Umfrage bei Münchner Wirten:"Rauchen gehört einfach dazu"

Viele Wirte begrüßen die Ankündigung von CSU und FDP, das Qualmverbot wieder zu lockern - es gibt aber auch Stimmen, die den neuen Kurs für falsch halten.

P. Crone, C. Warta, C. Wessel

8 Bilder

Vogler

Quelle: SZ

1 / 8

Thomas Vogler, Inhaber der Jazzbar Vogler:

"Ich halte von der Änderung gar nichts und bei mir wird sich auch nichts verändern. Wenn man jede Änderung mitmachen würde, die politischen Hirnen sich entwindet, würde man sich nur noch opportunistisch im Kreise drehen. Außerdem glaube ich, es gibt heutzutage für Politiker Wichtigeres als das Rauchverbot. Es bleibt bei dem Deal, den ich mit meinen Gästen habe: Ich habe zehn Jahre lang als Nichtraucher mitgeraucht, jetzt wird zehn Jahre nicht geraucht, und danach stimmen wir nochmal ab. Politik hin oder her!"

Foto: Robert Haas

Krätz

Quelle: SZ

2 / 8

Sepp Krätz, Wirt des Andechsers am Dom und des Hippodroms:

"Bei mir hat sich durch das Rauchverbot nicht viel geändert, und es wird sich durch die Lockerung auch nicht viel ändern. Aber ich denke, es ist vernünftig, den Menschen durch eine Lockerung des Verbots wieder mehr Selbstverantwortung zu geben. Das hat man ja auch auf der Wiesn schon gemerkt, dass die Gäste weniger geraucht haben, und sie sind sogar im Wiesnzelt vor die Tür gegangen zum Rauchen, das war wirklich außergewöhnlich. Deswegen finde ich es auch ganz gut, wenn man in einem Lokal die Möglichkeit hat, etwa mit einem Balkon den Rauchern zu ermöglichen, die Nichtraucher zu schonen. Ein solche Regelung wird auch dem Nichtraucherschutz gerecht - und der Nichtraucher kann damit gut leben. Im Andechser war natürlich bisher immer die Arkade sehr begehrt für die Raucher, und die wird auch für die Zukunft gut sein, weil, wie ich geschildert habe, die Raucher rücksichtsvoller geworden sind. Ich bin so nah am Gast, ich kann das wirklich so sagen. Die Lockerung des Verbots ist auf jeden Fall gut, aber das Verbot hatte auch sein Gutes. Mittlerweile ist das Rauchen ein Thema: Man hat ein Bewusstsein bekommen, dass man die anderen mit dem Rauchen ja auch schädigt. Der Andechser hat zwei Räume, der kleinere wird dann für Raucher sein. Ich hab schon Gäste, die sich dann freuen werden und die bisher seltener gekommen sind."

Foto: Stephan Rumpf

Volkhardt

Quelle: SZ

3 / 8

Innegrit Volkhardt, Hotel Bayerischer Hof:

"Es ist erstrebenswert, wenn eine Lockerung geschieht, insbesondere eine bundesweite Angleichung. Persönlich begrüße ich dies sehr. Bisher war die Situation schwer zu vermitteln, vor allem, weil sie als Einschränkung der bayerischen Lebensart rüberkam."

Foto: Stephan Rumpf

Bachmaier

Quelle: SZ

4 / 8

Beppi Bachmaier vom Fraunhofer:

"Ich halte nicht sonderlich viel davon, das Rauchverbot jetzt wieder zu lockern. Ich finde das alles sehr obskur und nicht mehr witzig. Wenn man eine vernünftige Lösung finden würde, wäre das in Ordnung - aber dieses Hickhack ... Bei mir funktioniert der Betrieb auch ohne Rauchen gut, das Geschäft geht eigentlich besser als vorher. Bei einer kleinen Wirtschaft verstehe ich, dass man Angst oder Probleme hat. Wenn man den gesundheitlichen Standpunkt ernst nimmt, ist es von der Regierung geradezu unglaublich, das zurückzunehmen - ausgerechnet der Seehofer, der als Umweltminister irgendwas von Freiheit in Bayern redet. Von mir aus sollen sie alle wieder ihre Lokale vollrauchen lassen, dann kommen die Leute vielleicht zu mir. Sogar starke Raucher finden es nicht tragisch, mal kurz vor die Tür zu gehen. Und auch für mich selber bin ich froh über das Rauchverbot: Ich arbeite schon seit fast 35 Jahren in der Gastronomie."

Foto: Catherina Hess

Alof

Quelle: SZ

5 / 8

Stephan Maria Alof (links), Café Maria in der Klenzestraße:

"Wir haben durchweg gute Erfahrungen mit dem Rauchverbot gemacht. Pünktlich am 1. Januar sind die Leute rausgegangen zum Rauchen, es gab nie Probleme, nie Diskussionen, wir haben auch keine Umsatzeinbußen gehabt, überhaupt keine. Wir haben sehr viele Stammgäste, sehr viele Architekturbüros, die früher alle hier geraucht haben, auch zu Mittag. Ich würde sogar sagen, dass 60 bis 70 Prozent der Gäste, die hierwaren, mittags geraucht haben. Aber es war dann eben so und es war okay so. Mittlerweile behaupten auch alle, es ist auch schön, wenn man mittags aus dem Lokal kommt und die Klamotten nicht mehr alle nach Rauch stinken. Das muss ich als Wirt und Nichtraucher im übrigen auch sagen. Also für uns steht fest: Wir bleiben dabei."

Foto: Robert Haas

Schumann

Quelle: SZ

6 / 8

Charles Schumann, Schumann's Bar:

"Wenn die spanische Lösung kommt, werde ich bei uns in einem Raum das Rauchen erlauben. Ich bin zwar selbst Nichtraucher wie auch viele meiner Mitarbeiter. Da wird sicher der ein oder andere unglücklich sein. Aber ich bin der Meinung, dass das Rauchen einfach dazugehört. In einer Bar wollen die Leute rauchen und trinken. In Spanien habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Leute sich gerade dort aufhalten, wo geraucht werden darf. Ich war zum Beispiel vor einiger Zeit in einem Restaurant in Cádiz. Dort gab es einen großen Speisehauptraum, in dem saßen nur wenige Personen. In der kleineren Bar nebenan wurde natürlich geraucht. Und dann war da noch ein weiterer Speiseraum, in dem auch geraucht werden durfte. Dieser Raum war gerammelt voll. Das zeigt doch, dass die Leute das wollen. Ich bin mit dieser Entwicklung zufrieden und freue mich für meine rauchenden Gäste." Foto: Catherina Hess

Netzle-Piechotka

Quelle: SZ

7 / 8

Birgit Netzle-Piechotka, Wirtin vom Asam-Schlössl und stellvertretende Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes München:

"Das ist ja toll! Das begrüße ich sehr, ich hab ja auch schwer dafür gekämpft. Man hat gesehen, dass die Politik weit über das Ziel hinausgeschossen hat. Doch der Bürger hat gesiegt und die Politiker endlich mal kleingekriegt. Ich bin ja nicht gegen den Nichtraucherschutz, ich bin selbst Nichtraucherin. Aber die Geselligkeit geht ja kaputt, wenn vier Leute aufstehen, um eine Zigarette zu rauchen, und wie räudige Hunde vor der Tür stehen müssen. In Zukunft kann jeder selbst entscheiden, ob er in ein verqualmtes Lokal gehen will oder nicht. Ein bissl Freiheit muss der Bürger auch noch haben. Da hat sich mein Kampf ja echt gelohnt."

Foto: Stephan Rumpf

Pongratz

Quelle: SZ

8 / 8

Peter Pongratz (links), Paulaner am Nockherberg und Wiesnwirt:

"Die Liberalisierung des Rauchverbots finde ich absolut super. Ich freue mich für die Kleingastronomen, die eine Eckkneipe haben, dass sie selbst entscheiden können, ob sie ein Raucher- oder ein Nichtraucherlokal sind. Ich habe am Nockherberg 14 Räume und hoffe, dass ich künftig einen Großteil der Räume als Nichtraucherlokal nutzen kann, dass ich aber auch die Möglichkeit haben werde, Räume als Raucherräume zu nutzen. Momentan haben wir ja ein absolutes Nichtraucherlokal, die Leute müssen eben rausgehen. Aber bei zehn Grad Minus würde ich ihnen das gerne ersparen. Außerdem wünschen wir uns, dass man es auf der Wiesn so beibehält wie es ist. Und vor allem auch beim Starkbier würde ich mir wünschen, dass man das in diese Volksfestkategorie mit einbezieht. Wir sollten die Möglichkeit bekommen, dass die Leute in dem Riesensaal, in dem man eigentlich auch gar nicht merkt, dass geraucht wird, weil die Abluft so gut ist, dass die Leute da auch rauchen können. Dieses Rauchverbot in unseren Sälen, das war letztes Jahr natürlich schon ein Handicap für uns."

Foto: Robert Haas

(sueddeutsche.de/af)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: