Unbezahlte Rechnungen:Wirtschaftsprüfer im Haus der Kunst

Das Museum wird wegen seiner Finanzprobleme unter die Lupe genommen, und Kultusminister Spaenle warnt

Von Susanne Hermanski

Nicht für jedermann kam die Nachricht von den massiven finanziellen Problemen des Hauses der Kunst überraschend: Rechnungen im Gesamtwert von mehr als einer Million Euro hat die Einrichtung nicht bezahlt, weswegen die SPD einen Dringlichkeitsantrag im Landtag gestellt. Ludwig Spaenle (CSU), Kultusminister und in dieser Funktion Vorsitzender des Aufsichtsrats der teils staatlich finanzierten Stiftung Haus der Kunst, sagte der Süddeutschen Zeitung am Donnerstag: "Wir hatten schon im April beschlossen, dass Wirtschaftsprüfer die Situation im Haus der Kunst analysieren."

Gefasst wurde dieser Beschluss bei einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats. Diese war nötig geworden, weil eine mögliche Unterwanderung der Verwaltung des Hauses der Kunst durch Scientology erörtert werden musste. Die Geschäftsführung trennte sich auf Druck des Aufsichtsrats vom langjährigen Personalverwalter des Museums. Damals hieß es im Beschluss der Rats, die Geschäftsführung des Hauses der Kunst werde ersucht, eine "umfassende strategische Analyse der Organisationsstruktur des Hauses der Kunst durch eine anerkannte Beratungsgesellschaft vornehmen zu lassen". Bei dieser Analyse sollten "die Ergebnisse der Personalberatung, die Bewertung des Wirtschaftsprüfers und die Machbarkeitsstudie einbezogen werden".

In besagter Machbarkeitsstudie geht es um die dringend nötige Renovierung des Hauses der Kunst, für die der Landtag bereits einen hohen zweistelligen Betrag in Aussicht gestellt hat. Nach der Vorstellung der Pläne des beauftragten Architekten, David Chipperfield, soll dieser noch einmal aufgestockt werden. "Doch so sehr wir die Renovierung und ein zukunftstaugliches Konzept für das Haus unterstützen, so sehr müssen wir auch darauf pochen, dass vorher geklärt wird, ob die jetzige Organisationsstruktur und die aktuelle Leitung des Hauses dazu geeignet ist", sagt die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Isabell Zacharias.

Die nächste Aufsichtsratssitzung des Hauses der Kunst wird Ende Juli stattfinden, in diese sollen die Erkenntnisse des Wirtschaftsprüfers - auch über die massive Verschuldung - einfließen. "Davor tagt routinemäßig auch noch der Finanzausschuss", sagt Spaenle, "dem kann ich nicht vorgreifen". Spaenle: "Als Aufsichtsrat einer gemeinnützigen GmbH - und als solche wird das Haus der Kunst geführt - können wir nur tun, was unsere Aufgabe ist: Warnen, wenn sich Fehlentwicklungen abzeichnen."

Zwei Sitze in diesem Aufsichtsrat halten die "Freunde des Hauses der Kunst", ein Verein zur Unterstützung des Museums. Den Vorsitz hat derzeit noch der Vorgänger in Spaenles Amt, Wolfgang Heubisch (FDP). Er engagierte sich im Hintergrund stark, um die Scientology-Frage klären zu lassen. Nächste Woche zeichnet sich nun ein Wechsel an der Vereinsspitze ab. Der Vorsitz wird neu gewählt, und Heubisch hatte schon bei Amtsantritt angekündigt, nur drei Jahre bleiben zu wollen. Die sind nun um. Als aussichtsreicher Kandidat gilt sein bisheriger Vize, der Jurist Friedrich Barnick.

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