Süddeutsche Zeitung

Umbau in Fröttmaning:Der FC Bayern ist endlich zu Hause

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Der Verein hat die Fröttmaninger Arena zu seinem Stadion gemacht - mit 25 000 neuen Sitzen und von Fans gemalten Wandbildern.

Von Christoph Leischwitz

Nun erinnert endgültig nichts mehr an den TSV 1860 München, und das, obwohl es nun in der Nordkurve der Fröttmaninger Arena sogar ein paar Hundert blaue Sitze gibt. Doch dabei handelt es sich freilich nur um jene Flecken der bayerischen Raute, die im Logo des FC Bayern München vorkommen. Das riesige Wappen zieht sich von der obersten Reihe des Oberrangs bis zur untersten Reihe des Unterrangs; es ist die auffälligste Neuerung in der Arena, aber bei Weitem nicht die einzige. Im Mittelrang wurden rund 25 000 Stühle ausgetauscht, die allermeisten sind nun rot und nicht mehr grau. Auf der Gegengerade prangt der Vereinsname, auf der Haupttribüne ein "mia san mia".

Und auch, wenn hier am 6. September die deutsche Nationalmannschaft spielt, wenn 2020 und vielleicht auch 2024 hier EM-Spiele stattfinden, so ist aus einer einstigen WM-Arena nun endgültig ein Wohnzimmer des Münchner Rekordmeisters geworden. "Das Bild des Stadions hat sich seit 2005 enorm geändert", sagt Jürgen Muth, Geschäftsführer der Allianz-Arena, und merkt zum nun abgeschlossenen Umbau dieses Sommers an: "Das war für uns die große Überschrift, wir wollen zeigen: Es ist jetzt die Heimat des FC Bayern." Man habe Dutzende Varianten untersucht und sich dann für einen Vorschlag der Architekten Herzog & de Meuron entschieden. "Wir haben uns überlegt: Wollen wir ein komplett rotes Stadion, wie es schon viele in Europa gibt. Oder überlegen wir uns etwas, dass uns mit dem Design unterscheidet."

2017 wurde die Arena mit "Videowalls" und LED-Flutlicht rein technisch auf Vordermann gebracht, nun empfindet man die alte, neue Heimat auch optisch als innovativ. Die Gesamtkosten für die aktuellen Umbauten, zu denen noch vier neue Hubkissen und ein Wartungsgang unter dem Dach gehören, lägen im einstelligen Millionenbereich. Zum ersten Mal bekommen die Fans die Neuerungen am Sonntag zu sehen, dann spielen die Bayern gegen Manchester United (20.15 Uhr). Wohl auch deshalb ist der Andrang so groß: Bisher wurden 68 000 Karten verkauft - für ein Freundschaftsspiel in den Ferien.

Selbst dann, wenn das Spiel läuft und das Stadion voll besetzt ist - bei den Bayern also eigentlich immer - sind noch zahlreiche Neuerungen sichtbar. Auch die Treppen zu den Oberrängen sind nun rot, ebenso die Stufen zu den Sitzplätzen. Eine Besonderheit fällt aber schon kurz nach dem Eingang ins Auge: Die Kioske in der Promenade wurden an den Außenseiten von den Fans bemalt. "Es war uns wichtig, die Fans einzubinden", sagt Muth, und das geschah auch von Beginn an. Im Rahmen des Arbeitskreises Fandialog waren verschiedene Fanklubs und Ultra-Gruppierungen involviert. Diese gestalteten dann die Kiosk-Bereiche nach einer gemeinsame Absprache bezüglich des Gesamtkonzepts allein.

So ist jetzt zum Beispiel Ottmar Hitzfeld mit einem in die Höhe gereckten Champions-League-Pokal zu sehen (2001), oder der entscheidende Elfmeter von Oskar Rohr zur ersten deutschen Meisterschaft 1932. Sechs von 16 Kiosken sind bemalt, alle auf Höhe der Südkurve, es wurde Platz gelassen für künftige Erfolge und historische Ereignisse. Muth erzählt, dass die Maler nächtelang an den Bildern gearbeitet hätten, die Arena GmbH hatte deren Verpflegung übernommen. "Bei den Fans war der Stundenaufwand enorm, da kann man nur Vergelt's Gott sagen", so Muth.

Die meiste Arbeit aber machte der Ausbau der alten Sitze. Am Tag nach dem letzten Saisonspiel Mitte Mai gegen den VfB Stuttgart begannen die Umbauten. Schon wenige Tage später sah der Zwischenrang aus wie ein überdimensionales Gebiss mit zahlreichen Lücken. Die Sitze wurden zunächst an interessierte Jahreskarteninhaber verkauft, die genau ihren Sitz zugeschickt bekamen, dafür wurden alle Sitze mit einem Barcode versehen. Später durften andere Fans zuschlagen. Es ist wie immer: Die Sitze der Arena sind auch in diesem Fall ausverkauft.

Der Umbauten dauerten zweieinhalb Monate. "Kein Witz: Wir sind gestern fertig geworden", sagte Muth am Donnerstag. Die letzten Handgriffe betrafen die neuen, freilich roten Business-Sitze, auf denen am Sonntag auch Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sitzen werden. 2018 rollt nun schon bald wieder der Ball, nach der kommenden Saison geht es aber mit den Umbauten weiter. Aktuell werde noch ein "Lichtpartner" gesucht, um für neue Effekte zu sorgen. Die Hauptträger sollen angestrahlt werden, der Innenring des Daches wird dann leuchten - natürlich alles in Rot. Darüber hinaus wird ebenfalls bis 2019 im Norden ein komplett neuer Eingang mitsamt Parkhaus für Gästefans gebaut - ein Projekt im "deutlich zweistelligen Millionenbereich", sagt Muth.

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Quelle:
SZ vom 03.08.2018
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