Zwischen Welten:Die betörende Seite

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Emiliia Dieniezhna (Foto: Bernd Schifferdecker)

Ukraine, das ist nicht nur Krieg und Leid. Unsere Kolumnistin findet es zunehmend wichtiger, auch positive Dinge aus ihrer Heimat zu erzählen, über Kunst, Design oder Parfums.

Kolumne von Emiliia Dieniezhna

Was ich bei meiner Beschäftigung als SZ-Kolumnistin am meisten mag, ist, dass sie mir eine tolle Möglichkeit gibt, neue Menschen zu treffen und Kontakte zu knüpfen. Das sind sowohl Ukrainer als auch Deutsche und Münchnerinnen. Dank der SZ habe ich Olga Bogorodchenko kennengelernt, eine Ukrainerin, die schon lange in München wohnt und - das ist ihr Hobby - über ukrainische Parfums recherchiert und erzählt.

Wie viele andere Ukrainer, die ich hier in München kenne, ist Olga mit ihrem Forschungseifer eine echte Inspiration für mich. Als ich also erfahren habe, dass sie einen Workshop zum Thema ukrainische Parfums bei "Objekty on Tour - Ukrainian Fashion & Design Days" am 6. Oktober in München macht, wollte ich den unbedingt besuchen und Neues hören.

In der Tat hat Olga für diesen Workshop wieder neue ukrainische Parfums gefunden. Es ist gar nicht einfach, solche Nischenprodukte zu finden. Die neuen Düfte haben mir ganz gut gefallen und ich war echt froh, dass mein Land so viele Parfum-Talente hat, dass Olga immer wieder etwas findet.

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Stolz habe ich auch empfunden, als ich die anderen Objekte der Ukrainian Fashion Days sah. Der Pop-up-Store hat sich in einem ukrainischen Kulturzentrum bei der griechisch-katholischen Kirche eingerichtet und hat ukrainische Brands, von Fashion bis hin zu Home Dekor, präsentiert. Alle Waren waren von hoher Qualität und sehr ungewöhnlich und kreativ, von den bestickten Hemden der Extraklasse bis zu den Schmucksachen mit ukrainischen Charakter.

Objekty on Tour wurde nach München von Oksana Senyczak gebracht. Oksana ist eine inspirierende Frau, die als Kind ukrainischer Eltern in Belgien geboren wurde, sie lebt in Antwerpen und führt dort den Shop "Objekty - Objects and Design from Ukraine". Diesen Conceptstore hat sie vor fünf Jahren dort eröffnet, um zu zeigen, wie reichhaltig die ukrainische Kultur ist und wie kreativ die ukrainischen Designerinnen und Künstler sind. Die Ukraine ist viel mehr als nur die Herausforderungen, die Russlands Krieg bringt, und Oksana bestätigt das mit ihrem Conceptstore für zeitgenössische Kunst und Design aus der Ukraine.

Zu Zeiten des russischen Angriffs wird es noch aktueller, die positive Seite der Ukraine und der Ukrainer zu zeigen, meint Oksana. Deswegen hat sie ukrainische Marken, Künstler und Künstlerinnen nach München gebracht, um zu zeigen, dass trotz des Krieges, der die Existenz der Ukraine bedroht, die ukrainischen Startups und Unternehmen überzeugen.

Der Pop-up-Store hat auch ein philanthropisches Ziel. Von allen verkauften Kunstwerken werden 20 Prozent an ukrainische Hilfsprojekte gespendet. Der Erlös des ukrainischen Cafés, wo die Besucherinnen und Besucher die Küche meiner Heimat kennenlernen konnten, finanziert Erste-Hilfe-Rucksäcke für medizinisches Personal und Ärzte in den Frontgebieten.

Je länger Russlands Krieg dauert, desto wichtiger finde ich das Bemühen, im Ausland auch die anderen Seiten der Ukraine zu schildern und bin sehr dankbar denen, die das eindrucksvoll tun.

Emiliia Dieniezhna, 35, flüchtete mit ihrer damals vierjährigen Tochter Ewa aus Kiew nach Pullach bei München. Sie arbeitet ehrenamtlich für die Nicht-Regierungs-Organisation NAKO, deren Ziel es ist, Korruption in der Ukraine zu bekämpfen. Außerdem unterrichtet sie ukrainische Flüchtlingskinder in Deutsch. Für die SZ schreibt sie einmal wöchentlich eine Kolumne über ihren Blick von München aus auf die Ereignisse in ihrer Heimat.

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