Deutschrock-Konzert in der Olympiahalle:Häuptling der Lindianer

Deutschrock-Konzert in der Olympiahalle: Fit und faltig wie Kollege Keith Richards: der 76-jährige Udo Lindenberg in der Münchner Olympiahalle.

Fit und faltig wie Kollege Keith Richards: der 76-jährige Udo Lindenberg in der Münchner Olympiahalle.

(Foto: Florian Peljak)

Der unverwüstliche Udo Lindenberg feiert mit seiner "Panik-Familie" in München, wo seine gut 50-jährige Karriere startete.

Von Oliver Hochkeppel, München

Großleinwände sind gnadenlos. Bei den Nahaufnahmen kann Udo Lindenberg auch geschminkt eine Zerfurchung in Keith-Richards-artigen Dimensionen nicht verbergen. Wie sein Rock'n'Roll-Kollege hat auch Udo sich das nicht zuletzt über die chronische Einnahme nicht hautfreundlicher Substanzen erarbeitet. Dass der 76-Jährige trotzdem zweieinhalb Stunden lang ohne Pause mit den typisch lässig-schlurfenden Tanzschrittchen die Olympiahalle rockt, könnte ebenfalls eine Parallele zu Richards Fitness-Geheimnis haben, das der unlängst verriet: Er erspare seinem Körper jede unnötige Anstrengung. So lässt sich wohl auch Udo als Deutschlands berühmtester Hotelbewohner im Hamburger "Atlantik" für seine Tourneen pflegen. Tourneen, deren Shows im deutschsprachigen Pop seit eh und je Maßstäbe setzen. Auch diese "Udopium"-Tour.

Deutschrock-Konzert in der Olympiahalle: Sonderflug nach München: Udo Lindenberg, das "Panikorchester", Tänzerinnen und ein Kinderchor entstiegen dem "Panik 1"-Jumbojet.

Sonderflug nach München: Udo Lindenberg, das "Panikorchester", Tänzerinnen und ein Kinderchor entstiegen dem "Panik 1"-Jumbojet.

(Foto: Florian Peljak)

Wie schon gewohnt rauscht der "Panik 1"-Jumbojet aus dem Weltall heran, dem dann ganz real das Panikorchester, ein Dutzend Tänzerinnen und eine - hinterher hinreißend singende und tanzende - Kindergruppe entsteigen. Von dieser großen "Panik-Familie" - von ewigen Kumpels wie dem Bassisten Steffi Stephan und den famosen Sängerinnen Nathalia Dorra und Ina Bredehorn bis zu den Zehnjährigen getragen -, macht Udo dann "sein Ding", wie ein Song so schön heißt. Lässt mit 29 (seiner insgesamt gut 800 veröffentlichten) Stücken samt vielen nostalgischen Einblendungen seine mehr als 50-jährige Karriere Revue passieren, von "Cello" über "Rock'n'Roller", von "Johnny Controlletti" bis zum "Sonderzug nach Pankow". Ein Bildersturm samt zahllosen Kostümen, Inszenierungen und Konfettikanonen, bei dem Udo nicht nur dank des seinerzeit bahnbrechenden Alltags-Slangs in den Songs, sondern auch thematisch nach wie vor die Nase vorn hat: Ob er mit "Na Und?" und "Bunte Republik Deutschland" die gesellschaftliche Diversität feiert, mit "Vom Opfer zum Täter" gegen rechts Stellung bezieht oder mit "Wozu sind Kriege da?" und "Wir ziehen in den Frieden" beklemmend aktuell die Sinnlosigkeit des institutionalisierten Mordens geißelt. Das mag mitunter oldschool und etwas kitschig sein, aber dafür auch echt, klar und emotional unausweichlich.

Spätestens da findet er zusammen, der "Clan der Lindianer", der seit Jahrzehnten zu Udos Konzerten pilgert. Und der wie er ein paar Falten mehr bekommen hat durch "drei Jahre härtesten Entzug". Wie im Horrorfilm "Shining" habe er sich im leeren Hotel Atlantic gefühlt, erzählt Udo zwischendurch. Endlich könne er jetzt wieder "zum Feiern nach Bayern", immerhin habe alles ja hier angefangen, "als ich in Schwabing wohnte". Furchen hin oder her, mit seinen Monstershows samt Message wird der ewige Panik-Rocker hier immer willkommen sein.

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