TuS Fürstenfeldbruck:Ruhe im Bus

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Entsetzlich: Der Auftritt des TuS in Heilbronn ging völlig daneben, Julian Prause war noch Brucks Bester. (Foto: Günther Reger)

Nach dem enttäuschenden 28:34 beim TSB Heilbronn-Horkheim muss der Handball-Drittligist den Platz an der Tabellenspitze räumen.

Von Ralf Tögel, München

Martin Wild wollte nur schlafen. Also bemühte er sich, möglichst schnell im Bus einzudösen auf der dreieinhalbstündigen Heimfahrt von Heilbronn nach Fürstenfeldbruck. Allein, es wollte nicht so recht gelingen, denn das, was er in den zwei Stunden zuvor erlebt hatte, arbeitete unaufhörlich in seinen Gehirnwindungen. Denn die Handballer des TuS, denen Wild als Trainer vorsteht, hatten das Spitzenspiel in der dritten Liga Süd beim Heilbronn-Horkheim verloren, mit 28:34 Toren, was Wild als deutlich und verdient kategorisierte.

Dass die Tabellenführung perdu war, störte ihn nicht sonderlich, auch die Tatsache, dass die Brucker nach Siegen in Willstädt, Haßloch, Kornwestheim, Dansenberg und bei der Reserve des Champions-League-Klubs Rhein-Neckar Löwen im sechsten Auswärtsspiel erstmals in der Fremde den Kürzeren zogen, war zu verschmerzen. Jedem im Kader sei doch klar gewesen, dass man eine Saison auswärts nicht unfallfrei werde beenden können. Dass der Auftritt aber "von vorne bis hinten gar nix" war, das beschäftigte den Trainer dann doch nachhaltiger. Vor allem die Tatsache, dass seine Spieler eben jene Tugenden und Stärken nicht finden konnten, die sie ansonsten auszeichnen: "Wir waren vom Anpfiff weg zu statisch", erklärte der Trainer, die Abwehr habe ungewöhnlich große Lücken gelassen, so gab es auch wenig Möglichkeiten für ihr typisches schnelles Umschaltspiel und die daraus resultierenden Tempogegenstöße. Die flinken Brucker Außen um Felix Kerst blieben diesmal weitgehend wirkungslos.

Vielmehr habe der Gegner nach diesem Schema agiert, "Heilbronn hatte ein paar neue, schnelle Rückraumspieler, die Mannschaft spielte mit viel Leidenschaft, konzentriert und zielstrebig, die waren einfach besser." Dabei hatte Heilbronn, das mittelfristig den Aufstieg in die zweite Bundesliga anstrebt, einen unerwarteten Umbruch zu bewältigen. Nicht nur Trainer Volker Blumenschein musste aus beruflichen Gründen passen, auch eine Reihe an Stammkräften verließ den TSB. Doch in Ex-Profi Michael Schweikardt, der im Vorjahr noch das Spiel des Erstligisten TVB Stuttgart auf dem Spielfeld organisiert hatte, wurde ein prominenter Nachfolger gefunden, der auch ein paar hoffnungsvolle Akteure anlockte. Im Brucker Team habe dagegen kein einziger Spieler seine Normalform erreicht, stellte Wild fest, lediglich Julian Prause nahm er von dieser Kritik aus, der Kreisläufer erzielte mit sechs Treffern auch den Bestwert für sein Team.

Vielleicht sei dem ein oder anderen ja die bislang so prächtige Saison zu Kopf gestiegen, der Trainer registrierte in manchen Phasen "ein bisschen viel Selbstvertrauen". Auch wenn der Gegner "einen Sahnetag" erwischt habe, eine derartige Lehrstunde werde er nicht so einfach akzeptieren: "Wir haben schon noch ein bisschen was zu besprechen." Nur bis zum 8:8 wusste der Gast mitzuhalten, der 10:14-Pausenrückstand geriet nach dem Wechsel aufgrund der nachlassenden Abwehrarbeit schnell auf bis zu neun Tore - und damit in den vorentscheidenden Bereich. Auch wenn Heilbronn ein Spitzenteam sei und der TuS dort noch nie gewinnen konnte, dürfte der Trainer den Seinen entstehende Flausen schnell aus dem Kopf treiben.

Die Spieler würden natürlich mitbekommen, dass sich die Bemühungen der Stadt für die neue Halle sehr positiv darstellen, die sportliche Situation bleibt ebenfalls gut wie lange nicht, Bruck ist nun Zweiter, alles ist eng in der Spitze. Ohne das notwendige Maß an Einsatz und Arbeitswillen aber könnten diese schönen Gedankenspiele schnell an Substanz verlieren. "Vielleicht waren wir ein bisschen zu forsch", so Wild, die Mannschaft habe ja bald registriert, dass sie jeden Gegner schlagen kann. Dabei aber gehe es um Nuancen, erinnert der Trainer, das Gesamtpaket muss passen, sonst ist die schöne Ausgangslage schnell dahin. Immerhin: Die Zerknirschtheit der Spieler in der Kabine sei schon mal ein gutes Signal gewesen, so Wild, er fand dann doch noch in einen Dämmerschlaf. Es war ja schön ruhig im Bus.

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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