Falsche Polizisten:Mutmaßlicher Senioren-Betrüger in der Türkei festgenommen

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Die Täter sollen sich am Telefon als Polizisten ausgegeben haben. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Der 31-Jährige soll den Trick der "falschen Polizeibeamten" erfunden und so mit seiner internationalen Bande Millionen erbeutet haben. Die Opfer waren Senioren in München und ganz Deutschland.

Von Julian Hans

Nach jahrelangen Ermittlungen der Münchner Kriminalpolizei ist am Mittwoch in der türkischen Stadt Izmir der Anführer einer internationalen Betrügerbande festgenommen worden, die mit dem Trick der "falschen Polizeibeamten" bei Senioren in München und ganz Deutschland Millionen erbeutet hat. "Es ist ein großer Schlag gegen die Hintermänner", sagte Kriminaldirektor Andreas Huber am Donnerstag. Huber leitet die Arbeitsgruppe "Phänomene", die sich seit drei Jahren auf die Bekämpfung von Callcenterbetrug spezialisiert hat.

Berichten türkischer Medien zufolge wurden insgesamt 48 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht und 31 Personen festgenommen, darunter auch die Köpfe der Bande. Die Fahnder stellten demnach 1,5 Millionen Euro und 200 000 Dollar in bar sowie fünf Kilogramm Gold und mehr als 20 Luxusuhren sicher. Auch Schusswaffen, Immobilien, Autos und Firmenanteile seien beschlagnahmt worden, hieß es.

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Als Anführer der Bande gilt ein 31 Jahre alter Mann, der im August 2012 aus einer Zelle im Bremer Landgericht geflohen war und sich danach in die Türkei abgesetzt hatte. Ihm sollen sich später weitere Kriminelle angeschlossen haben, die aus Deutschland abgeschoben wurden. "Der 31-Jährige gilt als Erfinder dieser perfiden Betrugsmasche mit den falschen Polizeibeamten", erklärte Kriminaldirektor Huber.

Die Täter hätten Senioren nicht nur um ihr Erspartes gebracht, sondern sie im Nachhinein am Telefon auch noch lächerlich gemacht: "Die haben detailliert beschrieben, wie sie das Geld für teure Autos und ein Luxusleben durchbringen", sagte Huber. Wenn Opfer den Betrug rechtzeitig erkannten, hätten ihnen die Anrufer gedroht.

Auf das Konto des kriminellen Callcenters soll unter anderem ein Fall aus dem Jahr 2019 gehen, bei dem eine Rentnerin aus Solln dazu gebracht wurde, den vermeintlichen Polizisten 300 000 Euro zu übergeben. Danach verkaufte sie ihr Haus für fast drei Millionen Euro, um auch diesen Erlös den Betrügern zu geben. Diese stellten sich am Telefon als Polizisten vor und drängten die Senioren dazu, Geld und Wertsachen an Abholer zu übergeben, angeblich um sie vor Einbrechern in Sicherheit zu bringen. Mit dem Trick arbeiten auch andere Banden. "Leider haben wir in den letzten Tagen eine erneute Welle von Anrufern aus anderen Callcentern gehabt", sagte Huber.

© SZ vom 04.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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