Tunnel durch den Englischen Garten:Ein "Bierpfennig" für die Wiedervereinigung

Um den Tunnel durch den Englischen Garten zu finanzieren, hoffen die Initiatoren des Projekts auf die Hilfe der Münchner. Etwa 60 Millionen Euro wird die Unterführung kosten. Von Januar an sollen die Bürger Geld spenden - etwa über eine Art freiwilligen "Bierpfennig".

Marco Völklein

Der Termin steht schon fest. Am 18. November wird Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nach München kommen und sich eine Stunde lang von Hermann Grub und Petra Lejeune die Pläne für den Mittleren-Ring-Tunnel unter dem Englischen Garten erläutern lassen. "Und wir hoffen natürlich, dass der Minister auch etwas mitbringt", sagt Grub. Gemeint ist damit Geld. Am besten gleich ein paar Millionen. Denn ungefähr 60 Millionen Euro, so kalkulieren Grub und seine Mitstreiter von der Stiftung "Ein Englischer Garten", wird die Untertunnelung des 400 Meter langen Abschnitts kosten. Von einem richtigen Tunnel will Grub aber gar nicht reden. Das 60-Millionen-Euro-Projekt sei mehr eine "lange Unterführung" als ein Tunnel, daher seien auch die Sicherheitsanforderungen geringer und die Unterhaltskosten niedriger. Auch Bauaufwand und Bauzeiten seien geringer, weil in der direkten Umgebung keine Menschen wohnen. Das alles spreche für das Projekt der beiden Architekten, die sich seit März 2010 dafür einsetzen - und es könne deshalb auch nicht in Konkurrenz gesehen werden zu den beiden anderen Tunnelprojekten entlang des Mittleren Rings, das eine in Giesing an der Chiemgaustraße, das andere in Neuhausen entlang der Landshuter Allee. Die beiden Projekte seien weit länger, daher aufwendiger - und teurer. Dennoch wollen die beiden Architekten den Druck aufrecht erhalten und für ihre Tunnelidee werben. "Wir müssen das Projekt im Gespräch halten", sagt Grub. Von Januar an sollen die Münchner Geld spenden für das Projekt, auch Unternehmen als Sponsoren will man ansprechen. Ein Modell wie vor ein paar Jahren bei der Pinakothek der Moderne schwebt den Tunnel-Initiatoren vor: Damals hatten die Bürger versprochen, mehrere Millionen Euro zu sammeln; daraufhin übernahm der Freistaat den Rest für das Projekt. Ähnlich soll es nun beim Tunnel laufen, um, so Grub, "eine Wiedervereinigung des Englischen Gartens zu ermöglichen". Würde die Stiftung zum Beispiel 15 oder gar 20 Millionen Euro an Spenden aufbringen, sei das eine Vorlage für die Stadt. "Dann kann die da nicht mehr aus", sagt Grub. Zumal der Freistaat etwa neun Millionen Euro bereits zugesichert habe. Auch Thomas Köster, der Verwalter des Englischen Gartens, ist begeistert von der Idee und will in den nächsten Monaten für den Tunnel werben - unter anderem möchte er mit Infoständen im Englischen Garten die Besucher ansprechen. Zudem denkt er darüber nach, in den Biergärten eine Art "Bierpfennig" einzuführen. Wer möchte, kann beim Kauf seiner Maß einen freiwilligen Aufschlag von zum Beispiel 50 Cent zahlen - der Betrag käme dann dem Tunnelprojekt zugute. 80 Prozent der jährlich weit über fünf Millionen Besucher des Englischen Gartens seien Münchner, sagt Köster. Viele davon würden den nördlichen Teil nicht kennen, "viele wissen nicht einmal, dass dieser Teil auch zum Englischen Garten gehört". Der stark frequentierte Südteil der Grünanlage sei dagegen gerade an warmen Tagen oft so überlaufen, dass "die Natur das auf Dauer gar nicht mehr schafft", so Köster. Eine Zusammenführung beider Teile würde auch eine Entlastung für den südlichen Bereich bedeuten. Seit 17 Jahren verwaltet Köster den Englischen Garten, weitere 15 Jahre hat er noch vor sich bis zur Pensionierung. "Hoffentlich", sagt Köster, "dauert es mit dem Tunnel nicht so lange."

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