Tunnel unter Gut Freiham:Stadtrat beugt sich dem Druck der Bahn

Der Münchner Stadtrat eschließt die Untertunnelung des Übergangs Freiham - der Vorsitzende der Bürgerinitiative fühlt sich erpresst.

Viktoria Großmann

Und der Tunnel kommt doch. Von 2013 an sollen - so hat es am Mittwoch der Münchner Stadtrat mit großer Mehrheit beschlossen - Fußgänger und Radfahrer unter dem Bahnübergang am Gut Freiham hindurchfahren. Autofahrer können dann nur noch die verlängerte Centa-Hafenbrädlstraße als südliche Einfahrt ins Gut nutzen.

Spaziergänger in Freiham, 2011

Ein Tunnel unter dem Bahnübergang am Gut Freiham soll kommen. Dafür müssen möglicherweise Bäume in der Freihamer Allee gefällt werden.

(Foto: Robert Haas)

Weil dafür möglicherweise Bäume in der Freihamer Allee gefällt werden müssen, hatte im Münchner Westen eine Aktionsgemeinschaft von Bürgern gegen diese Pläne gekämpft. Allen voran der Vorsitzende des Bezirksausschusses im 22. Stadtbezirk Josef Assal, SPD. Assal fühlt sich von der Deutschen Bahn erpresst. Noch einen Tag vor der Stadtratssitzung waren er und Grünen-Stadtrat Boris Schwartz zuversichtlich gewesen, das ihrem Antrag auf Erhalt der Allee im jetzigen Zustand entsprochen würde.

Doch dann erhielt das Kommunalreferat am Mittwoch Abend gegen 17.30 Uhr einen Brief vom Leiter des Regionalbereichs Süd der DB Netz AG. Darin heißt es: Wenn das laufende Verfahren geändert würde, dann sei "die Inbetriebnahme des S-Bahn-Halts Freiham Mitte 2013 nicht möglich".

Eine Verschiebung der Eröffnung aber war für Stadtbaurätin Elisabeth Merk (SPD) inakzeptabel. Sie änderte ihren Antrag, der auf Änderung des Planfeststellungsverfahrens im Sinne des Erhalts der Allee gelautet hatte, in der Stadtratssitzung. Auch im ursprünglichen Antrag war betont worden, dass eine Verschiebung der Eröffnung des S-Bahn-Halts Freiham "unter allen Umständen vermieden werden" müsse. Die Grundstückseigentümer im Bereich des neuen S-Bahnhofs hätten dem Kommunalreferat mit Schadenersatzforderungen gedroht, wenn der Halt noch später kommen sollte. Dem neuen Antrag, das Verfahren so fortzuführen wie bisher, was den Ausbau der Hafenbrädl-Straße einschließt, stimmte der Stadtrat mit großer Mehrheit zu.

Auch die SPD-Fraktion, die sich, wie die Vorsitzende Claudia Tausend sagte, gerade wegen der "unkooperativen Haltung der Bahn" gegen deren Pläne gestemmt hatte, zog angesichts der deutlichen Ansage der DB Netz AG "ihre ursprünglichen Überlegungen zurück" und schloss sich dem Änderungsantrag an. - Da hatte Josef Assal den Saal schon verlassen. Er wollte nicht gegen seine Fraktion stimmen. Aber weiterkämpfen, das will er. "Ich halte diesen Brief für eine Frechheit", sagte er. Dass "Stadtrat und Verwaltung eingeknickt" seien, sei für ihn kein Anlass, aufzugeben.

Über 2000 Unterschriften hat er für den Erhalt der Allee bereits gesammelt. "Die Aktionsgemeinschaft wird sich dazu äußern, der Bund Naturschutz und der Vogelschutzbund werden ebenfalls Stellung nehmen", sagte er. Die Bahn müsse das dann erneut prüfen. Auch ein Bürgerentscheid auf Bezirksausschussebene sei möglich, rechnete Assal vor. Es brauche, damit es dazu kommt, zehn Prozent der Stimmen der Stadtteilbewohner. "Der Rückhalt in der Bevölkerung ist da", ist sich Assal sicher.

Die CSU im Stadtrat freute sich über die Änderung des Antrags, auch die FDP hielt die mögliche Fällung von vier Bäumen nicht für "einen ökologischen Kahlschlag", auch wenn ihr Fraktionsvorsitzender einräumte, er "ärgere sich darüber, wie die Bahn mit uns verfährt".

Boris Schwartz, der gegen den geänderten Antrag gestimmt hatte, will noch nicht aufgeben. Der Brief der DB Netz sei doch "ein starkes Stück". Bis zum 23. Mai läuft die Anhörungsfrist für das Planfeststellungsverfahren noch. Bis dahin hat er Zeit, Stellungnahmen der Aktionsgemeinschaft und der Naturschützer zu sammeln.

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