Als Lehrer ist Martin Wild mit dem Testwesen vertraut. Dass er sich als Handballtrainer mit diesem Prozedere derart intensiv befassen muss, damit kann er sich schwer anfreunden. Tests gab es beim TuS Fürstenfeldbruck bislang allemal in der Vorbereitung, etwa um Laktatwerte abzufragen. In dieser speziellen Saison gibt es zweimal pro Woche Tests. Und Wild ist die Erleichterung anzumerken, wenn er sagt: "Alles gut soweit." Es geht natürlich um Corona, und gerade jetzt, da infizierte Nationalspieler, die das Virus von der Länderspielreise mitbrachten, die erste Liga in gewaltige Nöte bringen, ist das eine gute Nachricht: "Alle Testreihen waren negativ, wir werden Samstag spielen." Zu Gast ist dann der HC Elbflorenz Dresden (19.30 Uhr).
Während sich der TuS auf absehbare Zeit eher nicht mit dem Abstellen von Nationalspielern befassen muss, ist das bei den Sachsen der Fall gewesen. In dem litauischen Rückraumschützen Mindaugas Dumčius und dem niederländischen Spielmacher Ivar Stavast waren zwei Dresdner Schlüsselspieler in der EM-Qualifikation aktiv - was den HC teuer zu stehen kam. Zwar liegt das ausnahmsweise nicht am Virus, aber während der litauische Rechtshänder gesund zum Klub heimkehrte, erlitt der 22-jährige Regisseur der Niederländer einen Daumenbruch, wurde operiert und wird lange fehlen. Dass die Sachsen immer noch viel Qualität im Kader haben, liegt an Akteuren wie Jonas Thümmler, der vom HC Erlangen kam, Lukas Wucherpfennig (HSC Coburg) oder Torhüter Mario Hunstock, die alle mit viel Erstligaerfahrung ausgestattet sind.
Fakten, von denen sich die TuS-Panther nicht mehr schrecken lassen. Der Trainer gibt zwar zu, dass man nach den ersten beiden deprimierenden Niederlagen gegen Eisenach und Gummersbach schon gezweifelt habe, "ob wir in der zweiten Liga richtig sind". Die Zweifel sind verflogen, trotz der beiden jüngsten Niederlagen in Dessau-Roßlau und in Ferndorf. "Wir wissen schon, dass null Punkte aus fünf Spielen nicht zum Hausieren geeignet sind", sagt Wild. Aber sowohl in Dessau als auch vor Wochenfrist beim gestandenen Zweitligisten Ferndorf "hätten wir nicht unglücklicher verlieren können". Beim Tabellenführer Dessau knallte der Siebenmeter von Falk Kolodziej in der Schlusssekunde an den Pfosten, in Ferndorf scheiterte Johannes Stumpf nach feinem Kempa-Trick mit dem letzten Wurf. "Ich weiß, dass das blöd klingt, aber die zwei Niederlagen haben uns Selbstbewusstsein gegeben", sagt Wild.
Jedenfalls gebe es von Motivationsproblemen beim Tabellenletzten keine Spur. Vielmehr hätten die Brucker die zweiwöchige Pause - der TuS war am vergangenen Wochenende spielfrei - genutzt und "hervorragend trainiert". Wild sieht sich zwar erneut in der Außenseiterrolle, ist aber guter Dinge, dass die ersten Punkte eingefahren werden. Alle Spieler seien fit, zudem gebe es die Hoffnung, dass Rechtsaußen Benedikt Hack nach einem Kreuzbandriss und fast einjähriger Pause spielen kann. Ein volles Kontingent wird in den kommenden Wochen auch nötig sein, denn bis zum Jahresende stehen noch neun Partien auf dem Programm, plus Option, dass auch die Nachholpartie gegen Rimpar noch in das Seuchenjahr 2020 gequetscht wird. Über diesen Spielausfall könnte sich Wild immer noch aufregen: Wegen mehrerer positiver Corona-Tests wurden die Brucker damals in Quarantäne geschickt und die Partie gegen Rimpar verschoben - zu Unrecht, wie sich herausstellte, die Tests hatten falsche Ergebnisse geliefert.
Immerhin steht danach eine zweimonatige Spielpause an, sofern die Handball-WM im Januar in Ägypten stattfindet. Wenn ja, muss sich Wild wenigstens nicht mit Absenzen von Nationalspielern beschäftigen, doch so weit schweift sein Blick nicht in die Zukunft. Schon am kommenden Mittwoch steht ein Saisonhighlight auf dem Programm, dann gastiert der TuS beim Mitfavoriten HSV Hamburg. Was sich nicht nur wegen der Belastung als problematisch erweisen könnte: Geplant war die Anreise mit dem Zug und ein Rückflug am Donnerstag in aller Früh - der wurde aber gestrichen. Derzeit sieht es nach einer elfstündigen Heimreise per Bahn direkt nach dem Spiel aus, denn nicht wenige Spieler müssen am nächsten Tag in die Arbeit. Das sind die Probleme, mit denen sich der TuS herumschlagen muss.