Umbau:Warum Rollstuhlfahrer nicht auf den Olympiaturm dürfen

Olympiaturm in München, 2015

Für Rollstuhlfahrer ist der Olympiaturm in München derzeit gesperrt.

(Foto: Florian Peljak)
  • Derzeit dürfen Menschen, die im Rollstuhl sitzen, nicht auf den Münchner Olympiaturm.
  • Der Grund: Sie können die Aufzüge nicht benutzen, falls es brennen sollte und säßen fest.
  • Derzeit werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, wie auch gehbehinderte Menschen im Alarmfall das Gebäude schnell verlassen können.

Von Eva Casper

Frank Becker-Nickels wollte mit seiner Familie im Restaurant 181 im Olympiaturm essen gehen. So wie sie es seit Jahren schon öfters getan haben. Seine Frau sitzt im Rollstuhl. Probleme gab es deswegen noch nie. Deshalb staunte er, als er vergangene Woche auf der Webseite des Restaurants 181 las, dass Menschen mit Rollstuhl derzeit im Olympiaturm nicht nach oben fahren dürfen.

Eine Erklärung dafür gab es nicht. Auf Nachfrage hieß es, dass die Aufzugsverordnung wegen des Brandschutzes neu geregelt wurde. Wer im Rollstuhl sitzt, darf nicht mehr nach oben fahren, weil die Betroffenen im Falle eines Feuers die Aufzüge nicht benutzen können und somit festsäßen. Seit Sommer dieses Jahres laufen Umbauarbeiten, um den Olympiaturm an die Brandschutzverordnung anzupassen.

Beim Berliner Fernsehturm hatte es ein ähnliches Problem gegeben. Der 1969 errichtete Turm ist nicht auf die Bedürfnisse von Menschen mit Gehbehinderung ausgerichtet. Im Falle einer Evakuierung ist die Treppe der einzige Fluchtweg. Menschen mit Gehbehinderung könnten den Turm nicht eigenständig verlassen.

Verschiedene Lösungen werden diskutiert

Brandschutzexperten und Behindertenverbände versuchten über Jahre eine Lösung zu finden. Diskutiert wurden unter anderem ein neuer Aufzug, Schutzräume und spezielle Rettungsstühle, mit denen die Betroffenen über das Treppenhaus transportiert werden können. Alle Konzepte scheiterten. "Gehbehinderte Menschen könnten im Ernstfall nicht gerettet werden", heißt es im Fazit der Expertenrunde. Der Berliner Fernsehturm bleibt für Menschen im Rollstuhl weiterhin geschlossen.

Soweit soll es in München aber nicht kommen. Für den Olympiaturm wurde ein Fluchtweg-Konzept erarbeitet, mit dem auch Menschen im Rollstuhl im Alarmfall das Gebäude schnell verlassen können, so Pressesprecher Tobias Kohler von der Olympiapark GmbH. Seit Sommer dieses Jahres wird umgebaut. "Wenn die Arbeiten beendet sind, können auch Menschen mit Rollstuhl den Olympiaturm wieder besuchen", versichert Kohler.

Wann genau das der Fall sein wird, ist aber noch unklar. Ursprünglich sollte bis Mitte November der Umbau abgeschlossen sein. Der Zugang ist derzeit aber immer noch gesperrt. Laut Kohler sei man aber zuversichtlich, den Olympiaturm "in Kürze" auch für Menschen mit Rollstuhl wieder öffnen zu können.

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