Überraschendes Einlenken:Gnadenfrist für das Amerika-Haus

Aufgeschoben, nicht aufgehoben. Das Amerika-Haus darf doch noch ein Jahr länger am Karolinenplatz bleiben. Erst dann soll das Kulturzentrum engültig der Technikakademie Acatech weichen. Die Entscheidung der Staatsregierung kommt überraschend.

Dominik Hutter

Die bayerische Staatsregierung hat überraschend auf die Kündigung des Mietvertrags für das Amerika-Haus verzichtet. Staatskanzlei-Chef Thomas Kreuzer (CSU) und Raimund Lammersdorf, der Direktor des Bayerisch-Amerikanischen Zentrums, haben stattdessen vereinbart, dass die Kultureinrichtung bis zum 31. Dezember 2013 in ihrem angestammten Gebäude am Karolinenplatz bleiben kann - also ein Jahr länger als ursprünglich geplant. Dann allerdings ist ein Auszug unumgänglich. Im Jahr 2014 soll die Sanierung des Hauses beginnen.

Überraschendes Einlenken: Von vielen Seiten aus wurde gegen die Kündigung demonstriert, hier bildeten mehrere hundert Unterstützer eine Menschenkette um das Amerika-Haus.

Von vielen Seiten aus wurde gegen die Kündigung demonstriert, hier bildeten mehrere hundert Unterstützer eine Menschenkette um das Amerika-Haus.

(Foto: Robert Haas)

Das nun unterzeichnete Papier, so betonte ein Sprecher der Staatskanzlei, bedeute keine Kehrtwende, sondern lediglich einen Aufschub. Der Beschluss des Ministerrats, das Gebäude am Karolinenplatz der Technikakademie Acatech zu überlassen, bleibe bestehen. Allerdings soll die nun gewonnene Zeit genutzt werden, um "neue Ansätze der bayerisch-amerikanischen Beziehungspflege zu erarbeiten", erklärte Kreuzer. Zudem prüfe man derzeit fürs Amerika-Haus "schon eine Reihe herausragender Raumalternativen im Innenstadtbereich Münchens". Erste Besichtigungen fänden demnächst statt.

Raimund Lammersdorf will trotzdem an seinem Ziel festhalten: nach der Renovierung wieder ins angestammte Haus am Karolinenplatz einziehen zu können. "Wir wollen hierbleiben", betonte er - ohne das extra für diesen Zweck errichtete Gebäude verliere der Verein seine Arbeitsgrundlage.

Für die seit 1957 am Karolinenplatz ansässige Institution bedeutet der Aufschub dennoch eine wichtige Verschnaufpause in dem nun schon Monate währenden Kampf um die Immobilie. "Das ist ein Erfolg", freut sich Lammersdorf, der ansonsten zum 1. August die Kündigung seiner Mitarbeiter hätte aussprechen müssen. Ursprünglich sollte das Mietverhältnis am 31. Dezember 2012 enden. Danach sollte, so sahen es die Pläne des Freistaats vor, eine wilde Umzugsrochade stattfinden: Die Acatech sollte von der Residenz ins Amerika-Haus umziehen, das Bayerisch-Amerikanische Zentrum in die Zentrale der Lotterieverwaltung am Karolinenplatz und Teile der Lotterieverwaltung aufs Land.

Der Verbleib des Amerika-Hauses an seinem Stammsitz über das Jahresende hinaus war in den vergangenen Wochen immer unwahrscheinlicher geworden - dass die Staatsregierung nun plötzlich Milde walten lässt, hatte sich im Vorfeld nicht abgezeichnet. Erst in der vergangenen Woche hatte der Landtagsausschuss für Hochschule, Forschung und Kultur gleich drei Anträge von SPD, Grünen und Freien Wählern abgelehnt, die alle den Erhalt des Amerika-Hauses oder zumindest einen Aufschub der Umzugpläne zum Ziel hatten. Die Kündigung des Mietvertrags war für den 30. Juni angekündigt gewesen.

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