U-Bahn-Schläger:Gewaltexzess am Ostbahnhof

"Scheiß Deutscher!": Jugendliche haben in der U-Bahnstation Ostbahnhof einen uniformierten Soldaten angepöbelt und seinem Bruder den Schädel eingeschlagen.

Susi Wimmer

Unbekannte Jugendliche haben am U-Bahnsteig Ostbahnhof einen jungen Mann so brutal zusammengeschlagen, dass dieser Gesichtsfrakturen und einen Schädelbruch erlitt. Sein jüngerer Bruder, ein 21-jähriger Soldat, wollte ihm zu Hilfe kommen und wurde ebenfalls verletzt.

U-Bahn-Schläger: Tatort U-Bahnhof: Bereits am 30. November kam es hier in den frühen Morgenstunden zu einer Schlägerei: Eine Gruppe von Jugendlichen beleidigte einen Soldaten in Uniform und schlug dann auf ihn sowie auf dessen Bruder ein.

Tatort U-Bahnhof: Bereits am 30. November kam es hier in den frühen Morgenstunden zu einer Schlägerei: Eine Gruppe von Jugendlichen beleidigte einen Soldaten in Uniform und schlug dann auf ihn sowie auf dessen Bruder ein.

(Foto: Foto: Schellnegger)

Grund für die Schlägerei war, dass sich die Jugendlichen über die Uniform des Jüngeren lustig gemacht hatten. Da die Polizei erst die Bilder der Überwachungskameras vom Bahnsteig auswerten wollte - und dies einige Zeit in Anspruch genommen habe -, geht sie erst jetzt an die Öffentlichkeit, sagte Polizeisprecher Damian Kania. Die Kamerabilder geben allerdings keinerlei Rückschlüsse auf die Täter, die Polizei hofft nun auf Zeugenhinweise.

Was am Sonntag, 30. November, am Ostbahnhof geschah, stellt sich nach Angaben der Polizei so dar: Die beiden Brüder kamen von einer Weihnachtsfeier und warteten gegen 6.30 Uhr in Begleitung einer Freundin am U-Bahnsteig Ostbahnhof auf den Zug Richtung Neuperlach.

Ob die Täter von der Partymeile auf dem Optimolgelände nahe des Ostbahnhofs kamen, ist unklar. An den Wochenenden war es rund um das Gelände schon mehrfach zu Schlägereien unter meist angetrunkenen Jugendlichen gekommen.

Am Abend des 30. November nun wartete die Dreiergruppe am Bahnsteig. Der 21-jährige Mann aus Jena trug eine Bundeswehruniform und wurde von einer Gruppe Jugendlicher, es sollen mindestens sechs gewesen sein, wüst angepöbelt. "Was willst Du Bundler überhaupt", schrien sie nach Angaben der Polizei. Und: "Scheiß Deutscher."

Sein 24-jähriger Bruder, der in Mittersendling wohnt, verbat sich diese Beleidigungen. Daraufhin wurden die jungen Männer handgreiflich: Zunächst schubsten sie den älteren Bruder herum, dann schlug einer aus der Gruppe zu. Der Haupttäter, ein etwa 18-Jähriger, versetzte ihm mehrere Faustschläge ins Gesicht, das Opfer ging zu Boden. Dabei fiel der 24-Jährige so unglücklich, dass er sich den Schädel brach und das Bewusstsein verlor. Außerdem erlitt er mehrere Brüche im Gesicht sowie eine Kopfplatzwunde.

Gewaltexzess am Ostbahnhof

"Das ärztlich Gutachten steht noch aus. Aber wir gehen davon aus, dass sich der 24-Jährige beim Aufprall auf den Boden den Schädelbruch zugezogen hat", sagt Damian Kania. Lebensgefahr habe für den 24-Jährigen zu keinem Zeitpunkt bestanden.

Als der Soldat seinem Bruder zu Hilfe eilte, wurde er ebenfalls von dem etwa 18-Jährigen attackiert. Das Opfer erhielt einen Schlag ins Gesicht, der ihm das Nasenbein brach. Als die S-Bahnwache sowie Polizeibeamte am Tatort eintrafen, war die Gruppe verschwunden.

Von dem Angreifer liegt nur eine vage Beschreibung vor: Er ist etwa 18 Jahre, hat dunkles, kurzes Haar und trug Bluejeans und eine schwarze Lederjacke. Die Verletzten kamen in ein Krankenhaus. Der 24-Jährige wurde nach stationärer Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen; es gehe ihm besser, so die Polizei.

Von den Tätern aber fehlt jede Spur. Die Polizei geht momentan noch von einer gefährlichen Körperverletzung aus. Vor fast einem Jahr, kurz vor Weihnachten, hatten zwei junge Männer in München einen Pensionär am U-Bahnhof Arabellapark brutal zusammengeschlagen und mit Tritten gegen den Kopf beinahe umgebracht.

Die Videoaufnahmen einer Überwachungskamera schockierten damals die Öffentlichkeit und lösten eine bundesweite Debatte über den Umgang mit jungen Gewalttätern ausländischer Herkunft aus. Die beiden Täter, ein Grieche sowie ein Deutsch-Türke, wurden wenige Tage nach dem Angriff gefasst und wegen versuchten Mordes zu hohen Haftstrafen verurteilt.

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