Süddeutsche Zeitung

Umweltverschmutzung:Die Luft in München ist noch schmutziger als bisher bekannt

In der Stadt werden massiv Stickstoffdioxid-Grenzwerte überschritten. Die bayerische Staatsregierung will jetzt gegen die dicke Luft vorgehen.

In München werden vielerorts Stickstoffdioxid-Grenzwerte überschritten - teilweise sogar massiv. In einem Viertel aller Hauptstraßen, nämlich in 123 von 511 Kilometern, liegen die Belastungen über dem Grenzwert. 27 Kilometer davon weisen deutlich erhöhte Werte auf, 16 Kilometer sogar extrem erhöhte Werte.

Das geht aus einer Studie hervor, die die bayerische Staatsregierung am Dienstag im Internet veröffentlicht hat. Unter den Straßen mit deutlichen oder extremen Belastungen sind zentrale Verkehrsadern der Landeshauptstadt, aber auch kleinere Hauptstraßen in der Innenstadt. Als Hauptverursacher gelten ältere Dieselfahrzeuge. (Eine Liste mit allen Straßen, in denen die Stickoxid-Grenzwerte überschritten werden, finden Sie hier. In den lila eingefärbten Straßen hier ist die Luft am dreckigsten.)

Ministerpräsident Horst Seehofer hatte bereits vorab durchblicken lassen, dass die Werte noch unerfreulicher sind als schon bisher bekannt. Mit den nun öffentlich bekannten Werten werde "jeder merken, was wir innerhalb Münchens zu lösen haben".

So will die Staatsregierung die Luft verbessern

Die bayerische Staatsregierung will mit diversen Einzelmaßnahmen für bessere Luft in ganz Bayern sorgen. Insbesondere in den großen Städten sollen Schadstoffbelastungen durch Diesel-Fahrzeuge möglichst rasch eingedämmt werden. Das hat das Kabinett am Dienstag entschieden. "Wir wollen und müssen im Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger die Stickstoffdioxidbelastung in bayerischen Innenstädten schnellstmöglich reduzieren", sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nach der Kabinettssitzung.

Die Staatsregierung setzt auf eine zügige Nachrüstung von Euro-5-Dieselautos, Kaufanreize für neue Diesel-Fahrzeuge, eine massive Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs sowie des Radverkehrs und einen schnelleren Ausbau der Elektromobilität. Geplant sind beispielsweise Fördermaßnahmen für die Modernisierung von Bussen.

Autohersteller wollen Umrüstung älterer Diesel-Fahrzeuge bezahlen

Die Umrüstung älterer Diesel-Fahrzeuge soll nach Angaben der bayerischen Staatsregierung von den Autoherstellern bezahlt werden. Eine endgültige Zusage der bayerischen Konzerne werde es zwar erst bei dem für 2. August geplanten Autogipfel in Berlin geben, sagte Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU). Die Unternehmen hätten sich dies erbeten, um mit Herstellen in anderen Ländern sprechen zu können. Huber sagte aber: "Sie werden das machen, haben sie uns gesagt."

Zur Abwendung drohender Diesel-Fahrverbote hatten die bayerischen Autohersteller Audi und BMW Ende Juni angekündigt, die Hälfte ihrer in Deutschland zugelassenen Euro-5-Dieselautos technisch nachzurüsten. Damit soll der Ausstoß gesundheitsschädlicher Stickoxide gesenkt werden.

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