Fernsehen:Der neue München-Tatort spielt im Darkcenter in Garching

Leibniz-Rechenzentrum, LRZ Garching

"Wir benutzen im Alltag schon viel, wo Künstliche Intelligenz drin steckt." Arndt Bode, 70, viele Jahre Direktor des Leibniz-Rechenzentrums. Dort wurde vergangenes Jahr der München-Tatort "KI" gedreht.

(Foto: Florian Peljak)

"Da kommt normalerweise niemand rein", sagt Arndt Bode vom Leibniz-Rechenzentrum. Für riskant hält er den Dreh im Herzen der Datenkammer trotzdem nicht.

Interview von Sabine Buchwald

Was nicht leicht zu verstehen ist, macht oft Angst. Krimis kokettieren damit. So auch der "Tatort" aus München, der diesen Sonntag zu sehen ist. Gedreht wurde er im Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) in Garching. Auf der Suche nach einem Mädchen tauchen Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) ein in die Welt der Künstlichen Intelligenz (KI). Arndt Bode, bis 2017 Inhaber des Lehrstuhls für Rechnertechnik und Rechnerorganisation an der Technischen Universität (TU) München und Direktor des LRZ, über die Zukunft der Technik.

SZ: Herr Bode, wo wurde gedreht?

Arndt Bode: Teilweise im sogenannten Darkcenter, wo die "SuperMucs" stehen. Da kommt normalerweise niemand rein. Es gibt dort starke Temperaturschwankungen und es ist ziemlich laut.

Ist es nicht riskant, ein Drehteam in das Herz dieser Datenkammer zu lassen?

Wegen Hackern? Wir haben beinahe sekündlich Hackerangriffe, die wir abwehren müssen. Das Filmteam hat immer jemand von uns begleitet.

Sie durften das Drehbuch vorab lesen. Ist es realistisch?

Ich fand es im Prinzip gut. Der Film spiegelt wider, wie ein Großteil der Bevölkerung mit Künstlicher Intelligenz unterwegs ist.

Wie definieren Sie KI?

Kurz gesagt: Ein Maschinenverhalten, das auf Grund eines gezielten Trainings richtige Schlüsse ziehen kann. Im Alltag benutzen wir schon viel, wo das drin steckt. Aber die großen Umwälzungen stehen uns noch bevor.

Ist das Bedrohung oder Chance?

Bei Banken, in der Medizin, im Rechtssystem und in vielen anderen Bereichen werden wir zunehmend KI finden. Das autonome Fahren wird kommen. Ich sehe das nicht als Bedrohung, sondern als Chance für viel weniger Verkehrstote.

Manchen Leuten ist das unheimlich.

Weil sie nicht zwischen einer Maschine und einem menschlichen Wesen unterscheiden. Sie vergessen, dass Maschinen nur genau das machen, was der Mensch ihnen eingibt.

Aber Maschinen sind lernfähig. Sind sie auch zu Bösem fähig?

Womöglich. Aber nur dann, wenn sie schlecht programmiert sind.

Wie weit kann man sich auf Technik verlassen?

Schauen Sie sich das Cockpit eines Flugzeugs an. Keiner denkt, dass es durch die viele Technik unsicherer wird zu fliegen. Wird aber die Diagnose einer Krankheit anhand von Daten ermittelt, hört man plötzlich Skepsis, nur weil sie nicht direkt von einem Arzt kommt.

Das Vertrauen fehlt.

Blind vertrauen ist nie gut. Jeder sollte sich mit der Technik beschäftigen. Die Maschine ist nur ein Instrument, das Programmierer immer wieder überprüfen können. KI wird nie ganz unfehlbar sein. Aber auch Flugzeuge können abstürzen.

Geht es nicht auch um den Verlust der Menschlichkeit?

Darüber muss die Gesellschaft nachdenken. Auch wie sie Werte in den Solidarsystemen erhält, die nicht durch maschinelle Vernunft vorgegeben sind, etwa Rente, Arbeitslosen- und Krankenversicherung

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