Die Redaktion der Süddeutschen Zeitung ist am Wochenende umgezogen. Eine Spedition verfrachtete 567 Arbeitsplätze in die neue Konzernzentrale des Süddeutschen Verlags. Nach 63 Jahren in der Sendlinger Straße wurde die SZ am Sonntag erstmals in Zamdorf produziert.
Die Süddeutsche Zeitung war die erste Zeitung in Bayern, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine Lizenz bekam: die Lizenz Nummer eins der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung Ost. Am 6. Oktober 1945 erschien die erste Ausgabe - geschrieben, umbrochen und gedruckt im Stammhaus in der Sendlinger Straße. Mehr als sechs Jahrzehnte lang wurde die Tageszeitung mitten in der Innenstadt produziert, gedruckt wird sie seit 1985 im Druckzentrum Steinhausen.
Seit 2. November 2008 ist das anders: Künftig recherchieren und schreiben die Redakteure der Süddeutschen Zeitung, wenn sie nicht gerade unterwegs sind, Artikel und Kommentare im Büroturm an der Hultschiner Straße. Die aktuelle Ausgabe ist die erste, die im neuen Gebäude produziert wurde. In dem 99,95 Meter hohen Haus direkt neben dem Druckzentrum arbeiten künftig übrigens nicht nur die Redakteure, sondern fast alle anderen Beschäftigten des Süddeutschen Verlags - insgesamt 1850 Mitarbeiter.
"Wir waren vor der ursprünglich terminierten Zeit fertig"
Dass die Süddeutsche Zeitung ihr zentral gelegenes, zeitungshistorisch bedeutsames Areal aufgibt und an den Stadtrand zieht, wurde von den früheren Gesellschaftern beschlossen - gegen den Willen der Familie Friedmann. Auch der neue Büroturm ist bereits verkauft, der Verlag und die Redaktion sind dort als Mieter eingezogen.
Anschließend verkauften die früheren Gesellschafter (wiederum mit Ausnahme der Familie Friedmann) den Verlag an die Südwestdeutsche Medien Holding GmbH (SWMH). Seit drei Wochen läuft der Umzug in das neue Bürogebäude, am kommenden Wochenende folgt die vierte und letzte Umzugswelle mit 120 Mitarbeitern. Insgesamt wird die Spedition dann 30000 Kisten und 27 Kilometer Bücher transportiert haben.
Am Freitag, wegen Allerheiligen am Samstag kein Arbeitstag für die Redakteure, wurden Computer und Bildschirme, Kisten und Bürostühle, das Klavier der Innenpolitik und vieles andere in Laster verfrachtet. Zehn Lkw pendelten insgesamt rund zweihundert Mal zwischen dem Färbergraben und dem neuen Domizil in Zamdorf, um die 567 Arbeitsplätze umzusiedeln. Dabei lief alles nach Plan. "Wir waren vor der ursprünglich terminierten Zeit fertig", sagt Umzugsorganisator Frank Wildmoser. "In der Innenstadt waren wir rund eineinhalb Stunden schneller, und im Hochhaus waren wir am Samstag um 18 Uhr fertig."
"Noch reibungsloser als geplant"
Am Sonntagnachmittag schlossen auch die IT-Fachleute ihre Arbeiten ab, während die Sonntagsbelegschaft bereits die erste SZ in Zamdorf produzierte. Einer der größten Umzüge der Stadt hat laut Wildmoser "noch reibungsloser funktioniert als geplant".
Auf dem ehemaligen Gelände des Süddeutschen Verlags entsteht bis Ende 2010 ein neues Quartier mit Geschäften, Büros und Wohnungen. Das Schwarze Haus am Färbergraben wird abgerissen. Auch die Gebäude entlang der Hotterstraße kommen weg.
Von diesem Montag an werden die ersten Baustellen zwischen Sendlinger Straße, Hacken- und Hotterstraße sowie dem Färbergraben eingerichtet. Dabei kann es zu Einschränkungen für Fußgänger kommen. Man werde sich bemühen, die Belastungen für Passanten, Anwohner und Geschäftsinhaber so gering wie möglich zu halten, sagt Oliver Frank, der für die Projektentwicklung verantwortlich ist. Das heißt, dass die Hauptaktivitäten zwar auf dem Gelände stattfinden werden. Trotzdem muss die Verkehrsführung im Umfeld in den kommenden Monaten immer wieder den aktuellen Anforderungen angepasst werden.