Türkisch Essen im Dreimühlenviertel:Im türkischen Lokal Yol sind nicht nur die Preise legendär

Türkisch Essen im Dreimühlenviertel: Die Atmosphäre im Yol bei gedimmtem Licht und Kerzenschein ist entspannt. Viele Paare kommen hier her, oft mit kleinen Kindern.

Die Atmosphäre im Yol bei gedimmtem Licht und Kerzenschein ist entspannt. Viele Paare kommen hier her, oft mit kleinen Kindern.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Yol im Dreimühlenviertel gibt es schon ewig. Die türkische Taverne bietet bodenständige Kost zu nachbarschaftlichen Preisen.

Von Rosa Marín

Mit Legenden ist das immer so eine Sache. Liest man die alten Kritiken über die türkische Taverne Yol im Dreimühlenviertel, stößt man immer wieder auf das Wort "Legende". Manchmal auch auf "Arbeiterkneipe" und dass dort ein "älteres, links-alternatives Publikum aus der Nachbarschaft" verkehre. Das hört sich so gar nicht chichi-münchnerisch an. Also ein guter Grund, hier mal vorbeizuschauen für Rosa Marín, die das Yol noch von früher kennt, wie so viele Münchnerinnen, aber seit Urzeiten nicht mehr da war.

Das Yol gibt es tatsächlich schon ewig, mit einer kleinen Unterbrechung. Im Sommer gehört es zum Roecklplatz wie die Frauentürme zur Silhouette Münchens. Da ist die Eisdiele, der große Kinderspielplatz und auf dem Gehsteig, vor Sprossenfenstern, die Tische der Taverne. Dort fließt reichlich Cankaya, der trockene türkische Wein, Retsina aus Griechenland oder einfach ein Helles vom Fass.

Das Herz mag einem da noch so warm werden, zurzeit ist der Gehweg hochgeklappt und man nimmt drinnen Platz zwischen mintgrüner Vertäfelung, unverputzten Wänden, an durcheinandergewürfelten Holztischen. Und wenn man sich so umschaut, besteht das einstmals "ältere, links-alternative" Publikum inzwischen eher aus Familiengroßverbänden mit kleinen Kindern. Viele Paare sitzen hier bei gedimmtem Licht und Kerzenschein, tätowierte Typen im T-Shirt und reine Frauenrunden scherzen und lachen. Die Atmosphäre ist heimelig und entspannt.

2008 musste der Besitzer wegen einer Krebsdiagnose schließen, die sich als falsch herausstellte.

Nicht zu vergessen natürlich das Filmplakat, das der Taverne den Namen gab: Es hängt in einem Eck des großen Raumes. "Yol, der Weg" ist ein türkischer Spielfilm aus den Achtzigerjahren. Er erzählt die Geschichte kurdischer Strafgefangener, die für eine Woche Hafturlaub nach Hause fahren dürfen. Der Film wurde vielfach ausgezeichnet, bekam sogar die Goldene Palme in Cannes.

Yol

Qualität: ●●●●●○○○○○

Service: ●●●●●●○○○○

Ambiente: ●●●●●●●○○○

Preis/Leistung: ●●●●●●●●●●

Ehrengutstraße 21

Telefon 089/ 74 11 82 85

yol-taverne.de

Öffnungszeiten

Täglich von 17 bis 1 Uhr

Restaurant-Chef Aslan Aydin hatte das Yol 1984 erstmals eröffnet. 2008 musste er schließen, weil er eine Krebsdiagnose erhielt, die sich dann aber als falsch herausstellte. Seit 2013 ist Aydin wieder an alter Stelle an der Ehrengutstraße. Das Plakat muss er während der unfreiwilligen Pause gut aufbewahrt haben.

Die Rezepte offenbar auch. Viel hat sich nicht verändert in der Küche, wenn sich Rosa Marín richtig erinnert. Es sind schnörkellose Klassiker der türkischen, aber auch der griechischen Küche. Eines aber ist geblieben: Die Preise sind unschlagbar. Die teuerste Fleisch-Hauptspeise auf der Tageskarte betrug an einem der Test-Abende 12,50 Euro: Die Lamm-Haxe mit Gemüse und Käse garniert kam aus dem Ofen, war eine recht ansehnliche Portion, das Fleisch zart und gut gewürzt.

Die teuerste Fisch-Hauptspeise war der Loup de mer für 13,50 Euro, ein kompaktes Ding auf ovaler Platte, das von Fett nur so triefte und lasch schmeckte. Er war mit Zitronenscheiben und Petersilie garniert, dazu gab es einen Salat. Noch einmal würde ihn sich Rosa Marín nicht bestellen.

Später gibt es Ouzo vom Haus. Ziemlich griechisch für eine türkische Taverne.

Beim Yol muss man wissen, dass es sich um eine bodenständige Taverne mit günstigen Preisen, eben für die Nachbarschaft, handelt. Die Ambition der Küche scheint begrenzt, und der Ehrgeiz, neue Gerichte zu kreieren ebenso. Nichts falsch macht man auf jeden Fall, wenn man sich den schönen Holztisch beladen lässt mit den verschiedenen Vorspeisen.

Ganz wunderbar schmeckte Sigara Böregi (4 Euro), das sind vier knusprige Teigfingerchen mit Käse und Petersilie gefüllt. Ein Hit ist Sarimsakli Ekmek (3 Euro), ein Knoblauchbrot, das warm und frisch serviert wird auf einer Holzplatte, fein mit Käse gefüllt. Yogurtlu Ispanak, (4 Euro) kam frisch und zitronig daher - eine Spinatspeise mit Yoghurt, die sich abhebt.

Türkisch Essen im Dreimühlenviertel: Vor allem die Vorspeisenteller im Yol sind zu empfehlen.

Vor allem die Vorspeisenteller im Yol sind zu empfehlen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Von anno dazumal jedoch scheint der Köylü Meze zu stammen, ein Vorspeisenteller mit geviertelter Tomate, Salamischeiben, Käsevierecken und Oliven (5,50), eine Anmutung wie aus den Sechzigerjahren.

Die kleinen Calamares (11,50) waren knusprig gegrillt, die Portion groß auf Rucola-Salat und Zaziki. Ein Klassiker im Yol ist Adana Kebab Yogurtlu, das sind Hackfleischspieße mit Joghurt auf geröstetem Brot. Die Sauce war leider zu viel und so tomatig, dass die Angelegenheit recht matschig wurde. Der Preis, nur 9,50 Euro, und der fein gewürzte Spieß rissen es aber wieder heraus.

Als Nachtisch kommt eine riesige Portion cremiger Yoghurt an den Tisch

Entspannt wie die Atmosphäre ist auch der Service hier, manchmal muss man schon recht lange warten. Die sehr freundliche, aufmerksame Bedienung gibt ihr Bestes - das muss sie auch, denn sie muss den Laden praktisch allein am Laufen halten. Mit einem Lächeln brachte sie eine tolle Nachspeise: Balli für 3,50 Euro. Das ist ein wunderbarer cremiger Yoghurt mit Nüssen, Kiwi und Honig, eine riesige Portion.

Später gab es dann noch Ouzo vom Haus. Ziemlich griechisch für eine türkische Taverne. Ebenso vermischt sich die Weinauswahl - von türkischem Villa Doluca, das Viertel für 3,50 Euro, bis zu griechischem Athos, der halbe Liter für 6 Euro. So günstig, dass man ruhig noch verweilen kann.

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