Typisch Deutsch:Habe ich einen Wegweiser für Feuerholzrauch auf dem Kopf oder was?

Typisch Deutsch: Reicht es nicht schon mit Zigarettenqualm und Bierdunst? Brauchen wir jetzt auch noch Hanfwolken, fragt sich Olaleye Akintola.

Reicht es nicht schon mit Zigarettenqualm und Bierdunst? Brauchen wir jetzt auch noch Hanfwolken, fragt sich Olaleye Akintola.

(Foto: Annette Riedl/dpa)

Unser Autor wird immer wieder von Münchner Rauchern um Feuer gebeten. Eine Frechheit. Und nun soll ausgerechnet hier Cannabis legalisiert werden?

Kolumne von Olaleye Akintola

Meist handelt es sich ja um nette Kerle. Hätten sie nur nicht diese unheilvolle Angewohnheit. Man kann sie nicht ignorieren: Zigaretten und ihr unerträglicher Qualm. Man fragt sich immer wieder, warum Raucher an der beißenden Realität vorbeisehen, die einem ins Auge sticht. Unschuldige Augenlider zucken, weil der Nebenmann - es kann auch eine Nebenfrau sein - eine Zigarette zückt und Rauch im Stile eines professionellen Zielqualmers mitten ins nachbarliche Gesicht pafft.

In Deutschland genießen Raucher besondere Immunität und Privilegien, während sie in Nigeria verteufelt werden. Seit sechs Jahren schnaufe ich nun den Qualm der Münchner ein. Im selben Staat, wo auf Zigarettenschachteln fiese Bilder gezeigt werden, sind in öffentlichen Bereichen Plätze reserviert, wo Raucher ihr filtriertes Geschäft verrichten können. In einigen Raucherzonen gibt es sogar Stühle, auf die sich diese Halunken setzen können. Sie werden ermutigt, den Boden dieser schöner Stadt mit Zigarettenstummeln zu tapezieren.

Immerhin: Die Quote der Qualmer ist dem Vernehmen nach zurück gegangen. In München tragen sich gar Szenen zu, wo Raucher bei der Betätigung des Feuerzeugs Kritik in Form von Blicken oder gar Worten einstecken müssen. Manche stecken dann auch ihr Feuerzeug wieder ein. Wie gerne habe ich mich an diese raucherfeindlichen Gesellschaftsteile gewöhnt.

Zu meinem Verdruss ist diese Feindseligkeit immer noch nicht weit genug verbreitet. Das schlimmste daran: Jedes Mal, wenn ich mich auf den Weg in die Stadt mache, stürzen sich Raucher auf mich mit der immer gleichen Frage: ob ich ein Gerät zur Entflammung der Zigarette mit mir führe? Ich verneine dann und biete ersatzweise an, des Fragenstellers Hintern zu flambieren.

Habe ich einen Wegweiser für Feuerholzrauch auf dem Kopf oder was? Jedes Mal, wenn ich meinen Antwortsatz spreche, sehe ich die Niedergeschlagenheit in ihren Gesichtern. Bin ich es, der ihr Mitleid braucht, oder brauchen sie das meine? Einige gehen sogar so weit, dass sie die Rauchmelder in ihren Wohnungen ausschalten, nur damit sie ungehindert rauchen können. Wenn man ihre Häuser besucht, atmet man Luft von solch rustikaler Abart, dass man sich umgehend den Geruch eines frischen Hundehaufens herbeiwünscht.

Doch wenn man in München denkt, schlimmer geht's nimmer, kommt irgendeiner aus Berlin daher und belehrt uns eines besseren. Die Ankündigung der neuen Bundesregierung, nun auch noch das Rauchen von Cannabis zu legalisieren, mag eine gute Nachricht sein für jene, die den traditionellen Oktoberfestrausch in Geleit einer regelkonformen Vollbenebelung vorziehen. Ich indessen bereite mich auf ein beginnendes Chaos vor. Man stelle sich das Aroma-Arrangement aus Zigaretten, Marihuana und Bierdunst vor, der sämtliche anderen Gerüche verdrängt. Ich finde die Theorie nicht ganz abwegig, dass die Idee zu dieser Gesetzesänderung in einem Raum entstanden sei, wo sich besagter Duftdreiklang eingenistet hat, weil lange nicht mehr gelüftet wurde. Es würde mich nicht wundern, wenn es sich bei den Vätern und Müttern dieser neuen Regel um nette Kerle handelte, die bei der Ideenfindung äußerst eifrig Ganja rauchten.

Übersetzung aus dem Englischen: Korbinian Eisenberger

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