Typisch deutsch:Leider enthält ein Hot Dog nie gegrilltes Hundefleisch

Professional Eaters Compete In Annual Nathan's Hot Dog Eating Contest

Hot Dogs - ohne echten Hund.

(Foto: Eric Thayer/AFP)

Unserem Autor wäre es lieber, wenn Hersteller von "Hot Dogs" den Begriff wortwörtlich interpretierten. Immerhin: In Bayern gibt es eine schmackhafte Alternative.

Kolumne von Olaleye Akintola

Ein populärer Snack in Nigeria heißt Wurstrolle: Fleischschnüre umhüllt von einem teigigen Gebäck. Weniger populär, zumindest bei mir, ist der aus den USA abgekupferte Hot Dog. Ich mag ihn bis heute nicht, weil der Begriff arglistig gewählt ist. Er klingt sehr vielversprechend, und entpuppt sich als enttäuschend: Leider enthält ein Hot Dog niemals gegrilltes Hundefleisch.

Der Exkurs hilft, um zu verstehen, mit welcher Sozialisierung in der Wurstszene ich einst hier in Bayern ankam. Ein kenianischer Freund empfing mich mit den Worten: "Deutsche Würste sind die besten auf der Welt, die musst du kennenlernen." Diesen Superlativ zweifelte ich naturgemäß an, er musste erst einem empirischen Test standhalten. In Nigeria sagt man: The proof of pudding is in the eating. Sprich: Erst kosten, dann urteilen. Es kam der Tag, an dem ich den Wahrheitsgehalt prüfte. Ich begab mich auf einen Wochenmarkt in Ebersberg östlich von München. Mit einem Ziel: Würste essen. Ich packte mir gleich eine Handvoll weiß glänzender Prachtexemplare in meine Einkaufstasche und folgte der Empfehlung: nicht braten, sondern brühen.

Diese erste Begegnung mit der Weißwurst verlief nur teilweise erfolgreich. Die Zubereitung glückte, wobei ich mich wunderte, dass die Farbe sich nicht veränderte. Beim Verzehr outete ich mich sogleich als Novize. Ich stopfte mir eine ganze Wurst samt Haut und Inhalt in den Schlund - und das Genusshafte an dieser bayerischen Spezialität erschloss sich mir nicht sogleich. Die Kombination mit einem Messer, süßem Senf und salzigem Laugenbrot erleichterte den Verzehr enorm. Auch wenn es schwierig ist, die inhaltliche Zusammensetzung einer Weißwurst nachzuvollziehen, schmeckt sie in dieser Darreichungsform doch reichlich köstlich.

Es wimmelt hier nur so von Würsten. Sie werden gekocht, gebrüht, gebraten und nun auch wieder gegrillt. Zum Beispiel die Thüringer Rostbratwurst, gebraten und mit frittierten Pommes serviert, dazu eine Auswahl an Soßen. Ich stellte sogleich den Vergleich zur Weißwurst an. Für meinen Geschmack behält sie im kulinarischen Zweikampf der Nachbarbundesländer die Oberhand. Aber der Thüringer Exkurs war wichtig. Eine Frau muss schließlich auch zweimal heiraten, heißt es, damit sie sagen kann, welcher Ehemann der bessere ist. Oder dreimal.

Eine weitere Variante, die mein Interesse weckte, ist die Wildschweinwurst. Der Name klingt nach Unterholz und Natur. Ich erhoffte mir einen natürlicheren unverfälschten Fleischgeschmack. Das Ergebnis: Wildschweinwurst schmeckt ebenso wenig nach Wildnis wie Hot Dog nach Hund.

Übersetzung aus dem Englischen: Korbinian Eisenberger

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