Unfall in Moosach:Bahn-Unterführung muss vielleicht abgerissen werden

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"Klar ist, dass der Fahrer sich nicht eben vorsichtig in die Unterführung hinein getastet hat": der beschädigte Lkw nach dem Unfall. (Foto: Polizei)

Der Laster rammte die Brücke so schwer, dass sich die Decke um mindestens vier Zentimeter angehoben hat. Die Folgen eines Unfalls in der Dachauer Straße in München sind beträchtlich - vor allem für Pendler.

Von Thierry Backes, Florian Fuchs und Marco Völklein, München

Ein Lkw-Fahrer hat am Freitag die Bahn-Unterführung an der Dachauer Straße in Moosach gerammt und dabei schwer beschädigt - möglicherweise so schwer, dass das Bauwerk abgerissen werden muss. Der Bahnverkehr auf der viel befahrenen Strecke nach Freising war den gesamten Freitag über stark eingeschränkt; die Behinderungen werden noch Tage oder sogar Wochen anhalten. Ebenso werden Auto- und Radfahrer in nächster Zeit wohl Umwege in Kauf nehmen müssen.

Nach Angaben der Polizei krachte der 29 Jahre alte Lkw-Fahrer mit dem Aufbau seines Fahrzeugs gegen 4.40 Uhr an die Decke der Unterführung. Der Lkw mit österreichischer Zulassung, für den eine Ausnahmegenehmigung als Schwertransport vorlag, ist 3,90 Meter hoch. Die Unterführung misst 3,40 Meter. Der ortsunkundige Fahrer aus Italien verließ sich laut Polizei auf sein Navigationsgerät und achtete offenbar nicht auf Warnschilder vor dem Tunnel.

Mit welchem Tempo der Laster unterwegs war, soll ein Gutachten ergeben. "Klar ist, dass der Fahrer sich nicht eben vorsichtig in die Unterführung hinein getastet hat", sagt Marcus da Gloria Martins, Chef des Unfallkommandos. Der Fahrer erlitt einen Nasenbeinbruch und ein Bauchtrauma. Er liegt im Krankenhaus.

Die Decke hat sich um vier Zentimeter angehoben - mindestens

Konkret krachte der Lkw mit einer Betonpumpe an die Decke. Das Baugerät ist ein relativ massiver Aufbau. Daher riss der Lkw einen Stahlträger der Brücke aus der Verankerung. Erste Untersuchungen ergaben zudem, dass die Decke der Unterführung - und damit auch das Gleis darüber - um mindestens vier Zentimeter angehoben wurden. Die Polizei schätzt den Schaden auf mindestens fünf Millionen Euro.

Das tatsächliche Ausmaß der Beschädigung ist aber noch gar nicht absehbar. Denn das verbogene Gleis liegt auf einer etwa ein Meter dicken Schicht aus Schotter. Um ermitteln zu können, wie schwer die Brücke beschädigt ist, müssen Arbeiter nun eines der drei Gleise, die auf der Brücke verlaufen, abbauen und den Schotter entfernen. Erst dann können Statiker alles genau prüfen.

Die beschädigte Bahnbrücke von unten. (Foto: Polizei)

"Es ist völlig offen, ob die Brücke überhaupt zu retten ist", sagt da Gloria Martins. Einsturzgefährdet ist sie nach Auskunft der Behörden nicht. Sollte die Brücke zu reparieren sein, wird dies laut Bahn "voraussichtlich mehrere Wochen" dauern; dann dürfte die Unterführung nach Angaben der Polizei für den Autoverkehr komplett gesperrt werden. Sollte ein Komplettabriss und ein anschließender Neubau der Brücke nötig werden, dürfte sich das über mehrere Monate ziehen.

Der Unfall führt nun bis mindestens Montag zu Behinderungen im Bahnverkehr: Die Bahn lässt die S 1 aus Freising/Flughafen kommend in Feldmoching enden. Fahrgäste können dort auf die U 2 umsteigen. Zwischen Feldmoching und Ostbahnhof fällt die S 1 aus. Die Regionalzüge fahren in Richtung Landshut mit vermindertem Tempo über eines der drei Gleise; in der Gegenrichtung werden die Züge über Gütergleise auf etwas abenteuerlichen Wegen durch den Münchner Norden zum Hauptbahnhof geführt. Zusätzlich halten die Regionalzüge in Feldmoching und Moosach. Zwischen beiden Stationen pendeln laut Bahn Taxis und Busse.

Die Stadt will die Unterführung grundsätzlich vergrößern

Wie es von Montag an weitergeht, wird sich am Wochenende zeigen. Autofahrer leitete die Polizei bis in den Freitagnachmittag hinein über die Max-Born-Straße um. Solange dauerten die Aufräumarbeiten auf der Fahrbahn. Der Unglückslaster hatte Öl verloren. Ein 35-Jähriger, der dem Lkw im Moment des Unfalls mit seinem Wagen entgegen kam, hatte sich an seinem Auto ebenfalls den Unterboden aufgerissen.

In der Vergangenheit war es an der Brücke immer wieder zu Unfällen gekommen. Erst im Juni hatte ein Gärtner mit seinem Lkw die Decke gerammt. Im Juni 2013 wurden 40 dänische Schüler teils schwer verletzt, weil der Fahrer ihres Doppeldeckerbusses die Höhe falsch eingeschätzt hatte. Die Stadt hatte daraufhin die Warnschilder und Markierungen erneuert sowie zusätzliche Hinweise und Blinkleuchten angebracht.

Grundsätzlich würde die Stadt die Unterführung gerne vergrößern, um die Unfallstelle zu entschärfen. Stadtviertelpolitiker aber fürchten, dann könnten künftig noch mehr Schwerlaster durch Moosach fahren. Anwohner hatten zuletzt auch immer wieder gefordert, Warnanlagen mit Höhenkontrollen zu installieren - und so Ortsfremde rechtzeitig zu warnen oder ihnen mittels einer Schranke die Durchfahrt zu versperren. Fachleute der Stadt hatten aber argumentiert, dies sei dort aufgrund der beengten Verhältnisse kaum möglich.

© SZ vom 30.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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