Unterföhring:Spanner und Nacktbader streiten sich am Feringasee

Feringasee in München, 2012

Beliebtes Ausflugsziel an heißen Tagen: Der 32 Hektar große Feringasee in Unterföhring.

(Foto: Claus Schunk)

Erst beklagten sich Nacktbader über Spanner. Jetzt ärgern sie sich über eine Zugangsschleuse - und über viele Schwimmer in Badehosen.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die Emotionen kochen hoch und zwar in alle Richtungen: Weil Arbeiter in der vergangenen Woche am Eingang zur Halbinsel im Feringasee eine Art Schleuse eingerichtet haben, fühlen sich Besucher schikaniert. Sie kommen dorthin, weil sie die Freikörperkultur auf dem Nacktbadegelände schätzen und kritisieren, dass dieses nun mit einer Holzkonstruktion abgeschirmt wird.

Vor ein paar Monaten noch ein anderes Bild: Zu Beginn der Badesaison im April hatten sich einige Besucher der Halbinsel darüber empört, dass angeblich mehrere Asylbewerber von der gegenüberliegenden Seite der Insel die Nackten unverblümt angestarrt hätten. Im Unterföhringer Rathaus gingen nach den Worten von Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) Beschwerden ein.

Gemeinsam mit Vertretern des Landratsamtes und der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die in der örtlichen Traglufthalle für die Sozialbetreuung der bis zu 300 männlichen Flüchtlinge zuständig ist, wurde ein Plan geschmiedet, wie FKK-Freunde vor aufdringlichen Blicken der Asylbewerber geschützt werden könnten.

In mehreren Sprachen wird auf die Nacktbadezone hingewiesen

Geeinigt hatte man sich auf eine "optische Schwelle" am Zugang zum Nacktbadegelände auf der Halbinsel und auf Hinweistafeln. Diese informieren darüber, dass die Halbinsel Freunden der Freikörperkultur vorbehalten ist - und das in mehreren Sprachen. Behelfen will man sich ferner mit Piktogrammen. Damit nun wirklich jeder verstehen kann, dass es erlaubt ist, sich unbekleidet auf der Liegewiese zu sonnen oder im See zu schwimmen. Doch der Aufbau der Holz-Schleuse stößt nicht bei allen Besuchern auf Verständnis: Sie beklagen zum Beispiel, dass es umständlich geworden sei, vollbepackt oder mit einem Fahrradanhänger durchzukommen. Vom Anblick der Konstruktion ganz zu schweigen, so die Meinung.

Zahlreiche Badegäste ärgert darüber hinaus, dass sich auf dem Nackbadegelände viele Menschen tummeln, die angezogen und deswegen keine FKK-Anhänger sind. Im Unterföhringer Rathaus und im Landratsamt hat es immer wieder Beschwerden gegeben, dass die FKK-Freunde von bekleideten Besuchern angestarrt würden. "Es gibt seit Jahren Spanner am See", heißt es. Wie Landratsamts-Sprecherin Franziska Herr erläutert, ist auf der Halbinsel das Nacktbaden nicht grundsätzlich vorgeschrieben, sondern "nur" erlaubt und somit auch das Tragen von Kleidung und das Sonnen mit Badebekleidung nicht verboten.

Die "Zugangsschleuse", über die sich derzeit viele aufregen, soll die Halbinsel im Feringasee markieren, auf der auch das textilfreie Sonnen und Baden erlaubt sind. "Diese soll aber lediglich als Kennzeichnung des Bereiches dienen, nicht als Absperrung für einen ausschließlichen FKK-Bereich, da ein solcher nicht existiert", heißt es aus dem Landratsamt.

Unterföhring: Sichtschutz und Schleuse: Seit voriger Woche ist der Zugang zur Halbinsel am Feringasee mit einer Holzkonstruktion und Hinweisschildern abgeriegelt.

Sichtschutz und Schleuse: Seit voriger Woche ist der Zugang zur Halbinsel am Feringasee mit einer Holzkonstruktion und Hinweisschildern abgeriegelt.

(Foto: Claus Schunk)

Dies bestätigt das Unterföhringer Rathaus: Seit Ende Juli 2014 gilt die Verordnung über das Tragen von Badekleidung beim öffentlichen Baden. Darin ist geregelt, dass im Gemeindegebiet Badekleidung zu tragen ist. "Öffentlich badet, wer sich dabei an einem Platz befindet, zu dem allgemein Zutritt gegeben ist oder erlangt werden kann oder der ohne besondere Vorkehrungen eingesehen werden kann", steht in der Verordnung geschrieben. Nicht vorgeschrieben sind Bikini, Badehose oder Badeanzug an den Gewässern im Unterföhringer Gemeindegebiet laut Paragraf 2 der Verordnung für Kinder bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr und auf der Halbinsel des Feringasees und in einem Wasserbereich von 30 Metern Breite um diese Halbinsel.

Im Umkehrschluss heißt das allerdings nicht, dass sich alle Besucher auf der Halbinsel vollkommen freimachen müssen, wie Heiner Bauer, der persönliche Referent von Unterföhrings Bürgermeister Kemmelmeyer sagt. Dieser Umstand bringt wiederum Stammgäste des FKK-Geländes auf die Palme. In mehreren E-Mails, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, schildern sie ihren Unmut darüber, dass die Zahl der "Schaulustigen" in den vergangenen Jahren zugenommen habe. Warum müsse ein angezogener Badegast den FKK-Bereich aufsuchen, fragen sie und mutmaßen, dass das Nacktbadegelände wohl über kurz oder lang ganz verschwinden solle.

Der Feringasee in Unterföhring gehört zu den beliebtesten Badestellen im Münchner Umland. Zu dem 32 Hektar großen Gewässer kommen in den Sommermonaten Tausende von Besuchern. Besonders gefragt ist der See bei FKK-Freunden. Auf der Halbinsel tummeln sich in Hochzeiten bis zu 6000 Nacktbader. Mithilfe der Zugangsschleuse und den Informationstafeln sollen all jene, die es eben nicht mit der Freikörperkultur halten, auf diesen Bereich hingewiesen werden. Doch wie heißt es so schön? Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.

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