Ude interviewt Helmut Schmidt:"Na, Sie alter Gauner"

Altkanzler trifft Möchtegern-Ministerpräsident: Der bayerische SPD-Spitzenkandidat Christian Ude hat am Dienstagabend prominente Wahlkampf-Unterstützung bekommen - von Helmut Schmidt. Es war ein Ausflug in die Geschichte, auch zu Franz Josef Strauß.

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Altbundeskanzler Schmidt trifft sich mit Muenchens Oberbuergermeister Ude

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Altkanzler trifft Möchtegern-Ministerpräsident: Der bayerische SPD-Spitzenkandidat Christian Ude hat am Dienstagabend prominente Wahlkampf-Unterstützung bekommen - von Helmut Schmidt. Es ist ein Ausflug in die Geschichte, auch zu Franz Josef Strauß.

Das Münchner Volkstheater ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. Helmut Schmidt, der in seiner politischen Karriere alles erreicht hat, und Christian Ude, der kommendes Jahr Ministerpräsident werden will, sitzen sich auf der Theaterbühne gegenüber - Ude ganz als Moderator, der dem über die Parteigrenzen hinweg hoch geschätzten Altkanzler eine Frage nach der anderen stellt. Schmidt antwortet sehr geduldig.

Christian Ude trifft Helmut Schmidt

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Den ersten Applaus und die ersten Lacher erntet Helmut Schmidt, noch bevor er zum ersten Mal das Wort ergreift. Mit seinem Gehstock angelt er sich kurzerhand den etwas abseits stehenden Tisch mit dem Aschenbecher darauf - er wird ihn noch brauchen.

Altbundeskanzler Schmidt trifft sich mit Muenchens Oberbuergermeister Ude

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Im Volkstheater erspäht man an diesem Abend einige bekannte Gesichter. Der einstige Justizminister und spätere SPD-Bundesvorsitzende Hans-Jochen Vogel ist da. Er sitzt neben der einstigen "Grande Dame" der FDP, Hildegard Hamm-Brücher. Ebenfalls unter den Zuhörern ist Ruth Loah, die Lebensgefährtin Schmidts.

Christian Ude trifft Helmut Schmidt

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"Herr Bundeskanzler", redet der Münchner Oberbürgermeister den 93-Jährigen ehrfürchtig an - und Schmidt erzählt dann gleich noch, warum er das eigentlich übliche Genossen-Du in der SPD bis heute ablehnt. "Das hat sich im Laufe der Zeit ergeben - als ich nämlich gelernt habe, wie feindlich Sozialdemokraten miteinander umgehen."

Altbundeskanzler Schmidt trifft sich mit Muenchens Oberbuergermeister Ude

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Und natürlich kommen die beiden irgendwann auf CSU-Übervater Franz Josef Strauß zu sprechen. Schmidt berichtet etwa, wie Strauß ihn einst immer wieder, unbemerkt von Journalisten, im Kanzleramt besucht habe. "Ich habe ihn begrüßt: "Na, Sie alter Gauner." Und er hat geantwortet: "Na, Sie alter Lump."" Schmidt erzählt: "Wir waren eindeutig Gegner, aber wir haben uns gegenseitig geachtet."

Christian Ude trifft Helmut Schmidt

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Ude führt mit Schmidt über weite Strecken kein lockeres, sondern ein ernstes, tiefgehendes zeitgeschichtliches Gespräch. Dabei nimmt sich Ude bis zum Schluss zurück, traut sich kaum einmal, dem Altkanzler in Wort zu fallen.

Es geht um die Hamburger Flutkatastrophe, um den Nato-Doppelbeschluss, aber auch um den Euro und die europäische Schuldenkrise. "Heute, im Jahr 2012, ist der Euro stabiler als die D-Mark je gewesen ist", betont Schmidt. Gleichzeitig vermisse er heute aber große europäische Führungspersönlichkeiten. Die nämlich seien von der großen Bühne längst abgetreten.

Christian Ude

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Um die Landtagswahl im Herbst 2013 geht es dagegen bis zum Schluss mit keiner Silbe, der Name von CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer beispielsweise fällt nicht ein einziges Mal. Nein, schon die bloße Anwesenheit Schmidts soll für Ude Wahlkampfhilfe genug sein - allein wegen der großen Aufmerksamkeit, die die Veranstaltung erregt hat.

Nur an einer Stelle übt Schmidt dann doch leise Kritik an der CSU - weil die das Gefühl verbreite, dass sie allein Bayern regiere. "Aber das ist ein Irrtum." Da lächelt Ude zufrieden.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/infu
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