Unter der Reichenbachbrücke:Alarm in Orange

Unter der Reichenbachbrücke: Aktivisten der "Seebrücke" protestieren an der Reichenbachbrücke mit einem Transparent und werfen Rettungswesten in die Isar. Sie wollen daran erinnern, dass nach wie vor täglich Flüchtlinge im Mittelmeer sterben.

Aktivisten der "Seebrücke" protestieren an der Reichenbachbrücke mit einem Transparent und werfen Rettungswesten in die Isar. Sie wollen daran erinnern, dass nach wie vor täglich Flüchtlinge im Mittelmeer sterben.

(Foto: Stephan Rumpf)

Mit einer Protestaktion machen Aktivisten an der Isar darauf aufmerksam, dass im Mittelmeer täglich Menschen auf der Flucht ertrinken

30 Rettungswesten treiben die Isar entlang, ein schwimmendes Mahnmal für den tausendfachen Tod im Mittelmeer, beobachtet von Hunderten Münchnern, die am Samstag eigentlich nur die Sonne am überfüllten Ufer genießen wollen. Die orangefarbenen Lebensretter wurden vor Kurzem noch auf der griechischen Insel Lesbos eingesetzt, nun haben sie Aktivisten der Bewegung "Seebrücke" in der Nähe der Reichenbachbrücke in den Fluss geworfen. Auf Kommando kapert die Gruppe dann gegen 15.30 Uhr die Brücke und befestigt zwei Transparente am Geländer. In schwarzen Versalien auf orangenem Grund steht dort: "Seenotrettung ist nicht verhandelbar." Die Aktion ist Teil eines bundesweiten "Day Orange", mit dem auf die dramatische Situation der Flüchtlinge im Mittelmeer aufmerksam gemacht werden soll.

"Eigentlich sollten wie hier nicht stehen müssen, um daran zu erinnern, dass in diesem Moment Menschen im Meer ertrinken", sagt Anna Wagner, die Sprecherin des Bündnisses. Nervös blickt sie sich um, ob die Polizei schon anrückt, denn offiziell angemeldet ist die Aktion nicht. Dann wirft sie einen Rettungsring von der Brücke aus ins Wasser.

Unten, in der Isar binden Schwimmer der "Polizeiklasse" - ein studentisches Künstlerkollektiv - die Westen mit einem Seil an dem Rettungsring fest, dann werden von der Brücke aus alle 30 Westen hoch in die Luft gehievt. "Wir retten sie symbolisch", erklärt Wagner. Am Isarufer werden Handys gezückt und Fotos geknipst, während Helfer der "Seebrücke" umherlaufen und 1300 Flugblätter an den Isarauen verteilen. "Migration ist und war schon immer Teil unserer Gesellschaft", steht auf den kleinen Handzetteln. Statt geschlossener Grenzen brauche es ein offenes Europa und sichere Häfen.

Zivile Organisationen leisteten in den vergangenen Jahren etwa 40 Prozent der Rettungsaktionen auf dem Mittelmeer, teilt der bayerische Flüchtlingsrat mit. Diese Gruppen würden aktuell nicht nur an ihrer Arbeit gehindert, sondern auch noch kriminalisiert. "So, wie die Flüchtlingspolitik abläuft, geht es nicht", schimpft Wagner. Menschen vor dem Ertrinken zu retten, vor dem sicheren Tod, das sei "einfach nicht verhandelbar".

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