Mehr als 20 Jahre lang war Christian Ude Oberbürgermeister von München. Klar, dass das gefeiert werden muss - und zwar mehrfach. Von den Bürgern hat sich Ude schon verabschiedet. Heute war die Politprominenz dran. Im Deutschen Theater feierte Ude seinen Abschied mit den Politikern, die ihn während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister begleitet haben. 1450 Gäste waren geladen, 75.000 Euro gab die Stadt für die Feier aus. Gemessen an Miesbacher Verhältnissen ist das nicht viel Geld. Die Feier zum 60. Geburtstag von Jakob Kreidl, die ihm später die politische Karriere kostete, war 120.000 Euro teuer.
2013 ist Ude erst gegen Horst Seehofer bei der bayerischen Landtagswahl angetreten. Gegen den CSU-Politiker hatte er bei der Wahl zum Ministerpräsidenten keine Chance. Das ist für ihn aber kein Grund, sich nicht mit dem ehemaligen Konkurrenten von der CSU bei seiner Abschiedsfeier zu amüsieren.
Am 1. Mai ist Christian Ude bereits in den Ruhestand gegangen. An seinem letzten Arbeitstag hat sich der "Bürgerking" direkt auf dem Marienplatz von den Münchnern verabschiedet. Dabei hat er fleißig seine letzten Ude-Autogrammkarten und -Tassen unters Volk gebracht. Damit war aber noch nicht genug gefeiert: An diesem Freitag standen die Abschiedsfeierlichkeiten mit der Politprominenz an. Vor dem Deutschen Theater wartete eine Gauklertruppe auf Christian Ude und seine Frau Edith. Was nur wenige der Gäste mitbekamen: Edith von Welser-Ude brach später bei der Abschiedsfeier zusammen - offenbar wegen einer plötzlichen Kreislaufschwäche. Umstehende leisteten sofort Erste Hilfe, ein Notarzt versorgte die 75-Jährige bereits kurz danach in einem Nebenraum des Theaters. Vorsorglich wurde sie dann mit einem Notarztwagen in die Klinik gebracht.
Die Gaukler im Hintergrund bildeten eine hervorragende Fotokulisse. Hier zeigt sich Ude mit Herzog Franz von Bayern.
Ministerpräsident Seehofer und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) wollten sich die Gelegenheit für einen Abschiedschnappschuss mit dem ehemaligen Münchner Oberbürgermeister nicht nehmen lassen.
Auch Udes Nachfolger Dieter Reiter war zu Christian Udes Abschiedfeier im Deutschen Theater geladen. Nachdem die geplante rot-schwarz-grüne Koalition in München geplatzt ist, muss er nun mit der CSU regieren. Christian Ude ist nicht besonders glücklich über das Ende der rot-grünen Ära in München - und das kam auch später in seiner Festrede zum Ausdruck.
Dieter Reiters Frau Petra nutzt Udes Abschied gleich für erste Annäherungen an den politischen Gegner. Wieso nicht direkt mit dem Ministerpräsidenten anfangen?
Bei seiner Abschiedsrede erwähnte Christian Ude seinen Nachfolger Dieter Reiter nicht direkt. Dass er Glaubwürdigkeit in der Stadtpolitik anmahnte war allerdings ein deutlicher Seitehieb in dessen Richtung. Im Saal wurde das als Anspielung auf den Bruch zwischen SPD und Grünen verstanden, die immer die Fortsetzung ihres Bündnisses verprochen hatten. Ein Hingucker war auch das Rednerpult: "Sag zum Abschied leise Servus" steht über der Zeichnung von Ude mit Königsmantel und Krone. Er breitet die Arme aus, um sich beim Münchner Kindl mit einer Umarmung zu verabschieden.
Prominente Gäste wie Sigmar Gabiel ehrten Christian Ude im Deutschen Theater. Der SPD-Minister hat ein Geschenk für den ehemaligen Oberbürgermeister dabei: Eine Sammlung mit Udes Reden. Dieter Reiter soll auch ein Exemplar bekommen, damit er "jede der ersten Reden mit einem Ude-Zitat beginnen kann".
Der Nürnberger OB Ulrich Maly lobte den ehemaligen Oberbürgermeister als "nie rechthaberisch - sondern höchst sanft unfehlbar" - und übertraf Christian Ude dabei fast noch als Kabarettist.
"Schickeria", "Skandal um Rosi" und "Rock around the clock": Zu Udes Ehren gab die Spider Murphy Gang ein paar Songs zum Besten.
Prominenz aus den Reihen der SPD wie der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel war beim Udes Verabschiedung natürlich auch zugegen.
Auch Edmund Stoiber war unter den Gästen. Bei Horst Seehofer kam bei den Feierlichkeiten fast Nostalie auf. Er schwärmte von gemeinsamen Treffen mit Christian Ude in der Staatskanzlei, in denen sie vertrauliche Deals zwischen Stadt und Freistaat ausgehandelt hätten.
Nach den Reden der Politiker ging es wieder lustiger zu. Ude amüsierte sich mit Ottfried Fischer und Charlotte Knobloch.