Umbau des Rechberg-Palais:Sorge um den letzten Privatgarten der Altstadt

Radspielerhaus in München, 2007 Klassizistisches Stadtpalais in München: das Radspielerhaus, dessen Name auf den Innenausstatter Josef Radspieler zurückgeht, der es 1848 erwarb.

Das Radspieler Haus ist ein Münchner Traditionsgeschäft. Im Zuge der Sanierung des Rechberg-Palais' muss es nun teilweise geräumt werden.

(Foto: Robert Haas)

Die geplante Sanierung eines Teils des Rechberg-Palais beginnt. Sie war Jahrzehnte lang umstritten - und ist es bis heute: Kritiker befürchten einen massiven Eingriff in den letzten erhaltenen Privatgarten in der Münchner Altstadt.

Von Alfred Dürr

Kaum eine andere Sanierung in der Altstadt war über einen langen Zeitraum so umstritten, wie die in der Hackenstraße 7. Jetzt steht der Start der Bauarbeiten kurz bevor. Bis Ende Juni muss ein Teil des Einrichtungshauses Radspieler - einem Münchner Traditionsgeschäft - geräumt werden. Denn ein Komplex des Rechberg-Palais, in dem sich hinter den zwei bogenförmigen Schaufenstern auch Geschäfts- und Lagerflächen befinden, soll sich innen zu einem zeitgemäßen Geschäfts- und Wohnhaus wandeln.

Dazu gehört auch der Bau einer Tiefgarage im rückwärtigen Bereich. Kritiker befürchteten einen zu massiven Eingriff in den historischen Radspieler-Garten. Nach vielfältigen Auseinandersetzungen - auch vor Gerichten -, die sich über Jahrzehnte hinzogen, musste die Stadt schließlich ihre Zustimmung zu dem Projekt geben.

Streit um den letzten Privatgarten der Altstadt

Bewahren und Erneuern - gerade in der Altstadt führen Bauprojekte immer wieder zu Konflikten. Beim Radspieler-Garten ist das besonders deutlich zu spüren. Während man für das Haus im Rechberg-Palais mit seiner denkmalgeschützten Fassade Lösungen für die Wohnungen, Kanzleien oder Praxen finden konnte, entzündete sich der Streit am Umgang mit dem letzten erhaltenen Privatgarten in der Altstadt. Die Entstehungsgeschichte des Ensembles geht bis auf das 17. Jahrhundert zurück. Eine der wenigen Grünanlagen im Zentrum sollte ihren ursprünglichen Charme behalten.

Unter den Eigentümern des Rechberg-Palais, den Familien von Seidlein, gab es starke Meinungsverschiedenheiten über die baulichen Vorhaben. Das hat sich inzwischen weitgehend beruhigt. Außerdem hatten die Denkmalschützer oder auch der zuständige Bezirksausschuss Einwände gegen Eingriffe in den Garten.

Etwa in der Mitte des historischen Radspieler-Gartens befindet sich der alte Brunnen, der nun saniert werden soll.

Etwa in der Mitte des historischen Radspieler-Gartens befindet sich der alte Brunnen, der nun saniert werden soll.

(Foto: Florian Peljak)

Vor gut zwei Jahren zeigte dann eine Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht, dass die Argumente der Baugegner nicht zu halten waren. Einer Baugenehmigung stand damit nichts mehr im Weg. Auch das Landesamt für Denkmalpflege sah keinen Anlass mehr, sich gegen die Tiefgarage unter dem hinteren Teil des Gartens zu sperren.

Schließlich habe in diesem abgelegenen Teil bis 1965 ein Werkstatthaus gestanden, sagt Architekt Stephan Röhrl. Keller- und Fundamentreste seien bis heute vorhanden. Was mit ihnen geschehen soll, ist noch nicht zu erfahren. Jedenfalls soll um die Reste herum demnächst der Aushub für die Tiefgarage erfolgen. Dieses Bauwerk wird extra tief gelegt, damit man an der Oberfläche große Bäume pflanzen kann. Denn gerade dieser Teil des Gartens sei heute mehr oder weniger verwildert, sagt Röhrl. Zugänglich ist der Garten über das Radspieler-Geschäft.

Den ursprünglichen Charme erhalten

Dass dem denkmalwürdigen Garten die Zerstörung drohe, sei völlig abwegig, betont Röhrl. Im Gegenteil: Die historische Bedeutung solle wieder an Gewicht gewinnen. Die Bäume müssten beschnitten werden, "denn viele Bereiche sind inzwischen so verschattet, dass kein Gras mehr wächst".

Den alten Brunnen und die Wege will man herrichten: "Es geht darum, dieses schöne Stück Natur in der Innenstadt zu bewahren und sogar noch aufzuwerten." Weil man die Oberfläche im hinteren Teil erneuere, werde der Garten sogar größer und schöner als bisher.

In den Achtzigerjahren ging es noch um eine Baugenehmigung für ein vierstöckiges Hotel im rückwärtigen Bereich des Gartens. Dieses Thema ist längst vom Tisch, sagt Röhrl. Einen oberirdischen Neubau werde es im Bereich der Grünfläche nicht geben.

Teile des Sanierungskomplexes im Rechberg-Palais werden demnächst abgebrochen. Zunächst müsse man neue Fundamente setzen, erklärt Röhrl, denn die vorhandenen aus der Entstehungszeit des Hauses im Jahr 1872 seien nicht "regelgerecht". Die Hauptaktivitäten an der Baustelle würden voraussichtlich von Oktober an stattfinden. Dann wolle man Nachbarn und Passanten auch ausführlich über die Sanierung und den Neubau in der Hackenstraße informieren.

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