Umstrukturierung bei EADS:Tausende Arbeitsplätze in Gefahr

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Ein Gebäude der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) in Ottobrunn bei München. (Foto: dpa)

Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS plant, das Werk seiner Rüstungstochter Cassidian in Unterschleißheim zu schließen und am Standort in Ottobrunn Sparten zu bündeln. Die Folgen für die Mitarbeiter sind noch völlig unklar.

Von Lars Brunckhorst, Katja Riedel und Ulrike Steinbacher

Die Pläne des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS für einen großen Umbau des Unternehmens haben offenbar gravierende Folgen für den Großraum München. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung plant der deutsch-französische Konzern, das Unterschleißheimer Werk seiner Rüstungstochter Cassidian zu schließen.

Gleichzeitig soll in Ottobrunn die neue Luft- und Raumfahrt-Zentrale des Konzerns entstehen, in der die EADS-Töchter Astrium und Cassidian aufgehen sollen. Wie viele Arbeitsplätze dadurch wegfallen oder verlagert werden, ist noch unklar. In Unterschleißheim arbeiten bis zu 1400 Cassidian-Mitarbeiter, in Ottobrunn direkt bei EADS und bei Astrium insgesamt etwa ebenfalls 1400.

In der vergangenen Woche waren Pläne bekannt geworden, wonach das deutsch-französische Gemeinschaftsunternehmen nach der Zusammenlegung der Rüstungssparte Cassidian, der Raumfahrttochter Astrium und von Airbus Military zur neuen Sparte Airbus Defence & Space einen Stellenabbau von bis zu 8000 Stellen europaweit beabsichtige.

Die Konzernleitung kommentierte das bislang nicht. Für die Rüstungsfirma Cassidian ist aber offenbar tatsächlich schon eine Entscheidung gefallen: Unternehmensnahe Kreise bestätigten der SZ, dass das Werk in Unterschleißheim geschlossen werden soll. Der umgebaute Konzern brauche keine zwei Zentralen, sondern wolle sich auf Ottobrunn konzentrieren. Teile der Produktion sollen an andere bayerische Standorte verlagert werden. Wie viele Arbeitsplätze im Münchner Umland der Fusion zum Opfer fallen sollen, sei allerdings noch unklar. Ebenso der Zeitpunkt, zu dem die Unterschleißheimer Produktionsstätte dicht gemacht wird.

Am 9. Dezember sollen die Betriebsräte des Gesamtkonzerns informiert werden, in den Tagen darauf die regionalen Arbeitnehmervertreter, bevor die Entscheidung dann öffentlich verkündet werden soll. EADS-Sprecher wollten daher die geplante Werksschließung weder bestätigen noch kommentieren. In der Belegschaft rechnet man aber in beiden Unternehmen offenbar auch mit diesem Ausgang. Für Ottobrunn habe gesprochen, dass das dortige Gelände schlechter vermarktbar sei als das in Unterschleißheim.

Für die Stadt Unterschleißheim bedeutet die Schließung den zweiten Tiefschlag innerhalb weniger Wochen: Anfang November hatte Microsoft verkündet, die Stadt 2016 zu verlassen und ein neues Hauptquartier in München zu bauen. Mit Cassidian verliert Unterschleißheim nun den zweiten wichtigen Gewerbesteuerzahler. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) sprach am Sonntag von einer "sehr traurigen Nachricht, vor allem für die Mitarbeiter aus Unterschleißheim". Er bezweifelte, dass die Entscheidung wirklich endgültig ist. Er könne die Pläne nicht akzeptieren und werde sich für den Erhalt des Standorts einsetzen.

Diese Woche seien Gespräche mit dem Betriebsrat und dem Standortleiter von Cassidian geplant. Florian Hahn (CSU), Bundestagsabgeordneter für München-Land, sprach am Sonntag von einer "Katastrophe" für Unterschleißheim und bot der Stadt zugleich seine Unterstützung an. "Soweit ich helfen kann, stehe ich gerne zur Verfügung", sagte er der SZ. Von der Nachricht der geplanten Standortschließung zeigte sich Hahn nicht sonderlich überrascht. EADS sei wegen der gescheiterten Fusion mit BAE Systems und der niedrigen Auftragslage im Rüstungsbereich "unter Druck". Der CSU-Politiker, der Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestags ist, will diese Woche Gespräche mit den Betriebsräten und der Unternehmensführung des EADS-Konzerns aufnehmen.

Dabei soll es auch darum gehen, dass ein internationales Zentrum für Luft- und Raumfahrt im Landkreis München erhalten bleibt. Ottobrunn sei dafür prädestiniert. Die dortige EADS-Niederlassung biete nicht zuletzt wegen des neuen Ludwig-Bölkow-Forschungscampus "ausgezeichnete Grundlagen". Die IG Metall plant für diesen Donnerstag einen bundesweiten Aktionstag gegen den Stellenabbau bei EADS.

© SZ vom 25.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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