Ude und das Nein zu Olympia:Entzauberter Bürger-King

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Die Münchner Olympia-Bewerbung haben nicht nur querulatorische Garmischer Wiesenbesitzer oder Wohlstandsmünchner abgelehnt - sondern alle gemeinsam. Ein Krisensignal, das insbesondere Münchens Oberbürgermeister Ude zu denken geben muss - in seiner 20-jährigen Regentschaft haben die Bürger in all ihren Entscheiden gegen ihn gestimmt.

Ein Kommentar von Kassian Stroh

Wie kann das sein? Da bewirbt sich München um die Olympischen Winterspiele; dieser Plan wird im Rathaus wie im Landtag von allen maßgeblichen politischen Kräften getragen, mit Ausnahme der Grünen. Und dann lehnen die Bürger dieses Ansinnen derart deutlich ab. Dies taten nicht nur irgendwelche querulatorischen Garmischer Wiesenbesitzer, dies taten nicht nur saturierte Wohlstandsmünchner - dies taten sie alle gemeinsam.

Es war richtig, dass Oberbürgermeister Christian Ude nach der umstrittenen, gescheiterten Bewerbung für die Winterspiele 2018 gesagt hatte: Wir probieren das nur noch einmal, wenn die Bevölkerung das will. Umso bedenkenswerter ist nun das Ergebnis des Bürgerentscheids: Es ist ein Votum gegen die Mehrheit der Politik.

Die meisten Münchner hat das Thema Olympia kaltgelassen, das zeigt die niedrige Wahlbeteiligung. Und in jener Minderheit, die sich dafür interessierte, waren die Befürworter von Winterspielen noch einmal eine. Es war keine Begeisterung für das Projekt zu spüren; es meldeten sich prominente Fürsprecher, aus der Wirtschaft, dem Sport natürlich und eben auch aus der Politik. Sie hat nun amtlich, dass sie ihre Pläne am Bürgerwillen vorbei verfolgt hat.

Das ist ein Krisensignal. Vor 18 Jahren ist der kommunale Bürgerentscheid in Bayern eingeführt worden - er ist nun wahrhaft erwachsen geworden. Als Instrument, um Politikern Bodenhaftung zu verordnen. Das muss insbesondere Ude zu denken geben.

In seiner 20-jährigen Regentschaft haben die Münchner nun bei allen bedeutenden Bürgerentscheiden gegen ihn gestimmt: bei den Tunnels am Mittleren Ring, bei den Hochhäusern, bei der Startbahn. Allein beim Entscheid über das neue Fußballstadion stand er auf der Siegerseite, dieser war ihm aber nicht wirklich ein Herzensanliegen. Und nun lassen die Münchner die Olympiabewerbung durchfallen, die Ude selbst zum wichtigsten Projekt seiner ausklingenden Amtszeit erklärt hatte.

Ja, es ist genau derselbe Ude, der einst stolz das Image des Bürger-Kings gepflegt hatte. Das ist entzaubert. Nicht erst seit Sonntag, aber nun aktenkundig. Der König der Bürger erreicht seine Bürger nicht mehr.

© SZ vom 11.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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