranstaltungssaal erhalten bleiben, am Oertelplatz nur eine ASZ-Dependance für die künftigen Bewohner des neuen Hauses entstehen. Die Kapelle könnte nach den Worten von Brigitte Meier erhalten bleiben, sollte sich jemand darum kümmern.

Unmut über den Abriss hatte schon vor der Versammlung eine ältere Frau geäußert. Sie suchte Antwort auf die Frage, warum man dort nicht Flüchtlinge wohnen lassen könne. Andere Anwohner haben ihre Kritik jetzt vor allem auf die Parkplatzsituation verlagert und fordern mehr Stellplätze. "Unser Problem sind eher die zu wenigen Besucher", sagte Benker. Unangebracht fanden Zuhörer allerdings das Argument von Stadtrat Peter Müller (SPD), dass sich Pflegekräfte in München eh kaum ein Auto leisten könnten.

Einigen geht es augenscheinlich um anderes: "Wissen Sie", sagte eine Anwohnerin, "wir sind extra hierher gezogen, weil wir nicht die Dichte von Schwabing wollten. Genau das werden wir jetzt bekommen."

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