U-Bahn, Bus, Tram:Die SPD schmiedet große Pläne für den Nahverkehr

Prozess um tödlichen Schubser

Die SPD beantragt eine große Ausbauoffensive für den Nahverkehr in München - und auch im Umland.

(Foto: dpa)

Die Stadtratsfraktion fordert dichtere Takte, neue Tram- und U-Bahn-Strecken, zusätzliche Busse und eine Stadt-Umland-Bahn.

Von Dominik Hutter

Dichtere Takte, neue Tram- und U-Bahn-Strecken, zusätzliche Busse und ein neuer Anlauf für eine Stadt-Umland-Bahn: Die SPD-Stadtratsfraktion will mit einem Antragspaket den überlasteten Münchner Nahverkehr auf Vordermann bringen. Wer regelmäßig den MVV nutze, so Fraktionschef Alexander Reissl, spüre zunehmend, wie sehr Busse und Bahnen an ihre Grenzen gelangen. Ein entschlossener Ausbau solle gewährleisten, dass München seine noch immer vorhandene Vorbildfunktion beim Nahverkehr behalte.

In einem ersten Schritt fordern die Sozialdemokraten das kommunale Verkehrsunternehmen MVG auf, Busse und Bahnen in kürzeren Abständen fahren zu lassen. "Dabei wollen wir nicht alles über einen Kamm scheren", betont Stadträtin Heide Rieke - so wie es einst bei der Trambahn nach dem Motto Takt zehn bis zehn geschah. Vielmehr solle die MVG gezielt prüfen, auf welchen Strecken dichtere Takte Sinn ergeben. Um im Einzelfall zu entscheiden, solle die MVG detailliert darstellen, wie viele Fahrzeuge notwendig wären und ob die Infrastruktur noch mitspielt.

Notfalls will die SPD auch städtisches Geld in die Hand nehmen, um neue Angebote zu finanzieren. Dies geschieht bereits in Millionenhöhe: Diverse Linien, etwa zwei neue Expressbuslinien, aber auch ganze Pakete wie etwa das Nachtliniennetz werden bereits aus dem Kommunalhaushalt bezuschusst. Denn die MVG darf kein Minus bei den Betriebskosten machen - sonst drohen nach den europäischen Richtlinien Ausschreibungen, die die Stadt als Eigentümerin des Kommunalunternehmens unbedingt verhindern will.

Als Mindestverbesserung fordert die SPD zum Fahrplanwechsel 2018 mindestens vier neue Metro- und Expressbuslinien. Wo die neuen Haltestellen sinnvollerweise entstehen, solle die MVG selbst vorschlagen, so SPD-Stadtrat Jens Röver. Zusätzlich soll bis Mitte 2018 feststehen, welche der bereits im Dezember vergangenen Jahres vorgeschlagenen 51 Busspuren die wichtigsten sind. Die SPD will die ein wenig eingeschlafenen Bemühungen um separate Busfahrbahnen wiederbeleben. Vorausgesetzt, der Stadtrat stimmt dem Antragspaket zu. Dann soll eine städtische Taskforce die Busoffensive 2018 wie auch die Elektromobilität beim MVV voranbringen.

Für den zeitintensiveren Ausbau von U-Bahn und Tram schlägt die SPD ein viertes Mittelfristprogramm vor, erstmals für beide Schienenverkehrsmittel gemeinsam. Vorbilder sind die bisher ausschließlich auf die U-Bahn zugeschnittenen Mittelfristprogramme, die allerdings noch nicht einmal komplett abgearbeitet sind. Die U 4 nach Englschalking und die U 5 nach Pasing sind noch Bestandteile des dritten Programms. Teil vier könnte neben der Innenstadt-Entlastungslinie U 9, für Reissl die "wichtigste Erweiterung des Münchner U-Bahn-Netzes", auch eine erneute Prüfung der U 5 nach Freiham sowie bislang nur angedachte Projekte wie eine neue Nordspange beinhalten.

SPD will auch Verkehr außerhalb der Innenstadt verflüssigen

Voraussetzung dafür sind allerdings höhere Fördergelder von Bund und Ländern. Die bisherigen Mittel, da sind sich nahezu alle deutschen Kommunen einig, reichen dafür bei weitem nicht aus. Stark wachsende Städte mit bereits gut ausgebautem Nahverkehrsnetz tun sich zudem schwer, die Förderkriterien zu erfüllen, die eher auf den Aufbau neuer Verkehrsnetze zugeschnitten sind. Die SPD-Fraktion fordert daher, die sogenannte standardisierte Bewertung zu überarbeiten. Unter anderem sollten nicht nur Neubaustrecken, sondern auch Sanierungen bezuschusst werden. Dieselbe Forderung hat auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schon erhoben.

Um den Verkehr auch außerhalb der Innenstadt zu verflüssigen, will die SPD zu einer Nahverkehrskonferenz mit den drei direkt anschließenden Landkreisen München, Dachau und Fürstenfeldbruck einladen. Dabei soll es um neue grenzüberschreitende Linien gehen - U-Bahnen, Trambahnen oder auch die Stadt-Umland-Bahn. Letztere war vor vielen Jahren schon einmal geplant, ist dann aber an den Bedenken von Umlandpolitikern gescheitert, die hohe Kosten befürchteten. Reissl hofft, dass sich deren Einstellung inzwischen verändert hat.

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