Süddeutsche Zeitung

Stadt prüft Antrag für Wiederaufbau:Das Uhrmacherhäusl entsteht neu

Vier Jahre nach dem illegalen Abriss will der Eigentümer an der Oberen Grasstraße ein Gebäude mit zwei Wohnungen errichten. So sehen die neuen Pläne aus.

Von Ilona Gerdom

Bekommen die Giesinger ihr Uhrmacherhäusl so zurück, wie es einmal war? Die Pläne für den Wiederaufbau lösen im Stadtviertel viel Freude aus. Das neue Gebäude soll dem vorherigen gleichen, zumindest von außen. Innen sollen zwei Wohnungen Platz finden. So sieht es ein Bauantrag für das Grundstück an der Oberen Grasstraße 1 vor, der dem Planungsreferat zur Prüfung vorliegt. "Bis auf die Hofseite werden die Umrisse eingehalten", erklärt Volker Zimmer. Der CSU-Mann ist im Bezirksausschuss (BA) für Planungsthemen zuständig, und in seinem Unterausschuss wurde das Vorhaben bereits diskutiert.

Ein paar Neuerungen sind dennoch vorgesehen: ein Keller zum Beispiel, und hinten raus soll es größere Fenster und Türen geben. Zimmer zufolge sollen die Wohnungen 65 und 93 Quadratmeter groß sein. Am Dienstag kann der BA eine Stellungnahme dazu abgeben. Der Unterausschuss empfehle die Zustimmung, so Zimmer: "Wir freuen uns natürlich, dass das umgesetzt wird."

Bis hierhin war es ein langer, auch mehrfach juristisch beschrittener Weg. Seit das Uhrmacherhäusl illegal abgerissen wurde, sind inzwischen mehr als vier Jahre vergangen. Oder in Angelika Luibles Zeitrechnung: 54 Mahnwachen. Regelmäßig hält die Bürgerinitiative (BI) Heimat Giesing diese an der Oberen Grasstraße ab. Der Bauantrag, der in Aussicht stellt, dass "die Pläne von damals aufgenommen" werden, sei "ein ganz großer Erfolg" und eine "große Erleichterung", sagt Luible. Aber: "Was uns a bisserl irritiert, sind große, große Lichtschächte unten". Sie sollen wohl an der Rückseite entstehen. Luible macht sich Sorgen, dass dadurch "kein Grün mehr bleibt".

"Wir glauben's wirklich erst, wenn's steht."

Insgesamt bewertet sie den Antrag, der laut Initiative vom Eigentümer Andreas S. stammt, als positiv. Doch sie sagt auch: "Wir glauben's wirklich erst, wenn's steht." Man habe einfach "ganz andere Erfahrungen" gemacht. Damit meint sie die Zerstörung des Gebäudes und das, was ihr folgte.

Im September 2017 war ein Bagger angerückt und hatte das denkmalgeschützte Häuschen eingerissen. Daraufhin hatte die Stadt München beim Eigentümer den Wiederaufbau angeordnet. Den Bescheid jedoch hatte das Verwaltungsgericht für rechtswidrig erklärt. Im Sommer vergangenen Jahres verfügte dann der Bayerische Verwaltungsgerichtshof, das Uhrmacherhäusl in seinen historischen Gebäudemaßen wiederaufzubauen. Damit ist Andreas S. zur Rekonstruktion verpflichtet. Ob der nun gestellte Bauantrag dieser Wiederaufbauverfügung entspricht, prüft im Moment das Planungsreferat.

Je nach Ergebnis könne eine Baugenehmigung erteilt werden, sonst müsse der Antrag neu gestellt werden, so die Pressestelle. Eine Bitte der SZ um eine Stellungnahme ließ Andreas S. unbeantwortet. Demnächst wird er sich vor dem Amtsgericht München wegen der Umstände, die zum Abbruch führten, verantworten müssen.

Im Mai 2021 war ein Strafbefehl gegen ihn erlassen worden. Vorgeworfen werde ihm, so gab Gerichtssprecher Klaus-Peter Jüngst damals an, "Nötigung" früherer Bewohner durch "kaltes Entmieten" und "gemeinschädliche Sachbeschädigung" wegen des Denkmalschutzes. Angesetzt sind dafür vier Verhandlungstage, zu denen auch Zeugen geladen sind. Der erste Verhandlungstag findet laut Gericht am Montag, 2. Mai, statt.

Angelika Luible ist unterdessen mit der Vorbereitung der 55. Mahnwache beschäftigt. Die Veranstaltung am kommenden Freitag wird nicht die Letzte sein: "Wir bleiben dran." Und zwar bis das neue alte Uhrmacherhäusl stehe, kündigt sie an.

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