Umfrage:Ein Jahr Ehe für alle - kein Ansturm bei Standesämtern

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Zum Start der Ehe für gleichgeschlechtliche Partner war der Münchner Marienplatz mit einer Regenbogenfahne beflaggt. (Foto: Robert Haas)
  • Seit fast einem Jahr können Homosexuelle in Deutschland heiraten, der Ansturm auf die Standesämter in München und anderen bayerischen Städten hielt sich aber in Grenzen.
  • In München wurden dem Kreisverwaltungsreferat zufolge seit Oktober 2017 insgesamt 233 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen.
  • "Die Öffnung der Ehe ist ein Erfolg", sagt Markus Apel vom Lesben- und Schwulenverband in Bayern.

Seit fast einem Jahr können homosexuelle Paare in Deutschland heiraten, der Ansturm auf die Standesämter in München und anderen bayerischen Städten hielt sich aber in Grenzen. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. In München wurden dem Kreisverwaltungsreferat zufolge seit Oktober 2017 insgesamt 233 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen. Rund 600 Lebenspartnerschaften wandelten die Beamten in eine Ehe um. Vor der Einführung der Ehe für alle hatte die Stadt noch mit 2500 Umwandlungsverfahren gerechnet.

Den Bund zur Ehe haben in München mehr schwule als lesbische Paare geschlossen. 566 Männer- und 264 Frauenpaare zählte die Stadt bisher. Vor allem in den klassischen Hochzeitsmonaten Juli und August war der Andrang der Statistik nach groß. Wirkliche Probleme bei der Umsetzung des Trauungen habe es nicht geben, hieß es von den Standesämtern - in München wurde allerdings zusätzliches Personal eingesetzt.

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Auch in Bamberg, Regensburg, Ingolstadt, Fürth und Augsburg hielt sich der Ansturm in Grenzen. Dort ließen sich bis September 77 Paare trauen, 119 wandelten die bisherige Lebenspartnerschaft in eine Ehe um. In Bayerns drittgrößter Stadt Augsburg war dagegen die Zahl der gleichgeschlechtlichen Ehen mit 78 zu 47 Umwandlungen im Verhältnis größer.

Bis zum 1. Oktober 2017 konnten sich Schwule und Lesben lediglich "verpartnern" lassen. Seitdem gilt bundesweit die Ehe für alle. Die Staatsregierung wollte erst dagegen klagen. Anfang März erklärte sie aber, wegen mangelnder Erfolgsaussichten auf eine Klage zu verzichten. Gleichwohl halte man aber am Leitbild der traditionellen Ehe als Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau fest.

"Die Öffnung der Ehe ist ein Erfolg", sagt hingegen Markus Apel vom Lesben- und Schwulenverband in Bayern (LSVD). Für viele Menschen sei dieser Schritt ein wichtiger Befreiungsschlag nach jahrzehntelangen politischen und gesellschaftlichen Kämpfen gewesen. "Auch wenn nur ein einziges Paar geheiratet hätte, wäre diese Entscheidung die richtige gewesen", betont Apel.

© SZ vom 29.09.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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