Über den Tellerrand:Die Franzosen bringen die gehobene Küche nach München

Restaurant "L'Adresse 37" in München, 2017

Im L'Adresse 37 widmet man sich dem Pariser Neo-Bistro.

(Foto: Stephan Rumpf)

Mit französischen Restaurants ist München gut bestückt. Anders als bei Italienern, Griechen oder Kroaten liegt das nicht an der Zuwanderung durch sogenannte Gastarbeiter, sondern an der Tradition der gehobenen Küche.

Von Franz Kotteder

Die bayerischen Königs- und Fürstenhäuser orientierten sich vor allem am Lebensstil der prachtvollen Höfe der Kollegen in Frankreich und Österreich-Ungarn. Und tatsächlich ist die bayerische Küche ein Zwitter aus Paris und Wien, jedenfalls in ihrer anspruchsvolleren Version. Die niederen Stände durften ohnehin, wie im Rest von Europa auch, froh sein, wenn sie nicht verhungerten.

Geblieben sind als bekannteste Beispiele das Böfflamott, wie das französische Bœuf à la mode auf Bairisch heißt, die Roulade und die Bayerische Crème. Und eben Restaurants der ersten Liga, die nach wie vor auf eine solide französische Grundlage setzen, wie etwa das Les Deux im Schäfflerblock an der Maffeistraße, das ja auch mit einem Stern im Michelin ausgezeichnet wurde. Am stärksten vertreten sind in der Stadt Lokale mit klassischer Brasserie- und Bistro-Küche wie etwa das Rue des Halles oder das Faubourg in Haidhausen, das als "Franzosenviertel" ohnehin einen Ruf zu verteidigen hat. Hier findet sich auch als nordfranzösische Vertretung die Crêperie Bernard & Bernard, die sich auf bretonische Crêpes und Galettes (die salzige Variante) verlegt hat.

Aber auch im Rest Münchens finden sich Varianten des herkömmlichen Angebots. So ist das Makassar im Dreimühlenviertel bekannt für seine Gerichte aus den ehemals französischen Kolonien. Das Marais Soir im Westend deckt die Region Südfrankreich und die Einflüsse des Mittelmeers ab. Im L'Adresse 37, ebenfalls in der Schwanthalerhöhe, widmet man sich dem Pariser Neo-Bistro mit seinen neuen, modernen Variationen der klassischen Küche. Und das Le Stollberg ist berühmt für seinen feinen Umgang mit Innereien, die in Frankreichs Küche seit jeher eine große Rolle spielen.

Europa ist nicht nur nüchterne Politik, sondern auch kulinarischer Genuss: Vor der Europawahl stellt die SZ in ihrer Serie die gastronomischen Vertreter der EU in München vor.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: