U-Bahn, Tram und Bus:Der Warnstreik kommt

Viele Bahnen und Busse werden am Dienstag nicht fahren, eine Einigung vor der Aktion erscheint unrealistisch.

Michael Tibudd und Bernd Kastner

Wenn es nach Andreas Nagel ginge, die Sache wäre so einfach: "Nutzen Sie den Montag für Verhandlungen", appelliert Nagel an die Streitparteien im öffentlichen Nahverkehr, "damit der Warnstreik am Dienstag überflüssig wird".

U-Bahn, Tram und Bus: Ein Fahrkartenschalter: Wenn sich die Streitparteien nicht sehr schnell einigen, werden am Dienstag in München viele Bahnen und Busse stillstehen.

Ein Fahrkartenschalter: Wenn sich die Streitparteien nicht sehr schnell einigen, werden am Dienstag in München viele Bahnen und Busse stillstehen.

(Foto: Foto: dpa)

Andreas Nagel ist Sprecher der "Aktion Münchner Fahrgäste", einer Vereinigung von MVV-Kunden und Nahverkehrs-Interessierten, und deren Ziel ist klar: Sie will, dass sich die Gewerkschaft Verdi und die Tarifgemeinschaft der Arbeitgeber schnell einig werden und am Dienstag in Münchens Tram-, U-Bahn- und Busnetz alles wie gewohnt läuft. Als Vorbild verweist Nagel auf die Einigung im Tarifkonflikt bei der Bahn: Dort wurde am Wochenende die Streikgefahr gebannt.

Einigung wenig wahrscheinlich

Nun will Münchens Verdi-Chef Heinrich Birner ein schnelles Verhandlungsergebnis am Montag nicht völlig ausschließen, "das wäre theoretisch denkbar", sagt er. Allerdings: "Sehr realistisch ist es nicht."

Schließlich gehe es nicht nur um München und die MVG. "In Bayern müssten sich alle 15 Nahverkehrsbetriebe an einem Tag auf ein vernünftiges Angebot einigen", sagt Birner. Er rechnet also mit einem Warnstreik am Dienstag, bei dem vom frühen Morgen bis etwa 15.30 Uhr sämtliche U- und Trambahnen stehen bleiben sollen. Auch der Busverkehr wird eingeschränkt, nur etwa die Hälfte der Linien würde dann bedient.

Es wird also wenig fahren am Dienstag. So mancher Schüler dürfte nicht traurig sein, wenn er nicht in die Schule kommen kann. Zwar gibt es vom Kultusministerium keine Vorgaben an die Schulen, das sei deren Sache, heißt es.

Doch Verweise dürfte es kaum hageln. Ausfallen lasse man den Unterricht jedenfalls nicht, sagt beispielsweise Dietrich Schairer, Direktor am Maria-Theresia-Gymnasium in Haidhausen, "aber bestrafen können wir gar nicht", die Schüler seien ja nicht schuld am Streik. Genauso sieht es Michael Hoffmann-Grauke, Vize-Chef am Willi-Graf-Gymnasium. Er macht sich nur wegen der Sicherheit seiner Schüler Sorgen: Normalerweise rufe man bei jedem Schüler, der unentschuldigt fehle, zu Hause an, um sich zu vergewissern, dass ihm nichts zugestoßen sei. Am Dienstag aber sei das unmöglich.

Stau ab fünf Uhr

Der ADAC rechnet mit langen Staus, da viele Bahnfahrer auf ihren Pkw ausweichen dürften. Deshalb rät Sprecher Axel Arnold, am Montagabend noch einen Blick auf die Tankuhr zu werfen: Stundenlanges Stop-and-Go fresse viel Benzin. Und ein liegengebliebenes Auto ist ein zusätzlicher Staufaktor. Auch dürfte sich die morgendliche Rushhour, gewöhnlich zwischen sieben und halb neun, auf fünf bis sechs Uhr nach vorne verschieben.

Bei großen Arbeitgebern geht man gelassen mit der Situation um. Das hat zum einen damit zu tun, dass der Weg zur Arbeit grundsätzlich Sache des Arbeitnehmers ist. Bei BMW legt man deswegen "Wert auf das selbstverantwortliche Handeln", das die Belegschaft ohnehin auszeichne.

"In der Produktion kann man nicht einfach eine halbe Stunde später kommen", sagt Sprecher Michael Rebstock - so organisierten die Mitarbeiter ihren Weg zur Arbeit gewiss etwa über Fahrgemeinschaften. "Das hat in der Vergangenheit immer gut funktioniert." Zuversichtlich ist man auch bei Siemens. "Die Leute werden sich darauf einstellen", sagt Sprecher Karlheinz Groebmair. "Es wäre etwas anderes, wenn der Streik überraschend käme."

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