Unfallretter:"Ist doch nur Blech"

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"Ein Menschenleben geht vor", sagt Manfred Kick, der vor einem Jahr einen Autofahrer rettete.
"Ein Menschenleben geht vor", sagt Manfred Kick, der vor einem Jahr einen Autofahrer rettete. (Foto: Florian Peljak)

Mit einem Bremsmanöver auf der Autobahn rettete Manfred Kick einem bewusstlosen Autofahrer vor einem Jahr vermutlich das Leben. Dass sein Tesla dabei kaputt ging, ist ihm auch heute noch egal.

Interview von Elisa Britzelmeier, München

Vor einem Jahr wurde Manfred Kick plötzlich berühmt. Eigentlich war er nur auf der A 9 unterwegs, als er vor sich ein Auto bemerkte, das merkwürdig schlingerte. Kick sah den Fahrer bewusstlos im Gurt hängen, und wusste, was zu tun war. Er gab Gas, setzte sich mit seinem Tesla vor den VW Passat, ließ ihn auffahren und brachte ihn zum Stehen. Weil Kick, 42, dem 57-Jährigen damit wohl das Leben rettete, berichteten internationale Medien über ihn, schließlich meldete sich auch Tesla-Chef Elon Musk zu Wort. Ein Jahr danach erwischt man Manfred Kick am Telefon, er sitzt - natürlich - gerade im Auto.

SZ: Herr Kick, Elon Musk hatte nach der spektakulären Rettungsaktion angekündigt, dass seine Firma sämtliche Reparaturkosten übernimmt. Hat er das Versprechen gehalten?

Manfred Kick: Es hat ohnehin die Versicherung übernommen. Elon Musk hat mir aber einen anderen Wunsch erfüllt: In meinem neuen Auto wurde eine extra große Batterie eingebaut. Jetzt habe ich ein Fahrzeug, das es so eigentlich nicht gibt. Der Deutschland-Chef, Jochen Rudat, kam zu Besuch, bei einem Kaffee ließ er sich die ganze Geschichte noch einmal erzählen. Und da habe ich ihm eben den Brief an Elon Musk mitgegeben, mit Dank für das Angebot und diesem Wunsch. Wobei die Geschichte an sich ja nicht wirklich etwas mit Tesla zu tun hat, es war zufällig, dass ich gerade mit diesem Auto unterwegs war.

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Manfred Kick bringt auf der A 9 einen bewusstlosen Autofahrer zum Stehen, auf den Rummel reagiert er bescheiden. Dann meldet sich Elon Musk mit einer guten Nachricht.

Von Gudrun Passarge und Stefan Simon

Na ja, aber so ein teures Auto würde wahrscheinlich nicht jeder opfern.

Klar, das habe ich aber auch erst später begriffen. Ein Freund, der professionell mit Autotuning zu tun hat, fing am Telefon an zu weinen und sagte, keiner seiner Kunden hätte so etwas getan. Mir schien es normal.

Also haben Sie einfach nicht so eine große Liebe für Autos wie andere?

Nein, das würde ich nicht sagen! Aber ich weiß, dass ein Auto ein Gebrauchsgegenstand ist. Ist doch nur Blech, man kann es reparieren. Das mag auch mit meinem Beruf zu tun haben, ich bin Metallbauer. Aber dass ein Menschenleben vorgeht, sieht wohl jeder so. Es war ja klar, dass man dem Mann sofort helfen muss.

Haben Sie noch Kontakt zu ihm?

Immer mal wieder. Es geht ihm besser, aber er will mit seiner Krankheitsgeschichte nicht in die Presse. Wenn es ihm wieder ganz gut geht, wollen wir uns einmal treffen. Er hat sich meine Nummer von der Polizei geben lassen. An den Unfall kann er sich nicht erinnern.

Die Tage nach dem Zusammenstoß waren wahrscheinlich recht turbulent.

Der Medienrummel ging sogar ein paar Wochen. Irre war, wie viele Menschen aus der ganzen Welt mir auf Facebook geschrieben und gratuliert haben. Die Leute sehnten sich in Zeiten von Trump und Flüchtlingsthematik offenbar nach guten Nachrichten: Endlich mal eine positive Geschichte, schrieben viele. Lustigerweise sind mir die Tage danach gleich mehrere solche Sachen passiert. Als hätte ich Leute angezogen, die Hilfe brauchen.

Was für Sachen?

Auf der A 99 war ein Mann mit dem Auto liegen geblieben, der mich bat, der Polizei am Telefon zu erklären, wo er genau war. Kurz danach hatte ein junger Kerl mit neuem Auto ein Reh überfahren, das Tier lag auf der Straße, der Kühler kaputt, sein Nummernschild hatte er verloren. Dem habe ich halt auch schnell geholfen.

Nicht ganz so spektakulär.

Richtig, oft sind es Kleinigkeiten, die anderen helfen. Mal anhalten am Straßenrand. Überhaupt den Blick für Andere haben.

Sie haben verschiedene Auszeichnungen bekommen, aber erst einmal eine Anzeige von der Polizei wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Mein Rechtsanwalt hat sich recht schnell gekümmert, am Ende wurde es eingestellt.

Mal überlegt, dass die Aktion auch hätte schiefgehen können?

Nein, gar nicht. Ich wusste, dass das Ausbremsen funktioniert. Schade ist, dass ich keinen Kontakt zu den anderen Helfern habe. Ich war ja nicht allein vor Ort, wir haben in kurzer Zeit eine Rettungsmannschaft gebildet. Vielleicht meldet sich jemand, und wir gehen mal ein Bierchen trinken.

© SZ vom 13.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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