Über den Tellerrand:Mehr als nur Paella

Über den Tellerrand: Viele der spanischen Restaurants in München gibt es schon seit 20 oder mehr Jahren. Dort wird nicht nur Paella serviert.

Viele der spanischen Restaurants in München gibt es schon seit 20 oder mehr Jahren. Dort wird nicht nur Paella serviert.

(Foto: Robert Haas)

Die spanische Küche in München nimmt ihren Anfang 1970 mit dem Vereinstreff von Gastarbeitern, dem Centro Español, und ist heute erstaunlich vielfältig

Von Franz Kotteder

Die spanische Küche ist ja eigentlich enorm vielseitig, obwohl davon bei uns jahrzehntelang nur die Paella so richtig angekommen ist. Angefangen von den Tapas-Bars mit ihren unzähligen kleinen Vorspeisen-Varianten bis hin zu den Avantgarde- und Drei-Sterne-Spitzenküchen Kataloniens und des Baskenlands ist die Bandbreite in Wirklichkeit gewaltig. Nun wäre es mehr als ungewöhnlich, wenn sich diese Palette auch in München wiederfinden ließe (die Avantgardeküche entdeckt man natürlich mit einzelnen Elementen gelegentlich auch in unseren Sternelokalen). Aber es bildet sich doch erstaunlich viel von Spaniens kulinarischen Richtungen auch in den spanischen Lokalen Münchens ab.

Alles begann 1970 mit dem Vereinstreff von spanischen Gastarbeitern, die auch in München zu Hause sein wollten. Sie trafen sich im Centro Español in der Daiserstraße 20, und so nach und nach entwickelte sich daraus Münchens erstes spanisches Spezialitätenrestaurant. Klar gibt es hier Paella, die beliebteste Vorspeise sind nach wie vor die Gambas en ajillo, die Garnelen, die mit Knoblauch in heißem Olivenöl brutzelnd auf den Tisch kommen. Neben dem Lammeintopf Caldereta extremeña sind die Fischgerichte recht beliebt, und auch der Vino tinto, der spanische Rotwein. Das Centro Español ist das Musterbeispiel für eine spanische Bodega, ein einfaches Wirtshaus, bei dem an großen Holztischen alle Gäste beieinandersitzen. Gelegentlich tritt auch ein Gitarrist auf. Das schrammt dann schon leicht an der Strandbar vorbei.

Ganz so lange wie das Centro halten die anderen spanischen Lokale noch nicht durch. Auffallend ist dennoch, dass sie fast alle seit 20 und mehr Jahren in der Stadt heimisch sind: das Olé Madrid (Häberlstraße 15), die Bodega Dalí (Tengstraße 6), La Tasca Nueva (Mettinghstraße 2) und das El Perro y el Griego (Belfortstraße 14). Sie alle stehen für bodenständige spanische Küche ohne allzu große Überraschungen.

In den letzten Jahren ist vor allem das Genre der Tapas-Bar in Mode gekommen. Vom Glockenbachviertel (Itxaso, Pestalozzistraße 7, und Cordo Bar, Ickstattstraße 1a) über Haidhausen (Teatro Bar Tapas, Balanstraße 23), die Maxvorstadt (Amistad, Georgenstraße 37) und Schwabing (Bodeguita, Hohenzollernstraße 120) schätzt man es offenbar vor allem in den Szenevierteln, vor dem Cocktail noch ein paar kleine Speisen einzuschieben. Wer's spezieller mag, der besucht die Barna Bar (Auenstraße 124), in der man sich fühlt wie auf Städteurlaub in Barcelona. Ebenfalls für die katalanische Richtung steht das Palau - wenn auch weniger authentisch denn hip (Thalkirchner Straße 16).

Europa ist nicht nur nüchterne Politik, sondern auch kulinarischer Genuss: Vor der Europawahl stellt die SZ in ihrer Serie die gastronomischen Vertreter der EU in München vor.

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