Unterbringung von Flüchtlingen:München will helfen - kann aber nicht

Flüchtlinge in der Bayernkaserne

Die Bayernkaserne in Freimann ist die größte Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber im Freistaat.

(Foto: Tobias Hase/dpa)
  • München soll künftig in eine schnellere Verteilung von ankommenden Flüchtlingen eingebunden werden.
  • Wie das konkret aussehen soll, ist noch unklar.
  • Nach Informationen des Sozialreferats sind Münchens Kapazitäten derzeit nahezu ausgeschöpft.

Von Sven Loerzer

Zwar soll es künftig eine schnellere Verteilung der in Bayern ankommenden Flüchtlinge "unter Einschluss" Münchens geben, wie dies aber konkret aussehen kann, ist noch völlig unklar. Die Ankündigung von Ministerpräsident Horst Seehofer nach einem Gespräch mit den Fraktionschefs aller im Landtag vertretenen Parteien zielt offenbar darauf, München möglicherweise wieder als Drehkreuz zur Weiterverteilung zu nutzen.

Denn bei der Unterbringung von Flüchtlingen kann München zumindest in nächster Zeit keine große Hilfe anbieten. "Die Kapazitäten für Flüchtlinge in den dezentralen kommunalen Unterkünften der Landeshauptstadt sind nahezu ausgeschöpft", erklärte Sozialreferatssprecher Matthias Winter.

Aktuell verfüge man über 74 Betten. Von nächster Woche an erhöht die Regierung von Oberbayern zudem die Zuweisung von Flüchtlingen zur Unterbringung durch die kreisfreien Städte und Landkreise. München muss dann rund ein Drittel mehr Flüchtlinge unterbringen als bisher, um den gestiegenen Ankunftszahlen Rechnung zu tragen: Die Stadt soll vom 2. November an 479 Flüchtlinge pro Woche in ihre Quartiere übernehmen.

Ein paar freie Betten, um über das Wochenende zu kommen

Auch Simone Hilgers, Sprecherin der Regierung von Oberbayern, bezeichnet die Situation in den staatlichen Unterkünften als "extrem angespannt". In der Erstaufnahmeeinrichtung mit ihren Dependancen seien von insgesamt 2150 rund 2060 Betten belegt. In den Not-Aufnahmeeinrichtungen mit 690 Betten sind 595 Asylbewerber untergebracht. Die freien Betten würden allein schon benötigt, um übers Wochenende zu kommen, zumal täglich rund 500 Menschen im Ankunftszentrum ankämen.

Sozialreferentin Brigitte Meier hatte vor zwei Wochen noch die Bereitschaft der Landeshauptstadt bekräftigt, im Hinblick auf überforderte Grenzregionen Entlastung zu schaffen: "Wenn Not am Mann ist, helfen wir sofort aus." Inzwischen steht aber das angebotene Quartier nicht mehr zur Verfügung. Für die Stadt, die vor wenigen Wochen kurzfristig zur Drehscheibe der Verteilung wurde, betonte OB Dieter Reiter: "Wir nehmen verlässlich alle uns nach dem Königsteiner Schlüssel zugewiesenen Geflüchteten auf."

Ob die Halle in der Richelstraße, in der Helfer ankommende Flüchtlinge versorgen könnten, wieder gebraucht wird, entscheidet nicht die Stadt. "Was die Diskussion zum Thema ,Drehkreuz München' betrifft, kann ich nur ein weiteres Mal darauf hinweisen, dass die Verteilung in der Zuständigkeit von Bund und Land liegt", sagte Reiter.

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